Ich. Heute. 10 vor 8.

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Frauen schreiben. Politisch, poetisch, polemisch. Montag, Mittwoch, Freitag.

Wir wollten Freiheit und bekamen Neoliberalismus

| 28 Lesermeinungen

Wir verkleistern die Ereignisse 1989/90, wenn wir sie als schlichte Freiheitserzählung erzählen. Ein Plädoyer für die Differenz.

© Annett Gröschner“Wir sind ein blödes Volk”. Inschrift auf einer Mauer in Berlin-Prenzlauer Berg, 1990.

Marion Detjen: Vor fünf Jahren hatten wir 20 Jahre Mauerfall, vor drei Jahren 50 Jahre Mauerbau, und jetzt 25 Jahre Mauerfall. Manchmal denke ich, ich kann es nicht mehr hören. Was verkleistern wir mit dieser schlichten Freiheitserzählung, die wir immer wieder aufgetischt bekommen wie aufgewärmtes Essen?

Annett Gröschner: Die Erzählung verändert sich von Jubiläum zu Jubiläum, eigentlich wird sie immer weiter vereinfacht, von weitem sieht es inzwischen so aus, als habe es da im Sommer 1989 die Grenzöffnung in Ungarn gegeben, dann den unvollendeten Satz von Genscher in der Prager Botschaft und die Leipziger Montagsdemonstrationen mit ihrem Höhepunkt am 9. Oktober. Und dann kam auch schon der Mauerfall, und gleich darauf die Wiedervereinigung unter Führung von Helmut Kohl. Und das alles in einer Folgerichtigkeit, als habe es da einen Plan gegeben. Aber keine der Gruppierungen, die sich im Jahr 1989 in der DDR konstituierten, ob das nun das Neue Forum, Demokratie Jetzt oder die SDP waren, hatte eine Wiedervereinigung auf dem Schirm, diese Tatsache ist längst überschrieben.

Man könnte das Ende der DDR auch als eine große Geschichte der Selbstbefreiung erzählen. Da würde dann die Bundesrepublik nur am Rande vorkommen. Ich kriege noch heute eine Gänsehaut, wenn ich daran denke: Ich war zwischen dem 7. und dem 9. Oktober 1989 in Budapest, um mich dort mit einer Schweizer Freundin zu treffen, die nicht mehr in die DDR einreisen durfte. Wir wussten nicht, was eigentlich in Leipzig und Dresden passierte. Die BILD-Zeitung, die es in Budapest zu kaufen gab, titelte, in Dresden seien Schneepflüge eingesetzt worden, und ich dachte: Moment mal, Schneepflüge im Herbst, das klingt nach Katastrophe. Ich wusste nicht, was mich nach der Rückkehr erwartete, aber ich hatte keine Wahl, ich hatte einen Säugling zu Hause. Ich werde nie den Rückflug vergessen, außer mir flogen in der riesigen Maschine nur zwei Stasitypen und eine tamilische Familie nach Berlin, im Flughafen Schönefeld war eine Notbeleuchtung an, und als ich langsam zum Ausgang ging, dachte ich, ich hätte einen Fehler gemacht. Fast alle meine Freunde in Berlin waren am 7. Oktober verhaftet worden – und andererseits war da eine so große Erleichterung: In Leipzig war nicht geschossen worden! Wir hatten ja wirklich geglaubt, dass es ausgeht wie am Platz des Himmlischen Friedens, wir sind mit zitternden Beinen zu den Demonstrationen gegangen. Bis heute finde ich, dass es der SED hoch anzurechnen ist, dass nicht geschossen worden ist. Dass es kein Blutbad gab, war ein großer zivilisatorischer Akt. Auch das kommt in der Erzählung vom Ende der DDR heute kaum noch vor. Danach begann ein wunderbares Jahr der Anarchie, einen Staat gab es nicht mehr. So frei waren wir nie wieder. Der 3. Oktober ist für mich kein Tag, an dem ich etwas zu feiern hätte, sondern ein Tag, an dem wieder eine Ordnung hergestellt wurde.

Marion Detjen: Da der 3. Oktober als Feiertag diese Erinnerungen zudeckt, stellt sich die Frage, ob der 9. November geeigneter wäre, oder ob man nicht sogar den 9. Oktober nehmen müsste, den Tag, an dem in Leipzig nicht geschossen wurde.

Annett Gröschner:  Ja, 9. Oktober wäre der richtige Tag gewesen, als Weiterführung des 17. Juni 1953. Die Plebejer proben den Aufstand und haben zum ersten Mal Erfolg in der deutschen Geschichte. Auch den 9. November fände ich als Gedenktag eigentlich großartig, weil er alle Facetten der jüngeren deutschen Geschichte fasst, 1918, 1923, 1938, 1989, da ist vom Schlimmsten bis zum Besten alles enthalten. Da er sich aber nicht einfach erzählen lässt, würde er uns wohl überfordern. Bockwurst und Karussells – das geht nicht mit den Hintergründen dieses Tages. Dafür ist der 3. Oktober erheblich besser geeignet.

