Ich. Heute. 10 vor 8.

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Frauen schreiben. Politisch, poetisch, polemisch. Montag, Mittwoch, Freitag.

Der Bürger im liegenden Kaktus

| 13 Lesermeinungen

Wer nicht mit sich im Reinen ist, so der Glaube, kann sich auch gesellschaftlich nicht engagieren. Nach dieser unbewussten Maxime handeln all jene, die eher in den liegenden Kaktus (Yoga-Stellung, Hände hoch) als auf die Straße gehen, um sich als verantwortliche Bürger zu fühlen.

Einige der hippen Nichtwähler argumentierten jüngst, wenn es keine Partei gebe, die ihnen wirklich entspreche, sei es moralisch besser, ihr Kreuz gar nicht als irgendwo zu machen. Die Selbst- und Weltwahrnehmung, von der diese Haltung zeugt, bleibt aber nicht den Nichtwählern vorbehalten, sondern prägt unsere Gesellschaft. Wer nicht mit sich im Reinen ist, so der Glaube, kann sich auch gesellschaftlich nicht engagieren. Nach dieser unbewussten Maxime handeln all jene, die eher in den liegenden Kaktus (Yoga-Stellung, Hände hoch) als auf die Straße gehen, um sich als verantwortliche Bürger zu fühlen.

Selbstverrat und Verrat an der Gesellschaft werden miteinander kurzgeschlossen, damit auch ja das Ich schuld ist, falls Ich und Gesellschaft aneinander rumpeln. Deswegen überprüfen Millionen Egos pflichtbewusst ihre Schuldfähigkeit und vergessen dabei die Verantwortlichkeit gegenüber der Gesellschaft. Das hält die Menschen beschäftigt, die Coachs bei Laune und die Verkehrsachsen frei von Demonstrationen.

Schuld daran ist die Bewusstseinsindustrie. Also jener pastellfarbene Strauß an Therapieangeboten, die uns glauben lassen, wir kümmerten uns um uns selbst, während wir uns gleichzeitig wirtschaftsliberale Denkmuster einmassieren. So nehmen wir nicht nur uns selbst, sondern auch die Gesellschaft durch eine therapeutische Matrix wahr. Gesellschaftliche Probleme gehen wir nur an, wenn sie eine Aufgabe für das Ich bereithalten, Potential für inneres Wachstum bieten und so individuell sind, dass das Ego darin seinen eigenen Wettbewerbsvorteil erkennt.

In der Diskussion zur NSA-Affäre hieß es: Das tangiert mich nicht. Warum soll ich mich darüber aufregen, dass die alle meine Daten haben? Ich habe nichts zu verbergen, sagen die einen; an Geständnisse aller Art bin ich gewöhnt, sagen die anderen. Und, ja: das Geständnis ist ein uralter Teil unserer Kultur, das bisher immer Erlösung und Absolution versprochen hat – vom Beichtstuhl über die protestantische Gewissenserforschung bis zur Freudschen Couch.
Nichts gegen die Praktiken von Yoga, Couch und Coach, aber sie sind auch Spielwiesen der Bewusstseinsindustrie. Sie formen uns zu Menschen, die sich um ihr Seelenheil und nicht um die massenhafte Verletzung ihrer Bürgerrechte sorgen.

Man kann die vielen Bürgerrechts-Apathiker also nur dann verstehen, wenn man beleuchtet, wie sich die Bewusstseinsindustrie auf das gegenwärtige Selbstverständnis auswirkt. Historisiert man die therapeutische Perspektive (wie die Soziologin Eva Illouz), wird deutlich, warum Frauen heute die Schuld bei sich suchen, sobald sich ihr Wunsch nach einer Partnerschaft nicht erfüllt, während sie das zu Jane Austens Zeiten noch den gesellschaftlichen Strukturen zugeschrieben haben; warum Männer glauben, ihre Bindungsangst sei der Preis der Freiheit und habe mit verinnerlichten Wettbewerbsmustern nichts zu tun; und woher das gesellschaftliche Wachkoma kommt, in dem wir gerade vor uns hindämmern. All das sind Symptome von niedrigschwellig wirkenden Denkmustern unseres ökonomischen Systems.

