Ich. Heute. 10 vor 8.

Ich. Heute. 10 vor 8.

Frauen schreiben. Politisch, poetisch, polemisch. Montag, Mittwoch, Freitag.

SAGA

| 3 Lesermeinungen

Gedicht.

### 

Weather Reports You

   Roni Horn

 

Wird, wenn ich meine Hand ausstrecke, Meer zu mir kommen, ein Stein?

Harsche Anmut in einer Rückenlinie, richtet mich aus ohne Willkür, so bin ich hier.

Und mit mir ein Schwindel von Leere, einer Welt, die nichts zurücknimmt.

Dieses Gefühl unterbrechen.

Wenn ich Leere sage, meine ich mehr als von Menschen leer?

Mit Brotsuppe Apokalypse anstimmen, oder Liebe, Zufall, Klischee.

Why should I want to be in the picture anyway?

Ich muss nach dem Wetter sehen. Seiner zerzausten Gegenbewegung.

Alle Gefühle sind wahr.

Jeder hier ist übers Wasser gekommen.

Wie sie werde ich Hunger spüren. Dunkel, Wüste. Berührung.

Den versunkenen Wald unter Cardigan Bay, auf den ich von Ty Newydd aus schaute, ohne ihn zu sehen.

Was hat die Hekla damit zu tun, die Katla, Laki, der Inselbergegletscher?

Oder Dürren in Ägypten, Französische Revolution.

Ich meine das nicht monokausal.

Ich kam durch sichere Drittstaaten, Sporen am Schuh.

Ich rechne mit Konsequenzen.

Wie Kontinente millimeterweit reißen und unter Ascheregen die Sicht verschärfen.

Auf das Grün von 600 Sorten Moos.

Einträge hellster Endlichkeit.

Gudridur Thorbjarnardottir, Enkelin eines britischen Sklaven, reiste um das Jahr 1000 von Norwegen nach Island, Grönland, Vinland, Grönland, Norwegen, Island, Rom, Island.

Wo sie überall auf menschliche Siedlungen traf und das erste europäische Kind auf amerikanischer Erde gebar, Snorri Thorfinnson.

Das ist weiter als Leifur Eriksson, der eine Zeit lang ihr Schwager war.

Aber kaum weiter als 500 Jahre später Enrique Melaka, malaiischer Sklave und Übersetzer in der Flotte Magellans.

Kein Überleben ohne Schifffahrt.

Keine Schifffahrt ohne Umsatz von Körpern in Arbeit, Ware, Schweigen, Mission, Kapital.

Die Botanik nennt Moose auch Pionierpflanzen.

Sie sagt, Pioniere benötigen Dutzende Jahre, um auf frischer Lava zu wachsen.

Kein Lebensraum, wo Wasser nicht fließen, einsickern kann.

Und wieder Dutzende nach ihrer Entwurzelung durch Trampeln und Grasen.

Inzwischen sollen ausgebrachte Alaska-Lupinen Sedimente bilden auf von Mensch, Vieh, Klima hinterlassenen Wüsten.

Degradationsgrade. Möglichkeitssinn.

Im Ziehen von Bedürfnis und Erosion flüchtig Balancen finden.

Wo etwas durch Aussparung an Konturen gewinnt.

Ich meine das nicht als Metapher.

Ich meine die Art Fiktion, die aus Fakten entsteht.

Mein Handeln in Selektion überführt.

Träumte wieder von Unterwerfung.

Momente völliger Reglosigkeit.

Woher all die Wasser?

Nebel, Gischt, Wolken, Firn, Eis, Regen, Schnee ‒

In ihre Dichte eintreten.

Die leer ist. Endloses Schwingen darin.

Übt mich in Positionierung.

Überempfindlich. Nicht empfindlich genug.

Träumen Vögel vom Ufer? Oder von ihrem Ozeanflug?

Aus meiner Hand steigen Raben.

Ihre Augen schauen, mehr als meine, nach Ländern hinter dem Meer.

### 
### 
### 
### 
### 
### 

3 Lesermeinungen

  1. MF87 sagt:

    Text ,Wörter Ihrer löst einfach ja
    Lebensfreude aus ;danke schön!
    Wörter wie ein ununterbrochenen “l’adhésion aveugle au monde”[Merleau- Ponty] .