Marion Detjen: Ich studierte ja damals in West-Berlin und erlebte den Mauerfall und die Wiedervereinigung von der Westseite aus. Ich hatte den 9. November verschlafen und merkte erst am 10. November, dass die Mauer offen war und Weltgeschichte passierte. Und an dem Tag wurde ja auch richtig gefeiert, im Osten und im Westen, wir tanzten gemeinsam am Brandenburger Tor. Vielleicht wäre der 10. November als Feiertag auch geeignet, weil er die verpennten Wessis einbezieht.

Annett Gröschner: Da bist du nicht alleine. Auch ich bin erst am 10. November nach Westberlin gegangen. Ich saß am 9. November vor dem Radio und konnte mich nicht entschließen, meinen Sohn aus dem Schlaf zu holen, nur weil die Mauer aufgegangen ist. Außerdem war ich sauer. Ich dachte damals, dass die DDR-Regierung die Mauer geöffnet habe, um von sich selbst abzulenken, in dem richtigen Kalkül, dass danach keiner mehr unbequeme Fragen stellt, sondern alle damit beschäftigt sind, in den Westen zu gehen und sich für das Begrüßungsgeld anzustellen.

Marion Detjen: Mein erstes Gefühl war das eines Schreckens, darüber, welche Veränderungen jetzt wohl auf uns zukommen würden. Im ersten Moment hatten diese Massen von Menschen etwas Bedrohliches. Aber dann feierten wir, und in den ganzen folgenden Wochen herrschte eine unglaubliche Lebendigkeit in der Stadt. Wir lernten lauter Ost-Berliner kennen, trafen uns an den Unis, erzählten uns gegenseitig unsere Geschichten und bildeten Arbeitsgruppen, um über den dritten Weg zu diskutieren. Mit dieser Lebendigkeit war es im Sommer 1990 vorbei, und von dritten Wegen durfte und wollte man nicht mehr sprechen. Aber am 3. Oktober, weiß ich noch, habe ich mich eigentlich sehr auf das Einheitsfest gefreut. Wir fuhren am späten Abend mit unseren Fahrrädern zum Reichstag. Und dann die riesige Enttäuschung, um das Fest betrogen worden zu sein, angesichts der Bühne mit den Politikern darauf und dieses albernen Feuerwerks und der Nationalhymne, die keiner singen konnte. Überall lagen besoffene Leute herum, die mit dem Krankenwagen abgeholt werden mussten. Das Volk wurde nicht ernst genommen.

Annett Gröschner: Bei mir war es eher eine Müdigkeit nach einem Jahr ohne Schlaf. Mit dem Anschluss an die Bundesrepublik war klar, dass es die Demokratie, von der wir geträumt haben, nicht geben wird. Keine der Forderungen, die wir aus der Unabhängigen Frauenbewegung damals hatten, ist bis heute wirklich erfüllt. Gleiche Teilhabe der Frauen an der Politik, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, gute, qualitätsvolle Kindereinrichtungen… Die schmerzhafteste Niederlage war, dass wir uns nach 1990 mehrere Jahre mit dem Paragraph 218 auseinandersetzen mussten, der in der DDR zugunsten einer Fristenlösung abgeschafft worden war. Ein völlig unproduktiver Kampf. Was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie anging, war die alte Bundesrepublik gefühltes Mittelalter. Wir mussten uns darum kümmern, dass uns Dinge erhalten blieben, wo wir doch eigentlich angetreten waren, Dinge zu verändern. Gleichzeitig hatten wir das Verhältnis zu der Frauenbewegung im Westen zu klären und uns damit aufzuhalten, ob man nun BMSR-Techniker oder BMSR-Technikerin sagt, und hinter unserem Rücken wurde der Beruf dann ganz abgeschafft. Wir waren Fremde, auch im Feminismus. Ich weiß noch, dass ich damals Brechts Gedicht Laßt eure Träume fahren aus dem Lesebuch für Städtebewohner an die Wände geklebt habe, in dem es am Ende heißt: Die Esser sind vollzählig/ Was hier gebraucht wird, ist Hackfleisch./ (Aber das soll euch nicht entmutigen!)

Und das war es dann auch: sich nicht entmutigen lassen. Ich hatte noch alle Möglichkeiten der Welt, weil ich jung war, wenn auch mit dem Makel der Alleinerziehenden. Während viele der Älteren in die Mühle der Auflösung der Betriebe durch die Treuhand, der völligen beruflichen Neuorientierung, der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gerieten, und das doch meistens als Demütigung empfanden. Dass man vielerorts für eine ABM-Stelle auf das Grundgesetz schwören musste, war nicht gerade eine vertrauensbildende Maßnahme. Ich habe damals sehr oft mit einem gewissen Neid ins Nachbarland Polen geschaut, wo die Menschen diese Transformation aus eigener Kraft und mit viel mehr Selbstbewusstsein und Selbstverantwortung als wir Ostdeutschen gemeistert haben. Wir haben uns unser Selbstbewusstsein abkaufen lassen nach dem 3. Oktober 1990. Danach mussten wir uns ständig rechtfertigen für irgendetwas. Und alles, was befreiend gewesen war, war plötzlich nichts mehr wert. Denn die Wiedervereinigung hatten sowieso die Politiker gemacht. Das ärgert mich bis heute.

