Robert Schuman, Mitbegründer der europäischen Idee, wollte Europa einen und in Richtung Afrika öffnen. Da Abschottung nicht funktioniert, wird es Zeit, über seine Ideen zu diskutieren.
Gerade beraten die europäischen Staats- und Regierungschefs in Brüssel zur Migrationspolitik. Endlich sollen Konsequenzen aus der Flüchtlingstragödie im Mittelmeerraum gezogen werden. Zur Debatte steht unter anderem eine grundlegende Reform des europäischen Asyl-Systems, das auf der Erstland-Regel basiert. Sie besagt, dass ein Flüchtling erst nach Erreichen des europäischen Festlands einen Asylantrag stellen kann, und hat in jüngster Zeit zu den bekannten lebensgefährlichen Seeüberquerungen geführt. Dieses Verfahren ist fest in der Logik der “Festung Europa“ verankert, doch ein Streifzug durch Luxemburg zeigt, dass das Selbstverständnis der Europäischen Union mal ein anderes war.

Die Festung Luxemburg galt über die Jahrhunderte als kaum einnehmbar. Angeblich ist sie auch nie militärisch bezwungen worden. Machtwechsel vollzogen sich stets durch Aushungern der Festungsinsassen. Unter anderem dem Militärarchitekten Vauban, der die Burg im Jahre 1684 als französischer Kriegsherr selbst unter seine Gewalt nahm, ist zu verdanken, dass der Ruf der Stadt als „Gibraltar des Nordens“ sich noch lange hielt. Vauban war der Schöpfer der „enceinte de fer“, des eisernen Gürtels, mit dem Frankreich unter Ludwig dem XIV. seine Grenzen sicherte. Für die Eroberung Luxemburgs von den Spaniern brauchte Vauban 37 Tage und 30.000 Söldner. Am Ende ließen rund 3800 Soldaten das Leben, eine hohe Zahl, wenn man bedenkt, dass Vauban die in der Zwischenzeit modernisierte Festung gerade mal achtzehn Jahre später wieder an Spanien zurückgeben musste.
Dort, wo früher eine Militäranlage die Grenzbewegungen zwischen den mal deutschen, französischen, belgischen, niederländischen, spanischen oder habsburgischen Gebieten akribisch kontrollierte und von wo aus man sich im Angriffsfall verteidigte, schillern jetzt gläserne Bürotürme im Lichte des meist bewölkten luxemburgischen Himmels. Modernes Recht und moderne Verwaltung haben das Gemetzel um die Interessen der Einzelstaaten für immer obsolet gemacht haben, so jedenfalls denken alle wohlmeinenden Europäer. Statt Festungen entwickeln wir heute eine gemeinsame Verfassung, die den freien Austausch von Waren, Personen und Geld über Grenzen hinweg selbstverständlich und den Weg zum ewigen Frieden frei macht. So hat das allen voran Robert Schuman, einer der Mitbegründer der europäischen Idee, ausgedrückt. Sein Geburtshaus befindet sich ebenfalls in dieser Stadt, am Fuße des heutigen Europaviertels – außerhalb der Festungsanlage.

In der später als „Schuman-Erklärung“ bekannt gewordenen Rede vom Mai 1950 beschrieb er die Leitidee der Europäischen Integration folgendermaßen: “Diese Produktion (von Kohle und Stahl, Anm. der Verf.) wird der gesamten Welt ohne Unterschied und Ausnahme zur Verfügung gestellt werden, um zur Hebung des Lebensstandards und zur Förderung der Werke des Friedens beizutragen.” Und im gleichen Atemzug fuhr er fort: “Europa wird dann mit vermehrten Mitteln die Verwirklichung einer seiner wesentlichsten Aufgaben verfolgen können: die Entwicklung des afrikanischen Erdteils. So wird einfach und rasch die Zusammenfassung der Interessen verwirklicht, die für die Schaffung einer Wirtschaftsgemeinschaft unerlässlich ist und das Ferment einer weiteren und tieferen Gemeinschaft der Länder einschließt, die lange Zeit durch blutige Fehden getrennt waren.”
