Das Herz des Silicon Valley schlägt auch für Arme und Alte. Eine gemeinnützige Stiftung bietet betreutes Online-Gehen für den Einstieg in den Arbeitsmarkt und zum Wohlfühlsurfen.

Wochenlang war das Tenderloin Technology Lab in San Francisco wegen Renovierung geschlossen. An einem sonnigen Tag im März öffnete es endlich wieder seine Pforten. Eine grauhaarige Frau mit riesigen Schmetterlingsohrringen sieht glücklich aus. Während sie sich für einen Computerplatz einträgt, erzählt sie, wie sie in der Zwischenzeit versucht hatte, sich Internetzugang zusammenzusuchen, 15 Minuten hier, 30 Minuten dort, und dafür vom Arbeitsamt zu den unterschiedlichen Filialen der Stadtbibliothek gefahren war: „Ich habe mich völlig verausgabt“, sagt sie.
Sie ist nicht die Einzige, die es kaum erwarten konnte, bis das Technologielabor wieder öffnet. San Francisco scheint oft von Technologie überschwemmt zu sein – so sehr, dass ein Schild am nur wenige Blocks entfernten Twitter-Gebäude wissen lässt, „der Markt“ habe entschieden, ihren Kunden kein Wifi anzubieten, um die „Face to face Interaktion“ und das „Tagträumen“ wieder zu fördern.
Für die weniger Begüterten gibt es jedoch kaum Möglichkeiten, das Internet zu nutzen. Für die große Mehrheit der 6500 Obdachlosen, und für all diejenigen, die keine Computer und keine mobilen Endgeräte besitzen, waren die Computer der öffentlichen Bibliotheken lange Zeit die einzige Anlaufstelle. Doch die Warteschlangen dort sind lang, die Sessions kurz. Sie enden nach 60, manchmal nur 30 Minuten, und immer dann, wenn eine der beiden einstündigen Bibliothekspausen beginnt.
Dieser nur lückenhafte Zugang wird immer häufiger auch zu einem existentiellen Problem: Als die Stadt San Francisco vor kurzem Plätze in einem öffentlichen Wohnprojekt ausschrieb, die explizit für Obdachlose gedacht waren, konnte man sich dort zum Beispiel nur online bewerben.
Das Tenderloin Technology Lab ist eine der wenigen Institutionen, die diese Lücke zwischen San Franciscos Reichen und Armen schließt. Es wird von der St. Anthony Stiftung geleitet, einer gemeinnützigen Organisation, deren Suppenküchen 40% der freien Mahlzeiten in San Francisco serviert. Seit sieben Jahre serviert nun auch das Technologielabor den Armen und Hungrigen; den Kranken und Behinderten; den Veteranen und Senioren; den lange-Zeit-Notleidenden und den kurzfristig-Unglücklichen.
“Im Herzen von Silicon Valley haben viele Menschen wegen ihres Alters oder ihres ökonomischen Status keine Computerkenntnisse und keinen Zugang”, sagt Karl Robillard, der strohblonde Pressesprecher der Stiftung. Er zeigt mir den Weg zur brandneuen Anlaufstelle, grüßt unterwegs einen großen, schlurfenden Mann, dessen Lächeln einen fehlenden Zahn enthüllt. “Der Begriff der digitalen Kluft klingt so überholt. Aber das Problem wurde noch lange nicht gelöst. In den letzten zehn Jahren ist es eher schlimmer geworden.”

Seit der Neueröffnung ist das Labor doppelt so groß. Jetzt ist zwischen den insgesamt 50 Computern genug Platz, um einen Einkaufswagen voll weltlicher Güter zwischen ihnen abzustellen.
In den Orientierungskursen wird immer auch vermittelt, wie man mit wütenden Mitnutzern umgeht, die sich über die langsame Verbindung oder falsche Passwörter aufregen. “Wenn Du letzte Nacht schlecht geschlafen hast, weil Du auf der Straße lebst; Angst hattest, bestohlen zu werden; Angst hattest, erstochen zu werden, wirst Du schneller sauer und frustriert, und gehst”, sagt Mark Fisher, einer der Administratoren der Stiftung, der Computerkurse für ehemals Süchtige anbietet, in denen es darum geht, was eine Maus tut und wie man E-Mails schreibt.
Praktische Fähigkeiten wie diese machen es leichter, Jobs zu suchen. “Ich zeige ihnen, wie sie einen Lebenslauf aufsetzen, wie sie ihn speichern, wie sie ihn als Mailanhang an sich selbst schicken”, sagt Fisher. “Sie glauben gar nicht, wie viele Leute nie daran gedacht haben, das zu tun.” Und sie wundern sich, dass man auf die Mail dann wirklich von überall aus zugreifen kann.
Aber Fisher, der selbst auf der Straße gelebt hat, bis er vor zwei Jahrzehnten clean wurde, sagt, dass einfacher Zugang zum Internet auch psychologisch wichtig sei: “Die Leute leben in einem Unterschlupf auf der Straße, kommen dann hier herein und lesen die Tageszeitung. Auf diese Weise fühlen sie sich nicht mehr so abgeschnitten von dem, was in der Welt vorgeht”.