Marion Detjen: Auch die Westdeutschen konnten ja 1989/90 als eine Selbstbefreiung empfinden, als eine nationale Selbstbefreiung. Ich dachte damals schon, dass die DDR unser aller Problem sei, dass auch unsere bundesdeutsche Freiheit von der Diktatur in der DDR berührt sei. Ich denke, dass wir heute vor allem lernen müssen, zwischen den verschiedenen und teilweise inkompatiblen Erzählungen hin und her zu wechseln – auch wenn es mühsam ist und weh tut. Heute am lautesten sind aber diejenigen, die unbedingt die Existenz der DDR komplett entwerten und die Linken dazu zwingen wollen, den “Unrechtsstaat” zu unterschreiben. Warum diese Weigerung, andere Erzählungen gelten zu lassen?

Annett Gröschner: Das ist ein Mangel an Souveränität, der mich 25 Jahre nach dem Mauerfall wundert. Wozu diese Gretchenfrage und ausgerechnet mit einem so unspezifischen Wort wie Unrechtsstaat. Da ist der Begriff der Diktatur viel genauer.

Marion Detjen:  Die meisten in der Linken würden ja nicht bestreiten, dass die DDR kein Rechtsstaat war. Aber der “Unrechtsstaat” impliziert, dass die DDR von Anfang an überhaupt keine Existenzberechtigung gehabt habe. Und das ist in den Erinnerungen dieser Leute, die an die Existenzberechtigung der DDR früher glaubten, falsch. Deshalb lehnen sie den Begriff ab.

Annett Gröschner: Mir fällt bei diesen Diskussionen immer der Satz der Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley ein, der Anfang der neunziger Jahre ihre Ankunft im Realen beschrieb: Wir wollten Gerechtigkeit und bekamen den Rechtsstaat. Man könnte 25 Jahre später ergänzen: Wir wollten die Freiheit und bekamen den Neoliberalismus.

Durch die Erfahrung der fehlenden Differenz in der DDR bin ich bis heute sehr empfindlich gegenüber Schwarz-Weiß-Denken. Es gibt immer noch einen anderen Weg, als den, den man einschlägt. Und es muss zumindest möglich sein, das zu diskutieren.

Marion Detjen: Die angebliche Alternativlosigkeit, die die Differenz immer wieder schließt, offenbart eigentlich eine riesige Angst vor den Bürgern.

Zum Schluss noch die Frage: Gibt es etwas, das wir, angesichts eines gewissen Unbehagens gegenüber einer problematisch gewordenen kapitalistischen Welt, von der DDR lernen können? Ich denke ja, dass es nichts bringt, sich die DDR in irgendeiner Hinsicht als Modell zu nehmen. Aber es ist eine andere Welt, die uns selbst relativiert und uns zeigt, dass nichts so sein muss, wie es ist, sondern sehr schnell zu Ende gehen kann.

Annett Gröschner: Die DDR ist Modell für ein gescheitertes System. Ein Staat, der seine Bevölkerung einmauert, um seine Vorstellung von Glück durchzusetzen, hat schon verloren, wenn der Stacheldraht ausgerollt wird.

Aber in der DDR Sozialisierte haben vielleicht tatsächlich einen Vorsprung: Wir wissen, dass ein System, das man gestern noch für einigermaßen stabil hielt, von einem Tag auf den anderen zusammenbrechen kann – und, wichtig, dass man das überlebt. Ich denke, dass auch das, was wir heute Westen nennen, zerstört werden kann. Und merke, dass ich, auch angesichts der gegenwärtigen Konflikte – der Westen gegen dies, der Westen gegen das – nicht ganz zu diesem Westen gehöre, immer noch ein Stück weit Osten bin. Da gibt es etwas, das wäscht der Regen nicht ab, um es mal poetisch zu sagen. Ich finde, dass viele Ungerechtigkeiten in diesem Land einfach outgesourced worden sind. Früher oder später wird sich das rächen. Ich bin da wie meine alte Nachbarin, die jeden Morgen, wenn sie aufstand, den Eimer Wasser, den sie seit 24 Stunden stehen hatte, in die Blumen goss und wieder frisches Wasser in den Eimer füllte, falls das Leitungswasser ausfällt. Sie hat dem Frieden nicht getraut.


28 Lesermeinungen

  1. dorfteich sagt:

    Erinnerung
    Habe lange nicht mehr so einen erfreulichen Text über das jahr 1989 gelesen. Schon vor dem Mauerfall war über das DDR Fernsehen wahrnehmbar welche Bewgung in der Gesellschaft war und
    es sah einen kurzen Moment so aus ,als ob das Land selbst neu formen würde. dann aber waren in
    Lepzig plötzlich grosse Mengen Deutschlandfahnen zu sehen. und es dämmerte,dass die gesell-
    schaftliche Debatte schon woanders gelenkt wurde. Das grosse Wunder war aber in der Tat,dass
    kein einziger Schuss fiel,und das hat nun ausnahmsweise mal nicht Kanzler Kohl gemacht.

    • Werlauer sagt:

      War es die Hochachtung vor dem Menschen oder der eigene Zweifel
      Was hat tatsächlich den Bürgerkrieg verhindert? War es die Menschenfreundlichkeit der SED-Kader oder deren verlorener Glaube an ihre eigenen Lehren (und fehlende Vorgaben aus Moskau)?