Die Probleme, die viele von uns teilen, sind also gerade nicht individueller, sondern gesellschaftlicher Natur. Wenn man sich von den Einflüsterungen der Bewusstseinsindustrie emanzipieren würde, dann könnte man nach dem Yoga tiefenentspannt seine Matte zusammenrollen und für seine Bürgerrechte auf die Straße gehen.


13 Lesermeinungen

  1. ThorHa sagt:

    Der Bewusstseinsindustrie das Enmassieren wirtschaftsliberaler Muster zuzuschreiben,
    wird Ihnen einen Aufschrei der dort versammelten Esoteriker samt ein schlechtes Karma für Ihre nächsten 12 Wiedergeburten eintragen, verehrte Frau Reich :-).

    Ich bin auch mit der Ursachenanalyse für die relative gesellschaftliche Trägheit nicht ganz einverstanden, mir scheint sie deutlich zu kurz gedacht. Gesellschaftliches Engagement ist anstrengend und wird nicht mehr ausreichend mit Anerkennung kompensiert. Hinzu kommt, dass unsere Gesellschaft sich zunehmend aus überbehüteten Einzelkindern oder sich nicht als Deutsche betrachtenden Migranten besteht. Die einen wissen nicht, was Anstrengung ist, die anderen fühlen sich gar nicht angesprochen.

    Und last but not least wird in der Öffentlichkeit eine Haltung, d.h., das Einnehmen einer klaren Position inklusive der Inkaufnahme von deren Preis, als mindestens kaltherzig, unempathisch und unsensibel abgestraft, in der nichtprofessionellen Schlammschlacht wird ohnehin gleich zur maximalen Verleumdung gegriffen.

    Dementsprechend ist es für nicht dafür sozialisierte Leute subjektive gefährlich geworden, sich sichtbar zu engagieren, es sei denn, das Engagement liegt zufällig gerade voll im Zeitgeist und findet in einer schützenden, bereits vorhandenen, Masse statt. Damit ist das Kosten/Nutzen-Verhältnis dauerhaften gesellschaftlichen Engagements tiefrot geworden – es kostet Kraft, es wird mit Geringschätzung beantwortet, es geht auf Kosten der beruflichen Weiterentwicklung und es verlangt das öffentliche Aushalten verleumderischer Verdrehung und Zuspitzung professioneller Schlammschmeisser.

    Warum sollte sich jemand eine systematisch verrückte Öffentlichkeit antun? Die dafür notwendige intrinsische Motivation wird heute nirgendwo in der Erziehung mehr gebacken.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • tylerdurdenvolland sagt:

      Ich bleibe dabei: Thema verfehlt!
      Selten so gelacht….

      „Wer nicht mit sich im Reinen ist, so der Glaube, kann sich auch gesellschaftlich nicht engagieren.“

      Auch wenn die Autorin das gerne so hätte, so ist es doch genau umgekehrt. Wenn man mit sich im Reinen ist und die Gesellschaft einfach mal realistisch anschaut, dann gibt es keinen Grund mehr mit ihr ausser dem Notwendigsten etwas zu tun zu haben.
      Selbstverständlich geht man auch nicht wählen, wenn es ganz offensichtlich keine Partei gibt die auch nur annähernd die eigenen Interessen vertritt.

      Die Autorin verwechselt auch selber-denkende Menschen mit denen die zu Coaches zu rennen, ein völlig absurder Gednake.

