Ich. Heute. 10 vor 8.

Ich. Heute. 10 vor 8.

Frauen schreiben. Politisch, poetisch, polemisch. Montag, Mittwoch, Freitag.

08. Jul. 2015
von Slavenka Draculic
4 Lesermeinungen

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Ein Alptraum verjährt nicht

Hierzulande markierte das Massaker von Srebrenica den Wendepunkt deutscher Außenpolitik in Richtung Militäreinsätze der Bundeswehr. Vor Ort in Bosnien kann und will die Trauer seit zwanzig Jahren nicht weichen.

Am 11.7. findet die 20jährige Trauerfeier zum Gedenken an das Massaker von Srebrenica statt. Srebrenica ist eine kleine Stadt im Osten Bosnien Herzegowinas, in der 8.000 Männer, überwiegend Zivilisten im Alter zwischen 12 und 77 Jahren, in einer groß angelegten Exekution, durchgeführt von der Republika-Srpska-Armee und paramilitärischen Einheiten unter dem Kommando von Ratko Mladic, der in Den Haag wegen Kriegsverbrechen vor Gericht steht, getötet wurden. Dieses Massaker, das grausamste in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg, wurde vom Kriegstribunal als Genozid eingestuft.

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08. Jul. 2015
von Slavenka Draculic
4 Lesermeinungen

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07. Jul. 2015
von Marion Detjen
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Trolle und Tolstoi

Real, digital, katastrophal –Worte beglücken und verschrecken uns. Im Internet schlagen sie besonders gern über die Stränge. Betrachtungen über das Lesenlernen auf der Straße und im Netz.

Das klingt schön: Gangster Love Boo-boo© John H. White, public domainDas klingt schön: Gangster Love Boo-boo

Wenn wir dieser Tage mit unserem kleinen Sohn unterwegs sind, brauchen wir mehr Zeit als sonst. Er hat nämlich gerade lesen gelernt, bleibt dauernd stehen und liest alles, was ihm in die Quere kommt: Autoschilder, Werbeschriften, T-Shirt-Aufdrucke, Zeitungsschnipsel, Aufkleber. Konzentriert entziffert er die Botschaften, jede einzelne kriegt bei ihm eine Chance. Kann er sich keinen Reim auf sie machen, geht er weiter bis zur nächsten. Bücher interessieren ihn weniger. Die Texte begegnen ihm und er begegnet ihnen, auf Augenhöhe, auf der Straße. Weiterlesen →

07. Jul. 2015
von Marion Detjen
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03. Jul. 2015
von Hengameh Yaghoobifarah

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Das Unbehagen der Gewänder

Schlechte Zeiten für Fashionistas. Ob man nun politisch links oder rechts, feministisch oder nicht feministisch ist: Frauen, die modisch mit ihren Weiblichkeiten spielen, werden nicht für voll genommen. 

IMGP5384© Julia Martin 

Mode ist ein hartes Pflaster für eine dicke, linke Queerfeministin wie mich. Mit der Mode auf den herkömmlichen Runways kann ich mich nicht identifizieren – so elitär und normiert wie sie ist. Und das gilt nicht nur für mich. Denn jetzt mal ehrlich: Wer fühlt sich von den superschlanken, weißen Models mit ausdruckslosem Gesicht wirklich repräsentiert? Das kann beim bestem Willen nicht mal der Mainstream von sich behaupten. Außerdem ist diese Kleidung auch gar nicht für den Mainstream gemacht. Designerlabels transportieren Gefühle der Exklusivität und nicht der massentauglichen Kollektivität. Die gängige Kleidergröße sagt genug über die Nähe des Runways zur Realität aus: Entworfen wird für Größe 34, die Durchschnittsfrau in Deutschland trägt 42/44. Noch Fragen? Weiterlesen →

03. Jul. 2015
von Hengameh Yaghoobifarah

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01. Jul. 2015
von Hella Dietz
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Elternbeschimpfung

Ab heute gibt es mehr Geld für Eltern. Aber mögen tut sie kaum jemand. Oder doch? Sie etwa? Mögen Sie Eltern?