      So gut es war, das die Stasi und die NVA die Maschinengewehre und Panzer im Depot ließen – mir fehlt ein bißchen der Glaube, dieser Vorgang ließe sich mit der Menschenfreundlichkeit der SED begründen, auch wenn Herr Mielke unter großem Gelächter in der Volkskammer(!) verkündete “Ich liebe doch alle Menschen.” … Was ich ihm – Ironie der Geschichte – sogar glaube. Aber dazu sei auf “Die Gebrüder Kasamarow” genauer “Der Großinquisitor” verwiesen.

    • Marion Detjen sagt:

      Titel eingeben
      “Menschenfreundlichkeit” war es sicherlich nicht, sondern der Legitimationsschwund in den eigenen Reihen. Aber dass diesem Schwund nachgegeben wurde, dass das Vakuum (auch das Glaubens-Vakuum) nicht mit Gewalt wieder gefüllt wurde, ist doch keineswegs selbstverständlich, siehe Tiananmen. Seit Anfang der 80er Jahre war die Verpflichtung auf den Frieden für die Legitimation der DDR wichtiger als der Klassenkampf. Meine These ist, dass die SED-Kader zur Gewalt nicht mehr bereit waren, weil es ihren eigenen Diskussionszusammenhängen widersprochen hätte; weil es zu ihrem Bild des DDR-Sozialismus nicht mehr gepasst hätte. Mit dem westlichen Menschenrechtsdiskurs hat das nur sehr wenig zu tun.

    • Werlauer sagt:

      SED-Kader reden vom Weltfrieden und werden zu Pazifisten
      Sehr geehrte Frau Detjen,

      habe ich Ihre These richtig zusammengefasst? Falls ja, dann passt die irgendwie so gar nicht zu meinen Erfahrungen im realexistierenden Sozialismus und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Ihre These näher begründen könnten.

      Viele Grüße
      Günther Werlau

    • Marion Detjen sagt:

      “Pazifisten” würde ich die SED-Kader nicht nennen, aber deren Reden vom Weltfrieden sind Ihnen doch sicherlich noch zur Genüge erinnerlich. Meine These ist, dass dieses Reden nicht NUR rhetorisch war, sondern seit 1983/84 insofern einen ernst gemeinten Kern enthielt, als der Klassenkampf dem Weltfrieden untergeordnet wurde, in der marxistisch-leninistischen Denke dieser Leute.

  2. MF87 sagt:

    Staatsterror,Macht und Medien,Hinrichtungen DDR.und Passivität.
    “Das es kein Blutbad gab war ein grosser zivilisatorischen Akt”: Es sei denn,dass ich “zivilisatorisch”falsch verstehe oder… .
    Ein recht mörderisches System kann sehr wohl ohne Blutbad aus.Da gibt es immer Mittel.Hinrichtungen gab es in die DDR, grausam ,Ausgrenzung Familien usw.Das politische Ende sollte man nicht eingrenzen auf mehr oder weniger Ereignisse,plakkativ dargestellt.
    Geschichtswissenschaftliche prüfende Blicke fehlen schmerzhaft, allen Krisengerede zum Trotz:Neo-Liberalismus”statt “Freiheit ,”Rechtsstaat “statt “Gerechtigkeit”,einfach ja zimperlich und plakkativ dargestellt,keiner sagt dass ein Rechtsstaat einfach sein muss:zum Glück!!!Die Anfangstagen einer Rechtsstaat fangt jeder neuen Tag erneut an.
    Diffamieren kann ein jeder.Recht unverständlich ein Räsonnement geprägt mit Passivität oder in die Opferrolle ganz bequem schlüpfen.
    Nicht eindeutig definierbar,Zeitgeschichte: Verlauf und Fortdauer von Ereignissen.
    Welche Zusammenflechtung ist gewollt?Welche Erzählungen hat man im Auge loszureissen und aus der Vergangenheit herauszuholen.Wie sehr ist man mit sich selbst beschäftigt?:Erinnerung und Abrechnung mit… lästige und unvermeidliche Gedanken?
    Verbrämen sollte man nichts !

  3. Werlauer sagt:

    Verkürzung der Erzählung
    Sehr geehrte Damen,

    Ihr Text klingt sehr nach einem sehnsüchtigen Blick zurück in die Jugend, in eine Zeit, in der die Möglichkeiten des Lebens noch alle offen standen und alles möglich schien. In der die großen Fragen des Lebens behandelt wurden, nicht dieses lästige Klein-Klein des Alltags.

    Das Thema des geeigneten Tages für einen Nationalfeiertag ist schon mal von Frau Detjen in diesem Blog behandelt worden. Ich werde mir zu diesem Thema Anmerkungen diesmal sparen. Auch das Thema “Aufbruch und dann kam doch die staatliche Ordnung” ist nicht ganz neu, allerdings stammt es aus der Nachbarschaft: Wostkinder. Hier kann man nostalgisch zurückblicken, ich sehe aber nicht, wie das hätte funktionieren können (obwohl ich es selbst sympatischer gefunden hätte).

    Das differenzierte Betrachten auch mit großem zeitlichen Abstand ist sicherlich wünschenswert. Eine Frage an Frau Detjen, als Historikerin: Wie verbreitet ist die differenzierte Betrachtungsweise historischer Vorgänge außerhalb wissenschaftlicher Kreise?

