Stützen der Gesellschaft

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Leben, Bildung, Torten und sozialunverträgliches Spätableben unter Stuck und Kronleuchtern.

Reichtum für alle: Der Franken-Einstieg ist machbar

Der Euro muss nicht zerbrechen. Mit einem Übertritt zum Schweizer Franken würde ein neues Kerneuropa entstehen, das hübsch aussieht, und angenehme Folgen für die Besitzenden haben kann.

Verrat, Sire, ist nur eine Frage des Datums
Talleyrand

So sieht ein Sonnenuntergang am südlichen Ende des Gardasees aus, und ich muss sagen: Es mag eine etwas in Verruf gekommene Region sein, aber es ist dort immer noch schön.

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Solche Orte haben zumeist den kleinen Nachteil; ihre Schönheit ist schon etwas länger bekannt, und so haben sich hier Menschen schon vor langer, langer Zeit angesiedelt. Meine Familie stiess zwar in historischen Dimensionen vergleichsweise früh in diese Region vor, aber da war alles schon weg. Und ist es bis heute. Ich darf nicht klagen, die hiesigen Villenbesitzer blockieren mich auch nicht anders, als ich selbst nördlich der Alpen andere vom Umzug an den Tegernsee abhalte. Und ich muss auch ehrlich sagen, dass ich, selbst wenn ich hier wohnen würde, auf keinen Fall auf die Annehmlichkeiten eines alpinen Wohnsitzes verzichten würde. Ich darf mich also nicht darüber beschweren, dass solche Villen nicht zu meiner Verfügung stehen.

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Ich darf allerdings ihr Schicksal des Verfalls bedauern, und mir vornehmen, dass es mir irgendwann doch gelingen möchte… vielleicht nicht diese Villa hier am Sonnenuntergang, es würde schon etwas in zweiter Reihe in Riva genügen, in Obermais bei Meran oder auf den Hügeln über Brenzone oder ein kleines Haus im Zentrum von Mantua. Weil ich selbst gern restauriere und mich durchaus auch mit vergessenen, nicht ganz modernen Einrichtungen wie Rokokobibliotheken und Gemälden anfreunden kann, würde ein wenig Geld vielleicht schon reichen, sagen wir, eine Viertel Million als Anschubfinanzierung. Es geht dann auch ohne einen Kredit a la Wulff, ich würde bescheidene 300 Quadratmeter Wohnfläche nehmen und die Hälfte dann mit Gewinn und zur Kostendeckung weiter verkaufen. Um das zu bewerkstelligen, bräuchte ich aber zwei Dinge: Einen massiven Immobilienpreisverfall in Italien. Und eine Viertel Million. Und jetzt habe ich hier die Gelegenheit, beides zu erreichen.

Nun ja: Nicht ganz. Es sind leider nur 250.000 britische Peseten, die bei diesem Preis für die beste Idee zum Auseinanderbrechen des Euro ausgelobt werden, da kann es durchaus sein, dass man zum Zeitpunkt des Gewinns vielleicht nur noch ein kleines Eis mit Blick auf so eine Villa bezahlen kann. Die Wirtschaftsredaktion der Sonntags-FAZ jedenfalls hat einen Vorschlag veröffentlicht, der als idealtypisch für kleinere, fast ein wenig ängstliche und konventionelle Würfe stehen kann: Die Idee, zwei Währungen zu machen und dann mit Geld das Debakel mit Bank Runs und Krisenprofiteuren zuzukippen, während Europa zerbricht, mag irgendwie bankenfreundlich sein. Mehr aber auch nicht. Das sieht nach Not und Verzweiflung aus. Da fehlt die Grösse und die Innovation und vor allem das Gefühl für die Besitzenden. Und ich denke, man sollte einen Weg finden, der nicht nur meine Position und die Klassengrenzen sichert, sondern auch irgendwie schöner aussieht. Es muss ja nicht so schön wie Brenzone sein.

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Meine Überlegung geht anders: Das Kernproblem bei jedem Zerbrechen des Euros ist die Neuschaffung einer Währung aus dem Nichts. Irgendwer, die reicheren oder die insolventen Länder, bekommt eine neue Währung, die sich vom Euro nach oben oder unten absetzen wird. Und ohne jede Frage wird das auf beiden Seiten für Ärger, Risiken und Verluste sorgen. Es wäre falsch, den kompromittierten Euro bei den reicheren Ländern zu belassen, denn durch den Bruch stünde die Frage im Raum, wann der nächste Staat der neuen Eurozone über die Wupper geht. Die Krise würde sich weiter durch Europa fressen. Genauso falsch wäre es, mit einem harten Schnitt für die reichere Zone eine neue Währung zu erfinden: Man würde die prosperierenden Länder mit einer teuren Währungsreform bestrafen, und die Bevölkerung würde es hassen. Zumal die besitzende Bevölkerung. Die will eine sichere, funktionierende, gute, glaubwürdige Währung mit einer gewissen Tradition, so wie die Mark. Würde man aber die Mark in Resteuropa einführen, hätte man auch das ganze bei der FAS zutreffend geschilderte Elend – weshalb diese Idee auch nicht wirklich gut ist. Und alle würden sich über die deutsche Dominanz beschweren. Wo das hinführt, sieht man gerade am karrieregeknickten Herrn Asmussen.