      Und zum x-ten Male: Nein, es ist nämlich tatsächlich völlig unerheblich ob die NSA meine mails liest oder nicht. Es ist hingegen sehr wesentlich, dass völlig inkompetente Völker in den gebildetsten Ländern der Welt, sich trotzdem seit 30 Jahren Mustermenschen des Mittelmasses zu Kanzlern und Präsidenten wähen, die dann die Staaten zu solch perversen Obrigkeits Institutionen a la Orwell und Huxley verkommen lassen!
      DAS ist nämlich der Grund, der staatlichen Organisationen erlaubt alles was computertechnisch machbar ist, auch zu tun, und dies für die normalste Sache der Welt zu halten! Und die Blöden akzeptieren auch noch, dass die Sicherheit nun mal auf Kosten der Freiheit zu gehen hat!

      Wann schreibt endlich mal jemand einen solchen Kommentar über das eigentliche Thema anstatt immer dieses peinliche Gejammer?

      „…massenhafte Verletzung ihrer Bürgerrechte…“ lächerlich!

    • ThorHa sagt:

      Wir liegen in der Analyse nicht so weit auseinander, in der Konsequenz schon.
      Denn wir sind da, wo Sie ausserhalb einer winzigkleinen Erbelite denken UND handeln können, wie Sie sprechen, nur deshalb, weil sich trotz der Unendlichkeit der Dummheit (Erasmus v R) Menschen immer wieder und immer wieder vergeblich engagiert haben.

      Ich will Sie nicht ärgern – aber nach meiner Lebenserfahrung ist “Zug abgefahren”, gekoppelt mit Apokalypsevorstellungen, auch dem Alter geschuldet. Ansonsten – Menschen sind, wie sie sind. Oder um das aufgegebene, beste, Grundsatzprogramm meines ehemaligen Studentenverbandes zu zitieren – der Mensch ist zu gut und böse gleichermassen fähig. Ergänzt werden müsste, dass es sich ansonsten um ein triebgesteuertes, emotionales Nervenbündel handelt, der mit seinem einem evolutionsbiologischen Zufall folgenden Verstand nur ausnahmsweise etwas anfangen kann.

      Und die Ausnahmen materialisieren sich halt nur alle hundert Jahre :-).

      Gruss,
      Thorsten Haupts

    • tylerdurdenvolland sagt:

      Sie ärgern mich nie...
      Sie ärgern mich nie, denn sie argumentieren, während so mancher andere… aber lassen wir das. Als anständiger Raktionär sind sie halt allzu oft in schlechter Gesellschaft, da gehts mir als Anarchisten auch nicht anders 😉

      “Ich will Sie nicht ärgern – aber nach meiner Lebenserfahrung ist “Zug abgefahren”, gekoppelt mit Apokalypsevorstellungen, auch dem Alter geschuldet. Ansonsten – Menschen sind, wie sie sind.”

      Nein, nein, da ist nichts Apokalypse. Es ist lediglich eine grundsätzlich andere Welt die da am entstehen ist. Ich hab ja schon mehrmals auf Gary Shteyngarts Buch hingewiesen, der die Entwicklung sehr genau beschreibt. Privacy wie wir sie kennen, wird es bald nicht mehr geben, DER Zug ist abgefahren. Das ist deshalb noch nicht die Apokalypse. In einer tatsächlichen Demokratie zB wäre sie ja nicht mal unbedingt nötig, weil Minderheiten selbstverständlich geschützt wären. Aber in der real existierenden Welt, in der Psychopathen aller Art nach Macht gieren und dabei vom Urnenpöbel bestätigt werden, wird die Entwicklung leider ganz andere Konsequenzen haben.
      Aber auch die Gegenwelt der offiziellen Computer Konzerne und den Geheimdiensten, schläft ja nicht ganz. Man konnte sich ja schon vor 30 Jahren für ein paar hundert Mark komplette andere Existenzen in Bangkok zulegen, man wird auch Wege finden um die perversen neuen Ausweise zu umgehen.
      Warum sollten kommende Generationen nicht ähnliche Kämpfe wie andere vor ihnen, für eine obrigkeitsfreie Existenz kämpfen und sogar gewinnen ?