    Ein paar Fragen hätte ich zu den eingestreuten Scheinselbstverständlichkeiten:

    “Gleiche Teilhabe der Frauen an der Politik, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, gute, qualitätsvolle Kindereinrichtungen”: Gibt es mehr oder weniger Frauen in gehobenen politischen Positionen als es ihrem prozentualer Anteil in den Parteien entspricht? Gibt es bspw. im BAT je eine Tabelle für Männer und Frauen und sind die Gehaltsbeträge unterschiedlich? Handeln Gewerkschaften unterschiedliche Tarifverträge für Frauen und Männer aus? Was sagt das statistische Bundesamt zu den Lohnunterschieden? Gibt es im heutigen D keine guten qualitätsvollen Kindereinrichtungen? Waren – abseits von polemischen Kampfbegriffen – alle Kindereinrichtungen in der DDR gut und qualitätsvoll? Wie stehen Sie beide zu paramilitärischen Strukturen in Tagesabläufen?

    “Ich hatte noch alle Möglichkeiten der Welt, weil ich jung war, wenn auch mit dem Makel der Alleinerziehenden.”: Wie ist das mit dem Makel gemeint? Werden Alleinerziehende gesellschaftlich geächtet? Oder sind mit “Makel” die immer wieder anzutreffenden Bedenken von (potentiellen) Vertragspartnern gemeint, ob die vertraglichen Pflichten eingehalten werden können? Sind diese Bedenken unbegründet?*

    @Annett Gröschner: Unrechtsstaat – an diesem Begriff reiben sich zur Zeit sehr viele Leute und ich kann ihr Bedürfnis, das Leben und die Ideale in der DDR nicht grundsätzlich entwertet zu sehen, nachvollziehen. Sind Sie, als ursprünglich auf der anderen Seite Stehende, mittlerweile tatsächlich versöhnt mit der SED-Nachfolgepartei und würden sich tatsächlich mit guten Gefühl wieder einer Administration dieser Partei unterordnen?

    Zu guter Letzt: In einer Zeit in der es reicht, jemanden einen “bibeltreuen Christen” zu nennen, um ihn zu verunglimpfen und einen Shitstorm auszulösen, sind auch in Ihrem Lager Verkürzungen der Erzählung feststellbar. Nur an anderen Stellen.

    Viele Grüße
    Günther Werlau

    * Nach meinen Erfahrungen mit Kindeserziehung – die im übrigen in Tätigkeit und Umfang überhaupt nicht in die Welt der feministischen Kampfbegriffe passen würden – bin ich mehr als froh, diese Aufgabe nicht allein meistern zu müssen. Ich habe Hochachtung vor jedem Menschen, der das allein schafft, würde aber niemandem empfehlen, diesen Weg zu gehen, weil ich die Gefahr des Scheiterns als überdurchschnittlich hoch einstufe.

    • Annett Gröschner sagt:

      Sehr geehrter Herr Werlauer, nur eine kurze Antwort zu einigen Ihrer Fragen. Wenn es 1989, noch in der DDR, nur gute und qualitätsvolle Kindereinrichtungen gegeben hätte, hätten wir sie nicht einfordern müssen. Nach 1990 mussten wir darum kämpfen, dass sie überhaupt erhalten blieben. Und nein, ich bin gegen alles Paramilitärische und halte nichts von Einparteienlandschaften.

    • Marion Detjen sagt:

      Titel eingeben
      Lieber Herr Werlau, zunächst einmal: Mit Ihrem Lagerdenken liegen Sie falsch. Wir sind hier zwar alle auf die eine oder andere Weise an Freiheit interessiert, aber zu Fragen von Religion z.B. haben wir völlig unterschiedliche Auffassungen. Ich tue mir schwer, auf Ihre Fragen zu antworten, weil sie allesamt als Unterstellungen funktionieren. Das Eintreten für ein differenziertes Geschichtsbild und eine Berücksichtigung abweichender Erinnerungen ist doch auf einer völlig anderen Ebene als die DDR-Verharmlosungen, die Sie anprangern. Und natürlich sind differenzierte Betrachtungsweisen in der Wissenschaft üblicher als in unserer Medienöffentlichkeit.

    • Werlauer sagt:

      @Annett Gröschner: Frage anders formuliert
      Sehr geehrte Frau Gröschner, dann frage ich mal anders: Würden Sie sich tatsächlich mit guten Gefühl wieder einer Administration der SED-Nachfolgepartei in Koalition mit einem Juniorpartner unterordnen? Wäre Ihr Gefühl unverändert, wenn die Regierungskoalition eine 2/3 Mehrheit im Parlament hätte? Und ich meine das nicht als Gretchenfrage, sondern möchte die scheinbar existierende Annährung der Bürgerrechtler an die früheren politischen Gegner begreifen.

      Viele Grüße
      Günther Werlau

    • Annett Gröschner sagt:

      Ich habe mich noch nie mit gutem Gefühl untergeordnet.