Man lasse sich das auf der Zunge zergehen: Der „einfachen und raschen“ Einigung Europas sollte alsbald eine Öffnung des Kontinents in Richtung Afrika folgen! Schuman war also nicht schlicht Europäer, sondern ein global denkender Weltbürger. Er begleitete gerade die ersten Schritte einer europäischen Integration und hatte doch bereits die „Entwicklung“ Afrikas auf dem Schirm. Was zunächst nach kolonialem Sprachduktus schmecken mag, drückt in den Kontext gerückt die viel weiter gehende Idee einer Gemeinschaft zwischen beiden Kontinenten aus. Kaum zu fassen, wie weit wir heute von dieser Idee entfernt sind! Mit jedem Boot, in dem sich Flüchtlinge vom nordafrikanischen Ufer auf den lebensgefährlichen Weg über das Mittelmeer machen, haben wir Schuman verraten. Mit jeder Region, die in den instabilen Staatsgebilden des Nahen Ostens und Nordafrikas an private Warlords mit ihrer pseudo-islamischen Kriegsrhetorik fällt, werden uns Ohnmacht und Gestaltungsdefizit der europäischen Politik vergangener Jahrzehnte aufs Neue vor Augen geführt.
Es gibt keinen Zweifel: Die alte Festungsanlage wurde von den Europapolitikern der ersten Stunde bewusst als Standort gewählt. Die Ansiedlung der europäischen Institutionen gerade an diesem Ort sollte versinnbildlichen, dass Blutvergießen, Stagnation und die Sackgassen nationaler Abschottungspolitik überwunden seien. Der Europäische Gerichtshof, der Übersetzungsdienst der EU, die Europäische Investitionsbank thronen auf den Überresten der Festungsanlage Vauban’scher Prägung und überragen sie um ein Vielfaches. Die moderne Architekturlandschaft auf dem Kirchberg verkörpert so das europäische Fortschrittsmodell in Reinform.
Doch mit jeder neuen Nachricht von überfüllten Schlepperbooten, ausgehungerten Insassen, Überlebenskämpfen an Bord, Ertrunkenen, ihren Leichen am Meeresboden, die der italienische Premier Matteo Renzi gegen das Vergessen öffentlich begraben lassen will, Schätzungen von 1750 Seenotopfern im Jahr 2015 allein bis Monat April, drängt sich eine neue Interpretation der alteuropäischen Festungslandschaft auf. Die Ereignisse an den südlichen Grenzen der Europäischen Union sind von einer systematischen Grausamkeit und Unmenschlichkeit, die den kriegerischen Auseinandersetzungen zu Vaubans Zeiten in nichts nachstehen. Und auch die Motive der europäischen Grenzpolitik nähern sich augenfällig Vaubans Zeiten an. Ihr Inhalt: Bewahrung des Status Quo. Ihr Mittel: Nutzung natürlicher Grenzen. Ihr Ziel: bestmögliche Abschottung.

Warum schafft es die Europäische Union nicht, an ihren Außengrenzen eben jene Prinzipien stark zu machen, die in ihrem Inneren bisher so erfolgreich waren? Warum gibt es keinen externen Weg der Beantragung von Asyl, keine legale Einreiseform, keine sicheren Fähren für den Weg über das Mittelmeer nach Europa? Warum tut die Europäische Union nicht mehr, um Grenzregionen und Herkunftsländer der Flüchtlinge politisch und wirtschaftlich zu stabilisieren, durch die Erleichterung von Handelsbeziehungen oder durch die Mithilfe beim Aufbau von international geführten Ausbildungsstätten?
Doch wie die Luxemburger Festung oder die Berliner Mauer wird auch die Festung Europa eines Tages Geschichte sein. Fragt sich nur, wodurch sie dereinst zu Fall gebracht werden wird. Durch Aushungern? Das ist schwer vorstellbar. Durch wirtschaftlichen Zusammenbruch, wie in den ehemaligen Ostblockstaaten, einem Zusammenbruch, auf den unmittelbar die Öffnung des Eisernen Vorhangs folgte? Die Wirtschaftsentwicklung der Europäischen Union deutet trotz Eurokrise nicht darauf hin. Was sich dagegen deutlich abzeichnet, ist eine Art demographischer Implosion. In einigen europäischen Ländern, allen voran Deutschland, hält der Gebärstreik nun schon über eine Generation an und ein Ende ist trotz aller großzügiger familienpolitischer Anstrengungen nicht in Sicht. Da nur massive Zuwanderung die demographischen Lücken füllen kann, werden auch im Falle der europäischen Festung die Tore nicht von Außen gestürmt, sondern aus reiner Not von Innen heraus immer weiter geöffnet werden müssen. Was das für das Gesicht Europas langfristig bedeutet, lässt sich derzeit nur erahnen. Doch rechtspopulistischen Unkenrufen zum Trotz haben alle bisherigen Grenzöffnungen eines gemeinsam: kaum jemand will sie wieder rückgängig machen.
DAS ist DER Selbsbetrug aller, die im Ergebnis "keine Grenzen" fordern:
“Doch rechtspopulistischen Unkenrufen zum Trotz haben alle bisherigen Grenzöffnungen eines gemeinsam: kaum jemand will sie wieder rückgängig machen.”
