Im Frühjahr 2014 fanden sich Nele Brönner und Monika Rinck zusammen, zu einer ersten Kollaboration. Damals hatten sie bereits Mails ausgetauscht, sich aber noch nicht persönlich getroffen. Es war Mai und die Zeit war günstig. Brönner schickte Rinck eine erste Zeichnung und letztere antwortete darauf mit einem Text. Dies wiederholten sie 23 Mal, um am
24. Mai 2014 in der Berliner Schankwirtschaft Rumbalotte unter dem dreifachen Titel: „I AM THE ZOO – Candy – Die Geschichte vom inneren Biest“ die Ergebnisse dieses Wort-Bild-Wildwechsels vorzustellen. Bei „EIN WUNSCH DER KEINE FLÜGEL HAT“, handelt es sich um die zweite gemeinsame Arbeit von Nele Brönner und Monika Rinck, der in Zukunft an dieser Stelle weitere folgen.
Teil 1 / Fortsetzung folgt
(1) Es sei ein Ding [oder zwei], mit offenen Enden und auf immer [seien beide] gekappt. Ich möchte sagen, dass es etwas undurchsichtig sei, so insgesamt. Doch machen Sie sich nichts daraus, es wird Ihnen jetzt alles Schritt für Schritt in vollendeter Offenheit erklärt: Sie müssen sich also bei einer Geschwindigkeit, welche ganz unabhängig von Ihnen herrscht und die situationsbedingt recht hoch sein kann, einfädeln. Alles Gute dabei. Kurz darauf werden mehrere Spuren zu einer vereint. Schweißnass und festgekrallt, aber ohne die Geschwindigkeit zu drosseln, gehen Sie dabei vor. Das ist selbstverständlich der Gefährdungslage insofern angepasst, als diese damit gefährlicher wird. Nichts kündigt Ihren Spurwechsel an. Vorbeirasen viele. Ihr Thema heute: Haben Sie Angst, ein bewusstloses Leben zu führen, das Ihre Wünsche unerfüllt lässt? Anders gefragt: Ist Ihnen die Aussicht auf ein bewusstloses Leben vor allem deswegen ein Quell der Angst, weil Sie davon ausgehen können, dass Wünsche, über deren Existenz Sie in Unkenntnis sind, nicht zu erfüllen sind? [Was will die Industrie?] Die Angst findet im Verborgenen statt, die abschließende Debatte hingegen bei hellem Licht im Freien und unter den Augen der Presse. Kartenvorverkauf läuft.
(2) Behelmt warteten Sie vor zitternden Bildern und waren sich nicht ganz sicher. Man hatte Sie gerade über Ihre neuen Wünsche unterrichtet. Sollten Sie sich so irren? Einstweilen sahen Sie luftige Schirme, die senkrecht wie das Scheuen eines durch die kleinste Bewegung schon zu schreckenden Wesens hochgeklappt auf dem Äquator standen. Es erging die Weisung: Nicht am Hals, an der Mähne habt Ihr euch zu halten. Aha. Ihr Konto wurde täglich leerer, und nachdem sie einmal aufgeschreckt waren, schliefen Sie lange nicht mehr ein. Besser Sie legen Schutzkleidung an, erreichte Sie zudem der anonyme Ratschlag eines Wohlmeinenden. Wo aber war Ihr Helm geblieben? Schon wieder verschlampt, im Stall verschmissen oder in der Sicherheitsschleuse vergessen? Sie mussten den ganzen Tag irgendwelche Treiber installieren. Wirklich? Nein! Doch! O weh. Beachten Sie auch die Kelle. Sowie den Ständer. Und das Maß. Als Sie alles in die richtige Position gebracht hatten, trafen Sie auf eine Art Stöckelschuh der Geldausschüttung, mit welchem Sie große Sprünge machen konnten. [Sie können Verschuldung!] Sehen wir also zu, wie Sie, so angetan, im Regen der Floskeln standen und lächelten, immerzu lächeln und leise brillieren. Das ist die Gegenwart.
(3) Was haben Sie hier einzusetzen? Moment, was ist wohl gemeint, mit diesem: einzusetzen? Wenn Sie jetzt gefragt worden wären: Was haben Sie hier auszusetzen – ja, dann hätten Sie vermutlich eine schnelle Antwort parat, aber einzusetzen? Meinen Sie, in die Lücke? [Ein Investment? Ein Pony mit Paddelgeweih?] Im Ernst. Ah, gehen Sie mir fort! Sie wissen ja noch gar nicht, ob diese leere Stelle als Lücke referenziert oder bereits das Investment ist! Angesichts der unzähligen, Ihrer Aufmerksamkeit entzogenen, aber ohne Unterlass ablaufenden Hintergrundprozesse, sind Sie nicht sicher, ob überhaupt etwas, und wenn ja, was genau (!) in diesem Fall einzusetzen wäre. Oft passt Geld, in jeder Höhe, in jeder Währung. Ja, aber ich höre das Schnaufen einer entlaufenen Kühlung, worauf ein nicht inhaltliches Klackern folgt. Was das zu bedeuten hat, kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Das ist zu Ihrer eigenen Sicherheit. Drehen Sie sich um, da steht ein Schild mit dem Schriftzug: MEIDEN SIE DIE GEFAHREN, WO SIE SIND. Alles in Versalien. Bedeutet das, dass Sie die Gefahren aufsuchen sollten (??), um sie auf korrekte Weise zu meiden?
Finden Sie es heraus.
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Monika Rinck und Nele Brönner: EIN WUNSCH DER KEINE FLÜGEL HAT.