      Das Problem ist natürlich nicht das Eingreifen bestimmter Mächtiger, sehen sie sich nur das völlig lächerliche Gebaren eines Obermann als Retter der Datenfreiheit an. Dass Problem ist, dass er und die demokratisch gewählten Regierungen mit ihren permannten Sauereien immer wieder durchkommen, weil die Masse es zulässt.

      HIer ein Link zu Obermann den die FAZ im Form natürlich sofort zensiert hat:
      https://www.heise.de/newsticker/meldung/Kommentar-Schlandnetz-gegen-NSA-die-feuchten-Schengen-Traeume-der-Telekom-2044024.html

  2. Neubaur41 sagt:

    Der Bürger im liegenden Kaktus
    Großartiger Beitrag. Ich weiß nicht, ob ich den liegenden Kaktus hinkriege, ich würde vorher zur Demo gehen, aber beides gut. Danke, danke,küssen Sie uns aus dem Wachkoma! (An sich, murmele ich noch, war es zunächst nicht so übel, daß die Intellektuellen mal das Maul hielten, das sie sich das ganze 20. Jhd. eigentlich ständig verbrannt haben. Aber nun ist mal gut mit Leisetreterei.) Der Freudschen Couch tut man übrigens Unrecht. Wenn jemand gesellschaftlich dachte, dann Freud. Aber was kommerziell daraus geworden ist, die Ketchupsauce, das kanns nicht sein.

    • tylerdurdenvolland sagt:

      Intellektuelle?
      Es kommt darauf an von welcher Quelle man seine Liste der Intellektuellen übernommen hat.
      Und ob man mit ihnen sein eigenes Ego schmückt oder sie kritisch durchdenkt…

      Derzeit fallen mir ausser Botho Strauss nicht viele ein.

  3. Yamuna sagt:

    maya
    der zusammenhang zwischen dem in der philosophie des yoga angelegten anspruch den verblendungszusammenhang nicht nur der wirklichkeit als solcher (= maya) zu durchschauen, sondern auch seine greifbareren geschichtlich-gesellschaftlichen aspekte wird in dem was heute so unter dem begriff yoga veranstaltet wird, eher selten gesehen. das ist nicht an sich zu verurteilen, nur sollte man sich nicht der illusion hingeben man haette etwas von quantenmechanik verstanden, nur weil man gerade mal ein gleichung mit einer unbekannten zu loesen imstande ist.

    das problem ist allerdings, dass das, wie wir nun wissen, der bewusstseinsindustrie uebergeordnete bewusstseinskontrollamt von protesten auf der strasse nicht so leicht zu beeindrucken – geschweige denn zu einer abruestung zu bewegen – sein wird.

    es gibt uebrigens interessante beispiele fuer die angesprochene verbindung von yoga und politischem engagement. aurobindo ghosh (1872–1950), einer der bedeutenden koepfe der indischen unabhaengigkeitsbewegung, stellte seine yoga-praxis (bis zur inneren wende waehrend seines gefaengnisaufenthalts 1908 wegen revolutionaerer umtriebe) explizit in den dienst politischer ambitionen.

  4. WOELPHCHEN sagt:

    Sie unterschätzen die Komplexität...der Gesellschaft, des Einzelnen,...die "Geist-Reife-Differenz
    Allein die Geistreifedifferenz ist eine “Hemmkraft” an der schon viele gescheitert sind.
    Nehmen Sie die Religionen. Quintessenz ist in Frieden leben. Wieviele “Gläubige” dafür
    gibt es und vor allem, wie lange schon. Die Mehrheit schafft auf Grund ihrer “Reife”
    nur “Frieden-Kriege”, wenn das Leben nicht mehr auszuhalten ist. Nur wenige sind in der
    Lage sich in friedlichen Dialogen zu artikulieren. Alle “Kämpfer” für Gerechtigkeit,
    Freiheit…u.v.m. sind bis jetzt gescheitert. Schauen Sie den Status Quo der Gegenwart an.
    Seit Jesus ist es eher schlechter als besser geworden, techn. Wohlstand blendet nur.
    Sie können Ihr Leben für die Idee opfern, aber auch Sie werden scheitern.
    Wieviel Millionen Christen gibt es? Nehmen Sie diese mit für Ihre Idee und es reicht nicht.
    Es fehlt eine “Geist-Grund-Reife-Resultierende” mit möglichst wenig Differenzen.
    Gesellschaftsleben heute gibt uns aber nicht die Möglichkeit zur notwendigen Reifung.
    Im Gegenteil, Gesellschaft fordert und fordert und fordert, nur eines gibt sie nicht,
    Reifungsmöglichkeit.
    Allein der “Erfolgswahn”, vor allem beruflich, verhindert die notwendige Reifungsmöglichkeit.
    Was erwarten Sie von den bis zur Erschöpfung ausgelaugten Menschen und erst recht
    der Gruppe mit großem Reifemangel.