###© public domain 

In den Medien wimmelt es von Bezeichnungen für Eltern, die sich zwar zunächst nur auf einen bestimmten Lebensstil beziehen, aber selten nett oder auch nur neutral benutzt werden: Helikoptereltern, Rabenmütter, Glucken, Narzissten, Impfgegner, Mütter vom Kollwitzplatz.

Heute wird das Elterngeld Plus eingeführt, das es ermöglichen soll, Beruf und Familie besser unter einen Hut zu bringen. Sie können dann länger Teilzeit arbeiten und nach den ersten zwei Jahren nicht nur 12, sondern 24 Monate zusätzliche Elternzeit beantragen. Mehr Geld ist erst einmal gut. Aber mehr mögen wird man sie deshalb nicht, die Eltern. Die Medien werden ihnen nach wie vor erklären, dass sie ihre Kinder zu sehr behüten, dass sie zu wenige Grenzen setzen, dass sie dem Förderwahn verfallen seien und zu viele Ratgeber lesen. Und im Alltag werden ihnen auch weiterhin wildfremde Menschen erklären, was sie sonst noch alles falsch machen. Weiterlesen →

01. Jul. 2015
von Hella Dietz
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29. Jun. 2015
von Lina Muzur
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Der ungarische Napoleon

Ungarn hat vor einem Vierteljahrhundert als erster Ostblockstaat den Eisernen Vorhang beseitigt. Nun will Premierminister Viktor Orbán eine Mauer entlang der serbischen Grenze bauen: 175 Kilometer lang und vier Meter hoch. Die Mauer soll das Land vor Flüchtlingen schützen. 

###© Delphi Filmverleih 

Ein Mädchen auf dem Fahrrad, in ihrem Rucksack eine Trompete. Es ist helllichter Tag. Das Mädchen fährt durch verlassene Straßen. Außer ihr ist niemand zu sehen. Noch bevor der Zuschauer sich die Frage stellen kann, was an dieser Szene eigentlich nicht stimmt, taucht hinter dem Mädchen eine Hundemeute auf. Hunderte von bellenden, wildgewordenen Hunden. Sie sind nicht hinter dem Mädchen her. Sie folgen ihr. Auf welcher Mission, wird der Film zeigen. Klar ist lediglich, hier hat eine Revolution stattgefunden.

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29. Jun. 2015
von Lina Muzur
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26. Jun. 2015
von Sibylle van der Walt
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Die Festung Europa wird fallen

Robert Schuman, Mitbegründer der europäischen Idee, wollte Europa einen und in Richtung Afrika öffnen. Da Abschottung nicht funktioniert, wird es Zeit, über seine Ideen zu diskutieren.

Gerade beraten die europäischen Staats- und Regierungschefs in Brüssel zur Migrationspolitik. Endlich sollen Konsequenzen aus der Flüchtlingstragödie im Mittelmeerraum gezogen werden. Zur Debatte steht unter anderem eine grundlegende Reform des europäischen Asyl-Systems, das auf der Erstland-Regel basiert. Sie besagt, dass ein Flüchtling erst nach Erreichen des europäischen Festlands einen Asylantrag stellen kann, und hat in jüngster Zeit zu den bekannten lebensgefährlichen Seeüberquerungen geführt. Dieses Verfahren ist fest in der Logik der “Festung Europa“ verankert, doch ein Streifzug durch Luxemburg zeigt, dass das Selbstverständnis der Europäischen Union mal ein anderes war.

