Fazit – das Wirtschaftsblog

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Für alle, die’s genau wissen wollen: In diesem Blog blicken wir tiefer in Börsen und andere Märkte - meist mit wissenschaftlicher Hilfe

Quantitative Easing in der Geldpolitik taugt nichts

Die speziellen geldpolitische Lockerungen in den Vereinigten Staaten von Amerika haben kurzfristig die Aktienkurse unterstützt und den Dollar geschwächt. Die mittelfristigen Kosten sind aber erheblich. Der Saldo könnte gerade negativ werden. Von Gerald Braunberger

Die speziellen geldpolitische Lockerungen in den Vereinigten Staaten von Amerika haben kurzfristig die Aktienkurse unterstützt und den Dollar geschwächt. Die mittelfristigen Kosten sind aber erheblich. Der Saldo könnte gerade negativ werden.

Von Gerald Braunberger

In Die Federal Reserve in Washington - Foto: Reuters der im Jahre 2007 ausgebrochenen Krise haben viele Notenbanken zu außergewöhnlichen Maßnahmen gegriffen, darunter zu sogenannten “quantitativen Lockerungen” (quantitative easing, kurz QE). Darunter werden sehr unterschiedliche Maßnahmen verstanden, deren gemeinsamer Nenner lautet: Sie verändern gewöhnlich die Bilanzsumme der Notenbanken und sie werden bei Leitzinsen von nahe null Prozent unternommen. Zum Beispiel hat die Fed (Foto: Reuters) mehrere Aufkaufprogramme für festverzinsliche Wertpapiere beschlossen. Die Idee besteht darin, die Renditen von Festverzinslichen zu senken und/oder die Renditestrukturkurve zu verändern, um den Kauf von Aktien und anderen risikobehafteten Assets zu fördern. Über einen positiven Vermögenseffekt könnte dann die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und damit die reale Wirtschaft angeregt werden.

Der in London ansässige Hedgefondsmanager Stephen L. Jen (SLJ Macro Partners) hat die Vor- und Nachteile speziell des amerikanischen QE in einer kurzen Studie zusammen gefasst:

1. Kurzfristiger Vorteil: Die Aktienkurse nicht nur in den Vereinigten Staaten sind nach den Ankündigungen von QE-Maßnahmen jedes Mal gestiegen. Das zeigt, dass der geldpolitische Stimulus in der Tat die Nachfrage nach risikobehafteteren Assets – zumindest vorübergehend – angeregt hat.

2. Kurzfristiger Vorteil: Eine lockere Geldpolitik der Fed schwächt den Dollar am Devisenmarkt. Das wird von nicht wenigen Beobachtern als vorteilhaft für die Vereinigten Staaten angesehen, auch wenn Jen die Ansicht vertritt, dass die jüngste Geldpolitik der Fed den Zusammenhang zwischen einer Reihe wichtiger Assets und dem Wirtschaftswachstum verzerrt hat.

1. Mittelfristiger Nachteil: QE kann zu höherer Inflation führen, wenn der richtige Zeitpunkt verpasst wird, die Geldpolitik wieder zu straffen. Angesichts sehr unterschiedlicher ökonomischer Analysen von Falken und Tauben in der Fed-Führung hält Jen es für möglich, dass die Fed in den kommenden Jahren schwere geldpolitische Fehler begeht.

2. Mittelfristiger Nachteil: QE in den Vereinigten Staaten exportiert unwillkommene Liquidität in die Schwellenländer, wo die Kreditzyklen mittlerweile so reif geworden sind, dass Schwellenländer – wie in Brasilien geschehen – dazu tendieren könnten, den Kapitalverkehr zu beschränken. (Das Schwellenländer-Thema wird seit Jahren auch von einer Reihe akademischer Ökonomen herausgestellt.)

3. Mittelfristiger Nachteil: QE kann Moral-Hazard-Probleme generieren, wenn Regierungen im Vertrauen auf lockere Geldpolitik und Staatsanleihenkäufe von Notenbanken notwendige Strukturpolitik oder Haushaltskonsolidierung unterlassen. Dieser Befund gilt nach Ansicht Jens auch für die Vereinigten Staaten (in der Eurozone ist das schon länger ein Thema).

4. Mittelfristiger Nachteil: QE kann zu erhöhter Volatilität an den Finanzmärkten führen. Die als Folge von QE gestiegenen Aktienkurse finden keine fundamentale Rechtfertigung in Zeiten schwachen Wirtschaftswachstums. Das führt zur Gefahr deutlicher Kurseinbrüche wie z.B. in Japan in den Jahren 2007/08 zu beobachten war.

 

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