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt?
    Ernst R. Hauschka

    Wie soll der eigene Geist in Ruhe zur Vernunft reifen, wenn er sich, ständig unruhig,
    ausschließlich mit dem Leben anderer Menschen in und als Gesellschaft beschäftigt?

    Viele Menschen wissen genau wer und wie die anderen Menschen sind, wie sie sein sollten und was sie dazu brauchen.
    Dabei wissen die Meisten noch nicht einmal wer und wie sie selbst sind und was sie selbst brauchen.

    Bescheidene Reife darf nicht mit reifer Bescheidenheit verwechselt werden, ein wichtiges Merkmal
    der Vernunft einer Gesellschaft, ihren Bürgern und vor allem ihren Lenkern.

    Die Überschätzung dessen, was wir meinen zu sein und zu brauchen, führt uns zum Gegenteil von dem,
    was wir haben sollten, Vernunft.

    Ich könnte die Liste beliebig erweitern.
    Wenn jeder sich selbst zu einem “Geistreifen Menschen” bildet, per Selbsterkenntnis und Einsicht, dann spiegelt sich das in der Gesellschaft wieder. “Fremdbildung”, überstülpen,
    hilft nicht.
    Geistreif = Vernunft, zumindest Vernunft erkennend.

    Der Evolutionsgeist wird helfen…:-)

    MfG
    W.D.H.

  5. WOELPHCHEN sagt:

    Kurz und Bündig
    Glück ist Selbstgenügsamkeit.
    Aristoteles

  6. JohnTortuga sagt:

    Dank Yoga das Kreuzchen an der richtigen Stelle machen
    Die Überlegung warum gerade heute diese “Bewußtseinsindustrie” so boomt, führt doch zu Erkenntnis, daß es in unserer Gesellschaft eben dafür ein großes und tiefes Bedürfnis gibt. Vielleicht aus Unzufriedenheit über korrupte, nicht authentisch wirkende Politiker die menschenfern nur ihre persönlichen (egoistischen) Ziele verfolgen, eine Industrie und Werbewirtschaft die über Datensammlungen von Bürgern die Schlüssel zur perfekten Manipulation des heißgeliebten Konsumenten verfolgt. Siehe Hassloch. Und deren Philosophie darin besteht in immer kürzeren Entwicklungszyklen den Turbokonsumenten zu schaffen, der nach einer Neuanschaffung schon Ausschau nach der nächsten Mülltonne hält. Dazu kommt ein veraltetes Bildungssystem das vorallem eins erreicht, konforme Mitglieder der Konsumgesellschaft heranzubilden, die zu allem ja und amen sagen aus Angst von der Karriereleiter ausgeschlossen zu werden. Bei Yoga geht es auch nicht um Seelenheil wie sie schreiben, sondern um die Vermittlung eines guten, achtsamen Umgangs mit seinem Körper und dem Geist. Etwas, das leider im deutschen Bildungssystem keinen Platz hat. Und das fern von jeder Ökonomisierung des Menschen. Im Gegenteil, wenn sie an einen guten Lehrer geraten werden sie möglicherweise der Konsumgesellschaft den Rücken kehren, was aber nicht gleichzusetzen ist mit Verantwortungslosigkeit. Nur das Kreuzchen mache ich nicht mehr bei den etablierten Parteien die über Jahrzehnte enttäuscht haben, sondern woanders. Da ist leider die Auswahl noch gering. Aber das kann sich schell ändern. Legen Sie sich doch mal auf die Matte, ich empfehle gerne ein Studio meines Vertrauens, oder auf die Couch, das ist mühsam und langwierig, kann aber die Lücken füllen die unser System aus Kalkül wie ich behaupten möchte, vernachlässigt.