Die Turmruine "Hohler Zahn" auf dem Bockfelsen in Luxemburg. Der Bockfelsen wird gern als Wiege der Festung und der Stadt Luxemburg bezeichnet. Auf dem Felsen war es, wo Graf Siegfried im Jahr 963 die Burg Lucilinburhuc erbauen ließ. Hier befinden sich die Bock-Kasematten mit ihren Wehranlagen sowie der restaurierte Turm © picture-alliance / Romain FellensDie Turmruine “Hohler Zahn” auf dem Bockfelsen in Luxemburg. Der Bockfelsen wird gern als Wiege der Festung und der Stadt Luxemburg bezeichnet. Auf dem Felsen war es, wo Graf Siegfried im Jahr 963 die Burg Lucilinburhuc erbauen ließ. Hier befinden sich die Bock-Kasematten mit ihren Wehranlagen sowie der restaurierte Turm “Hohler Zahn”. Seit 1994 tragen die Festungsanlagen und die Altstadt Luxemburgs den Titel des Unesco-Weltkulturerbes.
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26. Jun. 2015
von Sibylle van der Walt
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24. Jun. 2015
von Mercedes Lauenstein
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Alles auf Speed, alles komplett egal

Von Tagen und Nächten in einem Tokioter Hotelbett

###© Mercedes Lauenstein 

Das Bett steht an einem Fenster im 21. Stock. Ich liege im Bademantel unter der Decke, den Kopf auf dem rechten Arm abgelegt. Ich höre keine Musik. Ich höre nur: Das Klacken des Luftbefeuchters. Das Geräusch meiner Haut auf der frischen Bettwäsche, wenn ich mich bewege, das Rumpeln in einem anderen Zimmer, das diffuse Rauschen von draußen: Motoren, Wind, Klimaanlagen, Stadt. Irgendwo eine Feuerwehrsirene. Ich blinzle. Da unten fährt ein Shinkansen vorbei. Autos, wie an unsichtbaren Bändern gezogen. Noch ein Shinkansen. Die Dächer und Fassaden glänzen in der Nachmittagssonne. Das Blinzeln wird immer mühsamer. Noch ein Shinkansen. Menschen strömen über einen Zebrastreifen. Die Augen fallen mir zu. Es ist so hell, als schliefe ich am Strand.

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24. Jun. 2015
von Mercedes Lauenstein
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22. Jun. 2015
von Isabell Welpe und Annika Reich
26 Lesermeinungen

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Frauen verhandeln schlechter als Männer

Was nutzt die Quote, wenn Frauen in Führungspositionen schneller aufgeben und sich weniger zutrauen als Männer? Wenn sie andere Frauen nicht fördern, sich nicht für technische Berufe interessieren und nun einmal diejenigen sind, die die Kinder bekommen? Fragen an die BWL-Professorin Isabell Welpe.

Sogar Erzbischof Zollitsch sagt: „Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen“ © https://www.flickr.com/photos/medienmagazinpro/Erzbischof Zollitsch: „Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen.“

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22. Jun. 2015
von Isabell Welpe und Annika Reich
26 Lesermeinungen

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19. Jun. 2015
von Margarete Stokowski
12 Lesermeinungen

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Laurie Penny wird in Deutschland zum Star

Eine britische Feministin kommt, und die Leute kommen hinterher. Es wird viel gelacht und einmal auch geweint, aber nur vor Rührung. Was ist da los? Eine Erkundung von Margarete Stokowski

###© Martha Dörfler, Rosa-Luxemburg-Stiftung, CC BY 2.0  

Dass es anstrengend wird mit der Revolution, das hat sie geahnt. Laurie Penny schreibt in ihrem neuen Buch „Unsagbare Dinge. Sex, Lügen und Revolution“, die jungen Frauen von heute wüssten sehr gut, wie viel Arbeit noch vor uns liege, wenn wir über Macht, soziale Klasse, Arbeit, Liebe, Hautfarbe, Armut und Genderidentität reden wollen. „Dieses Buch steht am Beginn einer solchen Diskussion, und wenn diese Diskussion nur Frauen anspricht, die eine ähnliche Vorgeschichte haben wie ich, dann lohnt sie sich nicht.“

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19. Jun. 2015
von Margarete Stokowski
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17. Jun. 2015
von Mascha Jacobs
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Wenn die Auster zweimal klemmt

Schwangerschaft ist keine Krankheit und Mutterschaft kein Dilemma. Auch wenn unsere Gesellschaft das oft so sieht. Das Mutterschutzgesetz jedenfalls ist ein Plage, die den Geist der 50er atmet

###© Christian WernerAuster? Jacobs-Muschel?