  2. MF87 sagt:

    A Vocabulary Sculpture in the
    Icelandic Landscape [1975] by Douwe Jan Bakker[Haags Gemeentemuseum].
    Ein enger Freund,verstorben,beschäftigte sich früh und intensiv mit insbesondere das Island -Landschaft [_en].

  3. mariedt sagt:

    SAGA...flüchtig Balancen finden?
    Zitate…Songtexte, Peter Maffay.

    Auf dem Weg zu mir
    Stand ich oft frierend draußen
    Und hab von dort in ein warmes Zimmer gesehn.
    Und manchmal liefen mir
    Tränen übers Gesicht,
    Das Weitergehn fiel schwer.

    Auf dem Weg zu mir
    Ging ich durch Himmel und Hölle.
    Ich ahnte, die Freiheit liegt
    Mitten drin.
    Auf dem Weg zu mir
    Bin ich mir selbst begegnet
    Erkannte mich manchmal selber nicht mehr.

    Träumen Vögel vom Ufer? Oder von ihrem Ozeanflug?
    Aus meiner Hand steigen Raben.
    Ihre Augen schauen, mehr als meine, nach Ländern hinter dem Meer.

    Siehst du den Vogel dort
    Den Punkt am Horizont
    Er fliegt ganz einfach fort
    Der Schwere davon
    Flügel, die tragen ihn
    Ohne Gefahr
    Über die Grenze
    Wo ich nie war

    Und siehst du den starken Baum
    Den größten dort im Wald
    Er ruht in sich selber aus
    Zum Sterben zu alt
    Er steht so festgefügt
    Und ist Gott so nah
    Im Licht der Weisheit
    Wo ich nie war

    Und dort der Fisch im Meer
    Taucht in die Dunkelheit
    Und wo Atlantis liegt
    Er weiß Bescheid
    Ursprung des Lebens hier
    Dunkel, und doch klar
    Liegt in der Tiefe
    Wo ich nie war

    Ich weiß nicht, ob es gut für mich wäre
    So hoch zu fliegen
    So tief zu tauchen
    Oder so alt zu werden
    Doch ich weiß auch, daß ich bis ans Ende meines Lebens
    Daran denken werde
    Wie es dort sein könnte
    Dort
    Wo ich nie war

    Wenn ich ein Vogel wär
    Im grenzenlosen Himmel
    Oder ein Fisch im Meer
    Unendlich tief
    Wär ich ein alter Baum
    Ruhig und stark
    Anfang und Ende
    Wo ich nie war.

    Why should I want to be in the picture anyway?

    Graues Haar auf verbrannter Haut
    Und ein Blick, der das Eis der Antarktis taut
    Ohne Hast
    Gehst du
    Deinen Weg
    Dein Gepäck ist die Last der Vergangenheit
    Und dein Ziel liegt verborgen in der Ewigkeit
    Welche Kraft
    Läßt dich
    Weiter gehn?

    Alter Mann, sag mir, was du siehst
    Welches Licht zeigt dir deinen Weg
    Alter Mann, laß mich mit dir gehen
    Ich will sehn wie du

    Dein Gesicht ist ein Buch, das man nie vergißt
    Und dein Stolz sagt mir, daß du ungebrochen bist
    Wie der Baum
    An den
    Du dich lehnst
    Du hast Glück, Leid und Liebe und den Dreck erlebt
    Und du weißt, wie die Schuld an den Händen klebt
    Weiser Mann
    Warum
    Bleibst du stumm?

    Alter Mann, sag mir, was du siehst
    Welches Licht zeigt dir deinen Weg
    Alter Mann, laß mich mit dir gehen
    Ich will sehn wie du

    Alter Mann, sag mir, was du siehst
    Welches Licht zeigt dir deinen Weg
    Alter Mann, laß mich mit dir gehen
    Ich will sehn wie du.

    Alle Gefühle sind wahr…auch der “Felsweg” des alten Mannes.
    Ich meine das nicht nur als Metapher.
    Ich meine die Art Fiktion, die aus Fakten entsteht…
    “S”EL”F”-“F”EL”S”-“G”(host)ROUND-BALANCE-WEG…
    SYNTHESE-RATIO-WEG-REALITÄT…jeder hat seinen eigenen…
    that’s, why you are in the picture anyway.

    MfG
    W.H.

Kommentare sind deaktiviert.