Stützen der Gesellschaft

Stützen der Gesellschaft

Leben, Bildung, Torten und sozialunverträgliches Spätableben unter Stuck und Kronleuchtern.

Was hätten’S denn gern?

Nach zwei Jahren Dauerplauderei sieht sich dieses Blog nunmehr echter Konkurrenz anderer Organe ausgesetzt. Das ist nicht nett und auch nicht höflich, aber was will man schon Medien erwarten, die in Hamburg und Berlin gemietet haben. Um hier auch weiterhin zur Zufriedenheit der Leserschaft agieren zu können, wäre ich sehr um Anregungen dankbar.

Schlechterer Sohn aus besserer Familie braucht gute Ideen.

Dieses Blog hier wird bald zwei Jahre alt und ist, um in bester Tradition etwas unbescheiden zu sein, blendend gelaufen. Ab und zu bin ich auf Veranstaltungen, wo weniger erfolgreiche Verlagsmanager mich böse anfauchen: “Ja, Sie mit Ihrem Blog, wenn es den Schirrmacher nicht geben würde, dann hätte es das nie gegeben!” Womit sie natürlich nicht unrecht haben; Stützen der Gesellschaft ist eine Ausgeburt eines kranken Kunstfigurenhirnes meiner Person und Ergebnis des Mutes des besagten FAZ-Herausgebers, einfach mal etwas anderes zu wagen. Ich hoffe, es hat sich letztlich zu aller Beteiligten Zufriedenheit entwickelt, und wenn es nach mir ginge, könnten wir hier plaudern, bis wir alle im Ruhestand sind.

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Aber vor diese glückselige Lösung all meiner Probleme – hoffentlich auf einem Landsitz in Meran mit Blick auf die Berge und eine gute Portion Trüffelravioli mit Bergbauernbutter – haben die oben erwähnten, feindlich gesinnten Verlagsmanager die Herausforderung gestellt. Es ist, wurde mir nämlich erzählt, jenseits des Tegernsees nämlich so, dass manche Personen nicht zur eigenen Erbauung zwischen Spaziergängen und gelegentlichen Reisen nach Italien schreiben, sondern zum Broterwerb. Oder gar, so schlimm sieht es aus, gar zum Fabriksemmelkauf mit Müllfleischfüllung. In Berlin bekommen Sie ein Schock Blogger für Preise, für die ich nicht mal den Ersatzreifen meines Sunbeams aufpumpen lassen könnte. Dazu kommen abgehalfterte Moderatoren, unschlüssige Exirgendwasmitmedien, selbstbeschimpfte Werber, und mehr als nur ein gewisses Medienhaus in Hamburg hat auch gefragt, wie denn so die Zahlen der Stützen der Gesellschaft aussehen, um dagegen etwas zu entwickeln. Ausgerechnet in der Phase, da ich meine verdienten Frühjahrsreisen nach Italien antrete, will man dort wohl mit neuen Blogideen zeigen, dass man es auch kann. Ein wirklich nettes Geschenk zum 2. Geburtstag, Was wollen die – dass ich mich anstrengen muss?

Das ist um so ärgerlicher, als ich in meiner Funktion als Sohn natürlich nur Dinge gelernt habe, die wenig hilfreich sind. Ich könnte Ihnen durchaus kompetent über den Einfluss der kynischen Philosophie auf die Entwicklung der Halacha im späten Hellenismus erzählen, oder über Grabungsbefunde der chalkolithischen Chamer Gruppe, oder über Buchmalerei des Klosters Prüfening, und sehr unfair und inkompetent zusammen mit einer Dame mit Vorliebe für petrolfarbene Abendkleider moderne Operninszenierungen verreissen. Aber ich kann irgendwie so gar nichts von dem Zeug, das Medien für relevant halten. Ich kenne ja noch nicht mal Promis, Tennisspieler, Politiker und andere Transferleistungsempfänger, sondern nur dezente Reiche mit sehr langweiligem Dasein, das ich hier beschreibe. Ehrlich gesagt verstehe ich auch gar nicht, warum dieses irrelevante Blog gelesen wird, weil der Preis für die Ruhe im Reichtum tatsächlich die Langeweile ist. Ich glaube, die Wut anderer Verlagsmanager hat vielleicht auch etwas damit zu tun, dass sie es ebenfalls nicht verstehen.