    • Werlauer sagt:

      @Annett Gröschner: Leben in einem Staat bedeutet auch Unterordnung
      Wenn Sie in einem Staat mit stabiler (repräsentativer) Demokratie leben wollen, dann müssen Sie auch das Gewaltmonopol des Staates anerkennen. Sie ordnen sich der Exekutive, Legislative und Juristikative unter. Nicht ohne Rechte, aber dennoch können Sie sich nur im existierenden Ordnungsrahmen frei bewegen. Ihre Antwort erscheint mir deshalb eher ausweichend.

    • Marion Detjen sagt:

      Uns geht es um Differenzierung, und Sie wollen uns wieder in die Vereinfachung zwingen.

  4. JHWDH sagt:

    Ein Plädoyer für die Differenz.
    Der “Lärmpegel” der Menschen ist umgekehrt proportional dem “Friedenpegel”!?
    Der “Lärmpegel” der Menschen ist umgekehrt proportional dem “Geistreifepegel”!?
    Der “Lärmpegel” der Menschen ist umgekehrt proportional dem ” humanen Sein”!?
    Der “Lärmpegel” der Menschen ist umgekehrt proportional dem “handelnden Human”!?

    …was nützt dem Menschen die “freigemauerte”(mauerbeseitigte) Freiheit , wenn er sie mit Kriegslärm neuer “Mauerbauarten” zerstört?

    ….was nützen dem Menschen Mauerbeseitigungsfeiertage, wenn er sie nicht
    als Reife-tag’s benutzt?

    Das Differenzplädoyer: “R”EI”F”EN statt FEIE”R”N…HUMANPEGEL statt LÄRMPEGEL…
    Human bildende ist erfolgsorientierte Bildung, statt Sozialdifferenzerfolg bildende Bildung.
    Human-“differenzloses(Differenz=0)”-Sein bilden.
    Manchmal ist es gut wenn die Differenz=0 ist…im differenzlosen Human-Sein ist die Lösung
    aller “Menschen Lärmprobleme”.
    Ohne Blick auf die Verschiedenheit aller Probleme, auf einen “Streich” gelöst…
    Humanbildung führt zum “alle Nöte” wendenden humanen Sein. Bescheidener, lärmbefreiter Human.
    Die Befreiung des Menschen von lärmenden Kriegen, ist die Befreiung des Geistes von/vom
    “Lärm-mauern”.
    Wir “texten”, “lärmen” unseren Geist dicht, machen ihn aufnahmeunfähig, wahrnehmungsunfähig.

  5. ThorHa sagt:

    Eines scheinen alle Revolutionen gemeinsam zu haben: Sie verlaufen NIE so, wie sich das Initiatoren
    vorgestellt haben, die häufig unter persönlicher Gefährdung die Revolutionen angestossen haben. Geschweige denn mit einem in Initiatorenkreisen gewünschten Ergebnis. Einzige mir bekannte Ausnahme: Die bolschewistische in Russland. Die war eben so weitsichtig, das Volk gar nicht erst mitspielen zu lassen …

    “Es gibt immer noch einen anderen Weg, als den, den man einschlägt” Natürlich. Nur muss man davon zum richtigen historischen Zeitpunkt die richtigen Leute überzeugen. Das war 1989 in der DDR “das Volk” – und dessen Überzeugung ist offenbar misslungen bzw. der faktisch eingeschlagene Weg war überzeugender. Was angesichts der damals offerierten Alternativen aus dem Kreis der ursprünglichen Revolutionsanführer auch kein Wunder war. Letztlich hatte man die Wahl zwischen Vereinigung oder einer DDR ohne Bevölkerung, das hat das Volk vielleicht besser verstanden, als seine damaligen Intellektuellen.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Marion Detjen sagt:

      Titel eingeben
      Ich würde sogar noch weiter gehen als Sie, Herr Haupts: Die Vereinigung war alternativlos! Aber wie diese Vereinigung gestalten? Da hätte es auch noch 1000 andere Wege gegeben. Ebenso wie wir heute frei sind, auf 1000 verschiedene Weisen die Erinnerung an die DDR vergangenheitspolitisch zu steuern und festzulegen und medial zu manipulieren, oder eben zu verflüssigen und zu differenzieren.

    • ThorHa sagt:

      Alternativen sind auch eine Funktion der Zeit ...
      Um eine Passage eines meiner Lieblingsautoren sinngemäss wiederzugeben: Natürlich könnten wir diesen Konflikt auch anders lösen, wenn wir ein Jahr lang Zeit hätte, seine massgeblichen Einflussfaktoren zu analysieren und dir richtigen Hebel zu finden … (Science Fiction, also Nichtliteratur im Bildungsbürgertum)

      Ich habe einige Insiderinformationssplitter über die Vorvereinigungszeit dadurch, dass kraft Amtes der damalige Bundesvorsitzende meines Studentenverbandes Mitglied des CDU Präsidiums war. Zusammen mit den Nachvereinigungsveröffentlichungen und der journalistischen Aufarbeitung ergibt sich für mich, dass die damals westdeutschen Verantwortlichen glaubten, sie hätten nur ein sehr schmales Zeitfenster, die Vereinigung unwiderruflich unter Dach und Fach zu bringen. Mit einem Blick auf den Putschversuch in der Sowjetunion 1992 – vielleicht nicht zu Unrecht? Und wegen des Zeitdruckes gab es im wesentlichen nur eine schnell umsetzbare Variante – den Anschluss. Auch da hätte man sicher noch einiges anders machen können, aber nichts grundsätzliches.

