Stützen der Gesellschaft

Stützen der Gesellschaft

Leben, Bildung, Torten und sozialunverträgliches Spätableben unter Stuck und Kronleuchtern.

Österreichische Sklaven oder wie die CSU lernt, den griechischen Schuldenschnitt zu lieben

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Ins gleissend helle Licht unserer bayerisch-deutschen Geschichte tritt der Österreicher gegen Ende des 9. Jahrhunderts in Form des Ungarnsturms, der, aus dem Osten kommend, das schöne Bayernland und weniger wichtige Regionen überfällt, ausraubt, plündert, missbraucht und schändet. Ein halbes Jahrhundert müssen wir uns mit dieser Geissel der Zivilation herumschlagen – dann haben wir sie auf dem Lechfeld besiegt, vertrieben, im Anschluss daran in ihren finsteren Vorbalkan verfolgt und ihnen als Sklaven und Untertanen der Bayern die Kultur gebracht. Der Österreicher hätte also allen Grund gehabt, uns dankbar zu sein, aber nach seiner Entlassung in die Freiheit im 12. Jahrhundert hat er nicht aufgehört, Bayern zu piesaken. Keine Erbfolgekriege, keine Revolutionswirren, die die Horden dieses postungarischen Balkanvolkes das nicht als Vorwand missbrauchten hätten, und bei uns eingefallen wären. Und als wir ihnen in Zeiten der Aufklärung die Pockenimpfung bringen wollten, haben sie unter Andreas Hofer einen Volksaufstand gemacht, weil sie dachten, ohne Pocken wären sie nicht mehr so gottgefällig schön.

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So sind sie, die Österreicher: Ex Oriente nix, gar nix. Ihre räuberische Natur kommt heute noch in Form des Pickerls zum Ausdruck, mit dem sie als Wegelagerer dem Bayern den Weg in seine Kolonie Gardasee erschweren. Das Verhältnis zwischen kulturbringenden Bayern und rückständigen Österreichern war also noch nie wirklich gut, und nicht von ungefähr lautet ein alter Spruch des Oberlandes „Lieber bayerisch sterben als österreichisch verderben“. Dass dann unsere Landesregierung auch noch den Österreichern – und hier wiederum den Kärntnern, die aufgrund ihrer Liebe zu Jörg Haider innerösterreichisch den Ruf der Österreicher unter Österreichern haben, – die Hypo Alpe Adria Bank abgekauft hat, war eine fatale Fehlentscheidung. Österreichs einzige sinnvolle Rolle in der Weltenmechanik liegt im Niemandsland und Pufferzone zwischen Bayern und dem Balkan. Wie kann man da nur eine Bank kaufen, die genau in diesem Balkan, wie man weiss, fragwürdigste Geschäfte macht?

Bayern ist diese Katastrophe im letzten Moment losgeworden, indem man die Österreicher so angesprochen hat, dass sie es verstehen: Indem man sie erpresst hat, die Bank wieder zu nehmen und mitsamt den restlichen maroden Banken dem Untergang entgegen zu taumeln. Teuer war der Spass, aber immerhin war es ein Spass, Österreicher beim Jammern zu hören, dass sie die Schulden der Bank nicht begleichen können und Kärnten mehr oder weniger bankrott sei. Schöne Antworten hätte man ihnen da geben können, im griechischen Stile: Sie hätten ja das ein oder andere Schloss verkaufen können, ihre weltweit zusammengerafften Kunstsammlungen oder auch den ein oder anderen Berg. Oder gleich das Burgenland, wo die SPÖ mit der FPÖ koaliert. Wir hatten über tausend Jahre Zeit, uns Forderungen einfallen zu lassen, wenn wir sie endlich mal auf Knien sehen: Die Abtretung von Salzburg etwa wäre auch keine schlechte Sache. Und die Autobahn an den Gardasee.

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Natürlich wollte Österreich die Zeche prellen und keinen Pfifferling herausgeben, und so traf man sich vor Gericht. Es sah eigentlich ganz gut aus für Bayern, und unabhängig vom Ausgang hätte man der ganzen Finanzwelt auf Jahre bis zur letzten Instanz zeigen können, wie der Österreicher so ist, wenn es ans Zahlen geht. Fraglos hätte das dem Planeten vor Auge geführt, dass unsere Bayerische Sicht der Geschichte die richtige ist, weil wer zahlt, schafft an, und wenn sie gar nicht mehr hätten zahlen können, hätten wir biblisch geantwortet: Wer Knecht ist, soll Knecht bleiben, und die Leibeigenschaft wieder eingeführt. So hätten sich die paar Milliarden gelohnt.