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Aber gut. Fakt ist, man sitzt in Hamburg und Berlin und anderen schlechten Wohnlagen in beschmierten Hochhäusern an billigen Resopaltischen unter Lampen, die keine Kronleuchter sind, trinkt bereitgestelltes Cola und Mineralwasser und isst billiges Trockengebäck, das man keinem Hund anbieten könnte, und überlegt, was man tun soll: Wie bekommt man sowas wie dieses FAZ-Blog, nur dass es einem selbst gehört.  Das gleiche müsste ich jetzt auch machen, schliesslich sind das Leute von Journalistenschulen, und haben sicher keine 22 Semester bis zum Studien- und Partyzeitabschluss gebraucht. Die haben Diplome, in denen steht, dass sie Cracks sind, und ich habe insgesamt nur 200 Quadratmeter Wohnfläche, die ich aufräumen muss, bevor ich meinen Wagen gen Italien lenke, denn jemand in Berlin hätte gern echte italienische Salami aus Sterzing. Sie ahnen ja nicht, wie es bei mir aussieht! Schrecklich. Südafghanistan beginnt in meinen Küchen. Die letzte Gemäldelieferung muss ich auch noch aufhängen (ich muss unbedingt mal was über das Elend schreiben, als alleinstehender Sohn niemand zu haben, der einem Barockgemälde hinhält, damit man ihre Wirkung überprüfen kann). Selbst wenn ich also wüsste, was zu tun wäre, um in diesem Konkurrenzkampf zu bestehen:

Ich habe keine Zeit und keine Ahnung. Null. Ich habe von Journalismus nachweislich nicht die allergeringste Ahnung.

Und Nachdenken ist, wie Sie den hier ad hoc in zwei Stunden runtergeschmierten Texten freundlichst entnehmen können, auch nicht so meine Stärke. Ja, ich bedaure es auch, aber das Wissen, dass man bis zum Lebensende locker durchkommt, ist nicht gerade ein Wetzstein für das Gehirn. Mehr als Plaudern – und etwas anderes tun wir hier nicht – ist bei mir nicht drin.

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So gesehen sieht es schlecht aus. Erste Medien haben schon erste Frauen nach Florida zu den dortigen amerikanischen Reichen geschickt, und mich kriegen keine 10 Pferde zu diesen Leuten entsprechenden, besoffenen russischen Oligarchen in Sankt Anton. Ich mache weiter westdeutsche Westviertel und das Alpenvorland.

Aber vielleicht haben Sie, werte Leser, ja Wünsche und Ideen, was sie zwei Jahre nach dem Start der Stützen sonst noch gern lesen würden. Das muss und soll gar nichts mit mir zu tun haben, aber es interessiert mich, was Sie sonst noch interessieren würde. Was würde Ihnen gefallen, womit könnte man Sie beglücken, was wäre Ihr Pläsier – ich weiss es nicht, aber Sie haben davon sicher ganz unterhaltliche Vorstellungen. Ich werde das sicher auch nicht befriedigen, ja wer bin ich denn – aber vielleicht kann ich ja andere, ähnlich sinnlos treibende Gestalten wie mich selbst fragen, ob sie hie und da nicht was als Gäste, ab und zu, wenn es sich anbietet und die FAZ nichts dagegen hat, machen wollten. Das würde dann den – ebenso beruflich rühmlichen wie glücklicherweise grundfalschen – Anschein machen, ich würde mich zum ersten Mal in diesem Leben ernsthaft um irgendwas bemühen. Schreckliche Vorstellung. (Vermutlich, wenn das publik würde, würde man mir danach Frauen für eine (1) monogame Ehe und Kinder (viele) anbieten.)

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Ich zum Beispiel würde ja gern mal ein Blog lesen, in dem die Society, die ja keine Gesellschaft ist, sondern eben: Society, also, wo diese Society die Besprechung bekommt, die sie verdient, und die ich aber nicht leisten kann, weil man die in der besseren Gesellschaft ja gar nicht kennen kann, um sie wirklich fundiert und jenseits des Vorurteils zu vervorurteilen. Aber Sie? Was würde Ihnen behagen?