      Vom Kirchturm kommend ist man immer klüger, das ist nur historisch so furchtbar unfruchtbar. Fehlbare Menschen müssen manchmal ungeheuer weitreichende Entscheidungen unter den von ihnen wahrgenommenen Rahmenbedingungen und Risiken treffen. So gesehen kann ich auch im Abstand von mehr als 20 Jahren nicht erkennen, was man im Grundsatz hätte anders, geschweige denn besser, hätte machen können.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

  6. wolaufensiedenn sagt:

    Eine Diskussion, die zwischen "Rechtsstaat BRD" und "relativem Unrechtsstaat DDR" pendelt,
    kann nirgends hinführen. Wenn man die Existenzberechtigung der DDR anerkennt, dann erkennt man damit automatisch die Berechtigung der Teilung Deutschlands an und mit solchen Überzeugungen im Gepäck hätte es 1990 keine Wiedervereinigung gegeben; die Chance wäre 89/90 auch verpasst worden, wäre die SPD damals an der BRD-Regierung beteiligt gewesen oder gar die Grünen. Wer allerdings die Kräfte waren, die Gruppierungen wie das “Neues Forum” etc. lancierten, und ob diese Kräfte wirklich nicht die Wiedervereinigung “auf dem Schirm hatten”, darüber schweigen sich die Historiker bis heute aus und ich kann nicht erkennen, woher es die Autorinnen dieses Artikels eigentlich so genau wissen wollen? Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass diese ach-so-volksnahen, ach-so-bürgerbewegten Bewegungen nach ERREICHEN DER WIEDERVEREINIGUNG prompt wieder zerfielen – und zwar jede einzelne von ihnen! – egal, unter welchen Zielen (Vorwänden?) Fahnen, Absichtserklärungen man zuvor noch seine Mitglieder versammelt hatte? Denn diese Ziele waren doch, wie der Artikel sehr schön ausführt, sämtlich verfehlt worden! Eine ganz bemerkenswerte Chronik des Scheiterns – von Leuten, die eben noch eine Diktatur zum Einsturz brachten …

    • Marion Detjen sagt:

      – Auch bei der Annahme einer historischen Existenzberechtigung der DDR stand es den Deutschen 1990 offen, in freier Selbstbestimmung die Wiedervereinigung herbeizuführen und durch Volksabstimmung nach Art. 146 GG das Provisorium Grundgesetz abzulösen.
      – Darüber, dass die Gruppierungen der DDR-Bürgerbewegung in ihrer Entstehung die Wiedervereinigung nicht auf dem Schirm hatten (wie auch sonst kaum jemand), schweigen sich die Historiker überhaupt nicht aus; das steht in jedem Geschichtsbuch.
      – Und dass die basisdemokratischen Ziele der Bürgerrechtler, nachdem sie die Diktatur zum Einsturz gebracht hatten, nicht erreicht wurden, ist ebenfalls klar. Wenn Sie heute daraus den Schluss ziehen, nur den Erfolg als Maßstab für die Richtigkeit von politischem Handeln gelten zu lassen, geben Sie den Sorgen der Bürgerrechtler im Nachhinein recht.

    • ThorHa sagt:

      "... Wiedervereinigung nicht auf dem Schirm hatten (wie auch sonst kaum jemand)" Steilvorlage,
      die ich mal nutze: Warum nicht, Frau Detjen? Jeder bessere Historiker hätte in den Jahren 1986 bis 1989 die sich ständig beschleunigende Dynamik einer Revolution in ganz Osteuropa erkennen müssen. Alleine in meinem Studenten(!)verband gab es mehr als ein Dutzend vorwiegend älterer Kommilitonen, die so früh wie Ende 1988 vorhersagten, dass sich die Frage der deutschen Teilung mit einem Zeitrahmen von zwischen 1 (bei Optimisten) bis 5 Jahren (Pessimisten wie ich) stellen würde.

      Für die Blindheit, das nicht sehr früh auf dem Schirm zu haben, gibt es bei den politisch Verantwortlichen wie den Gelehrten (Historiker und einschlägig interessierte Sozialwissenschaftler) keine halbwegs rationale Erklärung. Ich verstehe es bis heute nicht – dass sich die Frage unvermeidlich stellen musste, gehört zu den ganz wenigen Dingen, die klar wie Klossbrühe waren.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

    • ThorHa sagt:

      Frau Storz-Ganzlin, für grosse Teile der Linken im weitesten Sinne war die Wiedervereinigung keine
      Chance, sondern eine handfeste Drohung. Und genauso wurde sie behandelt. Wer über zu lange Zeit ernsthaft selbst die schläfrig friedliche Bundesrepublik Deutschland als halbfaschistischen Staat betrachtete, wer Strauss oder Dreggers einzelne Ausfälle ernsthaft für repräsentativ für die deutsche Gesellschaft hielt, wer die NATO-Nachrüstung ernsthaft als Vorbereitung des nächsten Aggressionskrieges gegen den Kommunismus ansah … Tja, für den sah die deutsche Wiederverinigung halt aus wie die Wiederkehr des Dritten Reiches.