BONK! Ich erinnere mich an das Geräusch. Die Fruchtblase platzte, nur wenige Sekunden, nachdem ich endlich den Computer zugeklappt hatte, zwei Wochen zu früh. Da ich als selbstständige Journalistin und in der Phase zwischen dem Ende des Studiums und der geplanten Promotion schwanger wurde, einen Mutterschutz scheinbar gegenüber Niemandem geltend machen konnte, hatte ich eine Abmachung mit mir selbst: zumindest drei Wochen vor der Geburt eine Pause einzulegen. Weiterlesen →

17. Jun. 2015
von Mascha Jacobs
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15. Jun. 2015
von Alida Bremer
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Muezzin Unplugged

Unruheherd oder Sehnsuchtsort – der Balkan birgt viele Wahrheiten. Eine Schriftstellerin begibt sich auf eine Reise zum Mittelpunkt der Missverständnisse.

###© Edi Matić 

Vor der Abreise saß ich in der verrauchten Wohnung meines Bruders in der Adriastadt Split und verfolgte die Übertragung der Anti-Regierungs-Demo in Skopje. Ich wollte die Atmosphäre bei der größten Demonstration seit der Gründung des kleinen Staates zur Grundlage meiner Entscheidung machen, ob ich am nächsten Morgen das Flugzeug besteigen sollte. Im Internet tauchte eine Hiobsbotschaft nach der anderen auf: Die Russen seien besorgt, da sie davon ausgingen, dass Europa – wie im Fall der Ukraine – die Revolution nach Mazedonien exportiert habe. Die Amerikaner seien ebenfalls besorgt, da sie es beunruhigend fänden, dass sich die Russen auf dem Balkan einmischten. Die Serben seien besorgt, denn es sei doch klar, dass da gerade Großalbanien entstehe. Mazedonien, so äußerten sich einige übereifrige Bulgaren, sei sowieso ein künstlicher Staat ohne Daseinsberechtigung.

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15. Jun. 2015
von Alida Bremer
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12. Jun. 2015
von Marion Detjen
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Das alberne Korsett

Der angesehene Verlag C.H. Beck senkt sein Niveau so weit ab, bis die weibliche Zielgruppe erreicht scheint. Das ist angesichts der Verlagskrise zwar verständlich, aber weder interessant noch gut für Frauen.

Wozu ein inneres Korsett, wenn ein äußeres seinen Zweck erfüllt?© Mathilda Samuelsson, CC BY-SA 2.0Wozu ein inneres Korsett, wenn ein äußeres seinen Zweck erfüllt?

Seit Monaten liegt dieses Buch bei mir zuhause auf dem Stapel der zu verarbeitenden Bücher. Hin und wieder nehme ich es in die Hand, blättere ratlos darin herum und lege es wieder zurück. Der Verlag C.H. Beck hat es mir geschickt. Heute hätte ich es fast mitgenommen, an meinen Arbeitsplatz, habe dann aber doch davon Abstand genommen, denn es wäre mir ein bisschen peinlich, wenn meine Kolleginnen und Kollegen mich damit sähen.

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12. Jun. 2015
von Marion Detjen
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10. Jun. 2015
von Hilal Sezgin
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Sie heisst Tuğçe Albayrak

Ein halbes Jahr nach dem Tod von Tuğçe Albayrak vor einem Offenbacher McDonald’s beginnt der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter. Doch Gericht und Medien diskutieren vor allem über das Verhalten des Opfers. Eine Polemik.

Erinnerung an Tuğçe Albayrak in Offenbach im November 2014. Unmittelbar nach ihrem Tod war die Solidarität groß. © Boris Roessler/dpaErinnerung an Tuğçe Albayrak in Offenbach im November 2014. Unmittelbar nach ihrem Tod war die Solidarität groß.

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10. Jun. 2015
von Hilal Sezgin
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