Die spannenden Frage also ist: Wie bricht man den Euroraum auf, ohne den Euro zu zerbrechen und all die negativen Folgen einer neuen Währungen zu erdulden. Die einfachste Lösung – und da bitte ich in den Kommentaren um Mithilfe und Korrekturen, denn Sie alle wollen vermutlich Geschichten über mein Leiden an alten Villen in Oberitalien lesen – wäre es, den schwachen Ländern und failed states Griechenland, Irland, Portugal, Spanien, Italien, Estland, Malta, Zypern, Slowakei und Slowenien den Euro zu lassen. Das sind 10 von 17 Staaten, vollkommen zurecht die Mehrheit und damit auch berechtigt, die Gemeinschaftswährung zu behalten. Die anderen sieben….

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bekommen keine neue unsichere Geldbruchbude, sondern ein solides, altes, nie abgeschafftes Währungshaus mit allerbesten Aussichten, das, seien wir ehrlich, ohnehin schon längst die allgemeine Zweitwährung der Vermögenden in Europa ist: Der Schweizer Franken. Diese Lösung hat viel Charme, denn der Franken ist weltweit akzeptiert und bekannt. Man kann ihn jederzeit mit einem Knopfdruck konvertieren. Es gibt keine Gefahr durch Unsicherheiten und Volksaufstände, denn die meisten Menschen dürften froh sein, diese gut beleumundeten Scheine im Geldbeutel zu haben. Man muss nicht neue Scheine erfinden, man kann die Vorbereitungen heimlich in der Schweiz vollziehen, und gleichzeitig schliesst man aus, dass die 10 Eurostaaten auch nur die geringsten Anlässe für einen Bank Run haben: Es würde keinen Sinn machen, das Geld in die Region der sieben Neuschweizer zu schleppen, und dort neue gute Euro gegen alte schlechte Euro umzutauschen. In dem Moment, da man die Änderung durchführen würde, würde der Euro natürlich absaufen, aber den Schweizern täte da kein Zahn mehr weh: Deutschland, Österreich und Frankreich wären auf der Frankenseite, man könnte weitermachen, handeln und exportieren wie bisher. Vielleicht mag sich die Schweiz auch den alten Traum erfüllen und sich noch das alte Herzogtum Mailand als Südtessin militärisch einverleiben, da würden wenige weinen, und die Frankenzone um die Schweiz wäre komplett.

Natürlich sind viele Fluchtgelder aus Südeuropa in der Schweiz. Das ist nochmal ein weiteres Problem, das sich aber bei einer Frankenlösung für den guten Teil Europas vergleichsweise einfach beheben lässt: Das Geld kam als Euro und wurde in Franken konvertiert. Man könnte ab einem gewissen Freibetrag bei der Rückkonvertierung Steuern erheben. Sagen wir mal, 95% auf Währungsgewinne, und dazu eine saubere Kapitalverkehrskontrolle. Damit bliebe das meiste Geld dann auch in der Schweiz, ein Bank Run durch den Absturz des Bad Euro und die dadurch profitierenden Risikoflüchtlinge aus dem Süden wäre ausgeschlossen. Der Handel mit dem Rest Europas würde sich für die Schweiz dagegen wieder normalisieren, und das Land wäre damit auch die Risiken der Fluchtwährung dauerhaft los.

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Ansonsten würde sich wenig ändern. Der Euro ist bei diesem Vorschlag nicht zerbrochen, sondern weiterhin offizielles Zahlungsmittel, das im internationalen Handel weiter gültig ist. Nur haben 7 Länder eine neue Hauptwährung für ihren Binnenhandel. Die normalen Bürger müssen nicht viel tun, entweder haben sie Euro, oder alles wird auf Franken umgestellt, und mit dem Euro kann man auch weiterhin grenzenlos in den Süden reisen, und, sollte er entwerten, eine Villa kaufen, oder gleich die drei, die neben der ersten Villa oben stehen. Umgekehrt werden die Südländer erst mal andere Probleme haben, als am Tegernsee ein Hotel zu finden: Auch da dürften sich die Probleme mit dem Umtausch in Grenzen halten. Natürlich wird der Euro dann marktgesteuert an Wert verlieren, aber wie viel das dann ist, können exakt jene Finanzinstitutionen über die Börse aushandeln, die davon betroffen sind. Turbulenzen kann man auf die jeweiligen Tochterunternehmen in den Euroländern auslagern, dann stimmen die Bücher wieder, und Abscheibungen können verzögert werden. Es gibt aber keinen Anlass für eine Staatspleite mehr, die Staaten können jedes Problem locker weginflationieren, und wer immer dort unten investiert hat, bekommt zum Ausgleich anderswo eine wirklich grandiose Währung mit bestem Ruf.

Theoretisch ist das kein Problem: Die Schweiz ist ein Bundesstaat, man kann ihr beitreten, die beiden Hauptsprachen Deutsch und Französisch werden dort gesprochen, und in der deutschen Exklave Büsingen hat man heute schon den Franken als Zahlungsmittel. Es geht also gar nicht um das Zerbrechen, Zerstören oder den Untergang von Europa, sondern nur um eine, sagen wir mal, weitere Einigung mit der Schweiz, nur eben nicht so, dass sie den Euro übernimmt, sondern ein paar andere den Franken, so wie Slowenien auch den Euro bekam, ohne dass gleich alles pleite ging. Wenn das mit dem Euro geht, geht das auch mit dem Franken. Und dieses Frankeneuropa wiederum wäre ein famoser, starker Wirtschaftsraum, mit dem wir die Amerikaner, Chinesen und Briten an die Wand quetschen.

Wenn sie erst mal die Viertel Million überwiesen haben. Bitte auf ein Schweizer Konto, und nicht in britischen Peseten.