      Und dann ist es nur logisch, das nicht voranzutreiben, was man absolut nicht will. Insofern ist der SPD und den GRÜNEN kein Vorwurf zu machen – sie wurden Opfer der eigenen Paranoia. Heute nennt man das im Neutechspeak “Filterbubble”. Zu der hervorragend passt, dass jahrelang die einzigen Verbindungen zu osteuropäischen Oppositionellen über Einzelkämpfer der späteren GRÜNEN und über die Union liefen (zum Teil konspirativ), die SPD wusste nicht einmal, dass es eine Opposition gab bzw. diese war ihr suspekt.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

    • Marion Detjen sagt:

      Im November/Dezember 1988 haben in der Tat sogar auf SED-Seite Einzelne die Wiedervereinigung bzw. in deren Terminologie schon damals den “Anschluss” vorhergesehen, da sind Sie und Ihre Kommilitonen also in guter Gesellschaft. Jetzt möchte ich aber gerne Belege von Ihnen haben (und zwar schriftliche), dass Ihr schlauer Studentenverband es auch schon vor den Ereignissen des Spätherbsts 1988 gewusst haben soll. Kann sein, dass die ganze Historikerzunft von links bis rechts, und auch gleich noch die Soziologen und Politologen dazu, in ihrer Prognosefähigkeit Ende der 80er Jahre versagt hat. Das sollte uns alle zur Bescheidenheit mahnen, nicht zur Rechthaberei.

    • ThorHa sagt:

      "die so früh wie Ende 1988 vorhersagten"
      beantwortet Ihre Frage. Allerdings: Absolute Laien, alle miteinander :-).

      Gruss,
      Thorsten Haupts

    • JHWDH sagt:

      zur Bescheidenheit (mahnen?)lenken?...sehr empfehlenswert Fr. Detjen
      Wenn Differenz(ierte)-Betrachtung, auf Grund ihrer nicht mehr zu differenzierenden (identifizierenden?)
      Anzahl von immer kleiner werdenden Differentialen (Themenbruchstücke), zu nicht mehr
      integrationsfähigen Integralen der “Themen-Differentialgleichung” führt, ist das Ergebnis
      nicht differenziert angestrebte Klarheit, sondern “Themen-Pulverisierung”, Null-Erkenntniswert, Annullierung.
      Auch beim Skat mit Studenten gilt: “Es hat sich schon mal einer totgemischt”…obwohl…

      …hier ist “nur ein bischen” Annullierungstendenz im Blog zu beobachten.
      Hoffentlich wird die “Wiedervereinigung” nicht annulliert deswegen :=)

      …und erlöse uns vom Übel…Über(kritische)-Differenz…gilt für jede angestrebte Klarheit.
      Bescheiden dankbar sein für die klare Realität der Wiedervereinigung, die vielleicht auch aus dem Nebel kam, “tut” der Freude doch keinen Abbruch, oder?

    • wolaufensiedenn sagt:

      Liebe Frau Detjen,
      wer in der DDR aufgewachsen ist, hat so seine Schwierigkeiten mit Behauptungen in Geschichtsbüchern. Die Glocken von Katyn mahnen uns, ihnen besser kein Wort zu glauben!! Aber im Ernst: Den Nachweis, dass die Bürgerrechtler die eventuelle Wiedervereinigung NICHT auf dem Schirm hatten, kann man natürlich nicht führen; und wären sie in der kritischen Phase mit solchen Ideen herausgeplautzt, wären sie ja nicht weit gekommen; schließlich stand das Politbüro offiziell auf dem Standpunkt, dass es der Mauer weiterhin bedarf. Aber offizielle Standpunkte sind nicht alles; auch in einer Diktatur nicht: Ich habe als Kind im Buch “Deutsche Heimatsagen” aus der DDR ganz selbstverständlich schon in der Einleitung gelesen, dass diese Sagensammlung Sagen aus ganz Deutschland behandelt, weil die Teilung Deutschlands ein unnatürlicher Zustand ist, den es so rasch wie möglich zu beenden gilt! Kaufen Sie es sich antiquarisch, wenn Sie mir nicht glauben wollen … Das Buch stammte aus den 50er oder 60er Jahren und aus dem Kinderbuchverlag Berlin (DDR). Weder war es verboten (was in der DDR ja kein Problem gewesen wäre), noch war es ein irgendein verschwörerischer “Geheimtip” – jedenfalls nicht, dass mir das bewusst gewesen wäre. Und eine Wiedervereinigung hätte schließlich so oder so aussehen können! Wir lebten jedenfalls mit diesen Widersprüchen und rührten die längste Zeit nicht daran. – Ebenso gab es Gründe, später das provisorische GG bestehen zu lassen (provisorisch währt am längsten; auch das lehrt uns die Geschichte und mein Wasserhahn). Jedenfalls ist es nicht so, dass ich hier zynisch wäre, und politisches Engagement etwa nur nach dem erreichten Ergebnis beurteilen würde. Sondern, bei allem Respekt Frau Detjen: Die Idee, die Wiedervereinigung sei ein blankes Zufallsergebnis bzw. allein auf Kanzler Kohl zurückzuführen gewesen, empfinde ich als etwas zynisch!

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