Gregory Flamin hat der einfache Zugang zu Jobangeboten geholfen, seinen jetzigen Job zu finden: er verkauft Eintrittskarten im Baseballstadion. Ein flott gekleideter 58-Jähriger hingegen, der seinen Job in einem Anwaltsbüro gerade wieder verloren hat, und seit fünf Jahren in einem Wohnprojekt lebt, betont, dass er sich besser fühlt, seit er hierher kommt. “Es gibt einen Punkt, wenn alles klar ist, Du den Job gefunden hast, in einem Wohnprojekt untergekommen bist, und denkst ,was wird das alles nun wieder umschmeißen?’ Wenn ich auf der Treppe ausrutsche und mir das Fußgelenk verstauche werden sie meinen Job jemand anderem geben?! Es ist wie eine schwarze Wolke.” Im Technologielabor kann er sich zu seinen Lieblingsthemen informieren – gerade jetzt las er einen Text über bestimmte Plädoyers im frühen englischen Recht. “Ich bekomme die Möglichkeit hier, und das ist wirklich wunderbar, ein Hobby zu haben. Das gibt Dir ein bisschen Normalität”.
In den letzten vier Jahren sind einige größere Technologiefirmen in die Gegend des Labors gezogen, die eine der ärmsten San Franciscos ist. Seither kommt es zu Fremdbestäubungen: Eine dänische Firma hat mit dem Tenderloin Technology Lab zusammen eine Website geschaffen, die darüber informiert, wo man Essen, Unterkünfte, medizinische Hilfe, Hygieneprodukte, und Computerzugang findet (die Seite kann, natürlich, auch nur mit Internetzugang genutzt werden). Twitter sendet regelmäßig Freiwillige, die im Labor aushelfen. Caroline Barlerin, verantwortlich für Zwitters Kontakt zur lokalen Community, hat selbst einmal einem Straßendichter geholfen, seine Arbeit in Google Docs einzupflegen. “Ich habe mehr aus der Session mitgenommen als er”, sagte sie. “Mich hat seine künstlerische Leidenschaft inspiriert.”
Natürlich hat das Labor auch seine Grenzen. Zwischen einem Mann, der seine Facebook-Nachrichten checkt, und einem anderen, der einen Kriegsfilm schaut, starrt Derek Gates auf seinen Computerbildschirm. Unter seinem Kapuzenpulli wird eine Brille sichtbar, in der ein Glas fehlt. Als wir beginnen, uns zu unterhalten, erzählt er mir, dass er Historiker sei. Er zieht einen Essay heraus, den er über den deutschen Kolonialismus in Namibia geschrieben hat. Er steht auf, um den Essay für mich auszudrucken, die zerrissene Jeans bedeckt kaum seine Beine. “Du kannst Dinge ausdrucken”, sagte er, “und ich bin gerne bei der Kirche”. Er zuckt mit den Schultern, und sieht sich um. “Aber es ist kein Platz für ernsthaftes Arbeiten. Es ist einfach nicht dafür gemacht, hier acht Stunden lang zu sitzen.” Ich folge seinem Blick und versuche mir vorzustellen, wie es wäre, meinen Lebensunterhalt als Journalistin hier zu verdienen. Ich könnte es nicht.
(Übersetzung: Hella Dietz)
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Heike Melba Fendel: Die Quadratur des Begehrens
Wenn der mit/auf "Human-Begehren(Sehnsucht)" ausgerichtete Mensch-Geist lernt...
im tiefen “Geist-Tal” einer “Silicon Valley Welt” zu surfen,
als Charityangebot und den humanen Geistgehalt, Human-Aspekt,
aus dem “Auge”, “Eye”…verliert, der ist bald verloren.
Eintrittskartenabreißjobs finden…humanes Qualität-Vernunftergebnis!?
Was für eine humanblinde Welt.
“Wohlfühlsurfen” geht anders. In Natur “Geist-Surfing” mit/für,
ist die Human-Begehren-Sehnsucht-Natur.
Im Wahrnehmungslicht mit Wahrnehmunglicht für Wahrnehmungslicht.
Selbsterkenntnis und Einsicht im Licht der “Naturen-Sehnsüchte”…
“Sehnsucht-Naturen”.
Die “weiblich/männlichen Dualaenergienschlüsse” finden,
für humane Human-Vernetzung…mit quadratischer Potenz.
Humane “V”ernunft X humane “V”ernunft = humane “W”eisheit”…
humane Human-Lebens”WEISEN”…humane Wesenheiten.
Vom 2-seitigen Medaillendenken zum Quadrantendenken…
Raum-Rund-Denken. Die Geist-Quadrantentour führt aus
dem tiefen Tal der Dunkelheit-Tränen…s.Weltgeschehen…
auch ein “Silicon-Valley-Welt-Effekt”.
Das humane Maß, der humane Aspekt…ist/geht verloren, wenn
“monetär”, “2-seitig” (halb-)inhuman?…gedacht und gehandelt wird.
Wir kommen nur über das “(quadrantische)”…
“Erde-Human-Würde-Raum-Denken”…
weg von (Kartenabreiß-)”Jobs” und finden beschleunigt
mehr Berufung(en, Vielfalt) als Human…in “humanen Berufen”…
je/desto “(quadratisch-)reifendem” “Human-Geist”.
“Hänsel und Gretel verirrten sich im (Silicon-)Wald(Valley)”!?
MfG
W.H.
P.S. WO(H)LF(ÜHL)GANG/SURFER HENNIG…
thenewyorker.com…the-new-“eye”-work.com :=)