Fazit – das Wirtschaftsblog

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Für alle, die’s genau wissen wollen: In diesem Blog blicken wir tiefer in Börsen und andere Märkte - meist mit wissenschaftlicher Hilfe

Ein Vorschlag für eine europäische Arbeitslosenversicherung

Eine europäische Arbeitslosenversicherung könnte Länder in schweren Wirtschaftskrisen auffangen. Aber viele Länder haben Angst, dass sie dann für andere draufzahlen. Forscher haben einen Vorschlag entwickelt, der dieses Problem lösen soll.

Eines hat die Eurokrise ganz deutlich gezeigt: Wenn ein überschuldeter Staat erst mal Probleme hat, dann wird es richtig schwierig. Kommt die Konjunkturkrise, werden viele Menschen arbeitslos – und der Staat muss noch mehr Geld für die Arbeitslosen ausgeben. Deshalb befürworten manche Ökonomen die Idee einer europäischen Arbeitslosenversicherung: Alle Länder zahlen zusammen ein, so verteilen sich die Risiken besser.

Dieses Prinzip hat aber auch scharfe Gegner. Denn was, wenn manche Staaten schneller reformieren als andere und die Staaten mit weniger Reformen mehr strukturelle Arbeitslosigkeit haben? Dann würden die Staaten mit mehr Reformen auf Dauer draufzahlen. Ein Forscherteam vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung um dessen Präsidenten Clemens Fuest legt jetzt einen Vorschlag für eine Arbeitslosenversicherung vor, die genau dieses Problem vermeiden soll.

Diese Arbeitslosenversicherung zahlt für jeden Arbeitslosen nur in den ersten zwölf Monaten ohne Stelle. Mathias Dolls, Dirk Neumann und Andreas Peichl argumentieren: So zahlt die Versicherung nur für die kurzfristige konjunkturelle Arbeitslosigkeit, nicht für die langfristige strukturelle.

Nach diesem Prinzip hätte sogar Deutschland in den Jahren um 2000 netto Geld aus der Arbeitslosenversicherung bekommen – würde allerdings trotzdem zu den größten Nettozahlern gehören. Deutschland, Österreich und die Niederlande würden rund 0,2 bis 0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts mehr für die Arbeitslosenversicherung zahlen, als sie herausbekommen – für Deutschland wären das fünf bis zehn Milliarden Euro. Größte Nettoempfänger wären Spanien und Lettland.

Das Paper ist inzwischen veröffentlicht.

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