Statt dessen hat sich der Freistaat Bayern auf Verhandlungen eingelassen und auf die Hälfte der Forderungen verzichtet. Noch nicht einmal die Kärntner dürfen wir versklaven, und es gibt auch keine Garantie, dass die nächsten 77 Jahre nur Bayern das Wettlesen in Klagenfurt gewinnen dürfen.

Ich habe nachgerechnet: Dieser Milliardentribut kostet pro Bayern zweihundert Mark. Das sind hundert Euro oder 20 Mass Bier im Biergarten. Das schenken wir denen einfach so. Um Prozesse zu vermeiden, um das frostige Klima im Alpenraum zu verbessern. Nach tausend Jahren österreichischer Übergriffe stellt sich die CSU hin und wirft ihnen über eine Milliarde hinterher, als Dankeschön für all die Demütigungen. Der Zeitpunkt war wohl gerade günstig, die CSU poltert gegen Griechenland, da merkt das keiner, denken die, wenn sie einen 50-Prozent-Schuldenschnitt durchschmuggeln, als wäre es ein Hektoliter Strohrum vom Achensee für das Waldfest in Kreuth. Das muss man hier erst einmal verdauen. Daher auch der Strohrum.

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Auf der anderen Seite aber zeigt das: So eine Geste ist möglich, sogar gegen Österreicher. Und Kärntner. Nach all der Geschichte ist es auch für die gegen Griechenland so polternde CSU möglich. Was aber hat uns der Grieche getan? Der Grieche hat uns schöne Vasen und Statuen zukommen lassen, mit denen wir unsere Antikensammlungen gefüllt haben, die wir dann nie besuchen. Der Grieche hat uns nie überfallen, nur als Hilfstruppe war er bei den Belagerungen der Türken vor Wien dabei, aber das ist doch nichts, was man als Bayer nicht verstehen könnte. Ja, vielleicht hat das sogar die Österreicher etwas gestutzt, so dass sie eine Weile von uns ablassen mussten. Die Griechenliebe hat uns schöne Bauten in München geschenkt, die Walhalla ist ein griechischer Tempel, in der Residenz gibt es einen Herkulessaal, den wir auch nie besuchen, und die Säulen, die dieses Blog zieren, wurden dort entworfen. Es mag stimmen, dass das politische System der Griechen ganz massive Ähnlichkeiten mit dem hat, das man auch bei den Österreichern vorfindet, aber man muss auch einmal sagen, dass wir von den Griechen kulturell so profitiert haben, wie die Österreicher von uns hätten profitieren können.

Die Bildzeitung versteht das nicht, weil es mit Kultur zu tun hat. Aber wer einen Biergarten besucht, der merkt, dass das Volk die hundert Euro an die Österreicher schon verschmerzt hat. Ein ähnlicher Schuldenschnitt für Griechenland würde pro Person im schlimmsten Falle ungefähr 270 Euro kosten. Aber diesmal nicht nur die Bayern, sondern auch Schwaben, Frankfurter, Rheinländer und jede andere Art von Preussen. Auch die Österreicher müssten zahlen.

Da sehe ich eine gute Möglichkeit für die Staatspartei, aus dem bisherigen Kurs gegen die Griechen heraus zu kommen. Alles, was man braucht, ist eine grössere internationale Krise wie den Zusammenbruch der Aktienmärkte in China. Dann sind die Leute wieder froh, in Europa zu leben. Für die Verluste durch einen Schuldenschnitt haftet der Bund, und es wäre doch gelacht, wenn man das nicht als Grund nehmen könnte, warum wir erstens eine Maut für alle brauchen und zweitens Bayern weniger Bundesfinanzausgleich zahlen will. Das ist zwar hanebüchen und mindestens so dreist wie die Schummelei der Griechen beim Euroeintritt, aber es sichert hier wie dort den Machterhalt, und wir können uns das leisten wie den Apfelstrudel zur Nachspeise.

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Die Österreicher dagegen werden gleich wieder das Geld los, das wir ihnen gaben, und das für ihre marode Bank draufgehen sollte. Das geht an die Griechen. Mit Zins und Zinseszins. Man darf so einen Schuldenschnitt nicht isoliert betrachten, man muss ihn ganzheitlich sehen und als guter Europäer überlegen, wem er am wenigsten schadet: Uns. Und wem am meisten:

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Ich sehe da also durchaus eine gute Chance, dass die Bayerischen Staatsregierung über das Wochenende eine Wende einleiten kann, die ihnen beim Volke angesichts der nachbarschaftlichen Schuldenversklavung ganz sicher nicht schaden wird, und ich hätte dann gern die Rosenkranzmadonna von Caravaggio aus dem Kunsthistorischen Museum Wien für meine Küche, da ist nämlich noch etwas Platz. Das haben wir heute im Biergarten so besprochen und die P. wird das dem Seehofer, der keine drei Kilometer von hier wohnt, auch so darlegen.