  7. JohnTortuga sagt:

    Nachtrag zum Yoga
    Zufällig kenne ich die Yogaszene recht gut und mir ist durchaus klar das sich hier viele “schwarze Schafe” tummeln, Trittbrettfahrer wie es sie überall gibt. Auch bin ich kein Freund von Esoterik. Ich kann aber berichten, daß die meisten dieser im allgemeinen sehr bescheidenen Existenzen aus äußerst engagierten Personen besteht, die häufig den kargen Lohn ihrer Tätigkeit dafür einsetzen sich auf ihrem Gebiet weiterzubilden, nicht aus wirtschaftlicher Gier, sondern aus Überzeugung für eine gute Sache einzustehen, die die Gesellschaft mit kleinen Schritten verändert. In allen deutschen Großstädten gibt es solche kleinen Studios die ihre Wirkung entfalten. Und dazu eine handvoll “Gurus” die durch die Welt jetten um Workshops zu halten, nicht um damit reich zu werden, denn dann sitzen sie im falschen Zug. Mit dazu gesellen sich Profis und Konzerne die erkannt haben, das man mit dem Verkauf von Fanartikeln an Leute die mit Yoga und ähnlichem liebäugeln, aber mangels Zeit sich mit den Nebenprodukten zufrieden geben, Geld generieren kann, nur das hat mit Yogapraxis nichts zu tun. Ich bin der Meinung das etwas tiefergehende Recherche ihrem Bild von der “Bewußtseinsindustrie” gut tun würde. MfG Jörn Keseberg

  8. ricmeier sagt:

    Sozialstaat, nicht Markt dämmert ein
    Dass das “ökonomische System” oder “wirtschaftsliberale Denkmuster” das Problem wären, glaube ich nicht. Wir leben doch in einem überbehüteten Sozialstaat und einer nach “sozialer Gerechtigkeit” schreienden Gesellschaft, die beide die Eigenverantwortlichkeit des Individuums verneinen. Wer aber nicht einmal Verantwortung für sich übernehmen kann/will, wird kaum für Verwantwortung für die Allgemeinheit übernehmen.

  9. tylerdurdenvolland sagt:

    Kleiner Tip zur Realität....
    Zwei reine Zufallsfunde aus tausend Möglichen.

    Ein Beispiel dafür welche Information der Gut-Menschen Durchschnitts Depp, also ihr Wähler(!), konsumiert ohne sie zu hinterfragen:

    https://www.telegraph.co.uk/news/uknews/terrorism-in-the-uk/10431337/Edward-Snowden-leaks-could-help-paedophiles-escape-police-says-government.html

    Und, auch am Thema dran:

    https://www.heise.de/newsticker/meldung/Telekom-bastelt-Allianz-fuer-deutsches-Internet-2043170.html

    Also ausgerechnet die Telekom will unsere “Menschen- und Bürger-Rechte” schützen, natürlich in Zusammenarbeit mit den Fachleuten der Geheimdienste, damit künftig nur noch wirklich Verdächtige überwacht werden….

    Wie kann man nur der kindischen Wunschvorstellung anhängen, das bei diesem Thema irgendetwas zu ändern sei? Der Zug ist längst abgefahren… was genau versteht die Autorin an dieser Tatsache nicht?

    Die Zeit “Als das Wünschen noch geholfen hat” die seit langem vorbei…

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