Anzahl und Intensität dieser Selbstberuhigungsrufe wächst ziemlich exakt zu den Wahlerfolgen rechtspopulistischer Parteien in allen Teilen Europas. Doch, verehrte Frau van der Walt, eine stetig wachsende Zahl von Europäern möchte die Grenzöffnungen partiell wieder rückgängig machen., selbst die innereuropäischen. Und je grösser der Druck der medial um eine Zehnerpotenz überrepräsentierten Minderheit kosmopolitischer aka heimatloser Eliten wird, endlich alle Grenzen bedingungslos für alle aufzumachen, umso schneller wächst die Zahl derer, die diese Rechtspopulisten wählen.
Die aufgrund der klaffenden Lücke zwischen diesen Eliten und der Bevölkerungsmehrheit keine andere Wahl mehr zu haben glauben, als Gestalten und Gruppierungen zu wählen, die man normalrweise nicht mit der Feuerzange anfassen würde. Für diese Leute haben Sie kein Angebot, kein Verständnis und nichts ausser historisch dünnen, moralinsauren Vorwürfen. Way to go, Frau van der Walt. Wenn Ihr Ziel darin besteht, diese Parteien auf ihrem Weg zu gesellschaftlichen Mehrheiten weiter zu stärken.
Sollte Ihr Ziel darin bestehen, Europa ebenso weltoffener wie europäischer zu machen, dann Note 6, setzen. Ihr einziges Angebot an die Skeptiker sind Vorwürfe (Unmenschlichkeit, Verrat europäischer Ideen) und die in absolut jeder Dimension absurde Beschuldigung, nur halb durchlässige Grenzen stünden “kriegerischen Auseinandersetzungen” in nichts nach. Schnappen Sie sich bitte mal ein ordentliches Geschichtsbuch und lesen nach, was Krieg in der Mitte des 18. Jahrhunderts bedeutete!
Gruss,
Thorsten Haupts
Sehr geehrter Herr Haupts,
ich weiß, Sie lesen solche Artikel nicht gern. Aber warum gleich so unfreundlich (setzen, 6)? Und nun umgekehrt Sibylle van der Walt vorzuwerfen, sie bestärke nur die Populisten, nun ja. Wie würden Sie denn Europa weltoffener machen?
Fragt sich
H. Dietz
Moment, Frau Dietz, können wir die Frage der Unfreundlichkeit mal sehr höflich klären?
Frau van der Walt hat allen europäischen Staaten, also den dortigen Bevölkerungsmehrheiten, also auch mir, soweit ich mit diesen Mehrheiten übereinstimme, folgendes erklärt:
“Sie sind ein Unmensch und befürworten Zustände, wie in einem Krieg des 18. Jahrhunderts.”
Sorry to say – aber nach dieser Einleitung ziehe ich mir dünn lächelnd die Boxhandschuhe an und begebe mich gerne (bin geborener Polemiker) auf genau diese Ebene. Rechte sind bei solchen Pauschalbeleidigungen meistens viel zu höflich, wo der Kontrahent diese Höflichkeit weder honoriert noch erwidert.
Die Tea Party in den USA hat das eher verstanden, als die hiesige politische Rechte, aber das ändert sich gerade.
Um Ihre Abschlussfrage zu beantworten – gar nicht. Mangels entsprechender Notwendigkeit. Nicht meine Baustelle (die europäische Einigung wäre es).
Gruss,
Thorsten Haupts
Klar können wir die höflich klären, von mir aus auch sehr höflich ;-).
Wie wäre es mit: Sehr geehrter Herr Haupts, der Satz „Sie sind ein Unmensch und befürworten Zustände, wie in einem Krieg des 18. Jahrhunderts.“ sieht zwar aus wie ein Zitat, ist aber keines – und steht im Text so nicht drin. Deshalb möchte ich Sie darauf hinweisen, dass Sie sich bei Ihrem polemischen Boxkampf vielleicht eine Ebene zu weit nach unten begeben haben.
Aber wenn Sie Lust haben, wieder raufzuklettern, diskutiere ich auch gerne mit Ihnen (dann können wir von mir aus auch einen rhetorischen Boxkampf austragen).
H.Dietz
Wörtlich übernommenes Zitat aus dem Text:
“Die Ereignisse an den südlichen Grenzen der Europäischen Union sind von einer systematischen Grausamkeit und Unmenschlichkeit, die den kriegerischen Auseinandersetzungen zu Vaubans Zeiten in nichts nachstehen.”
Meine Lesart:
„Sie sind ein Unmensch und befürworten Zustände, wie in einem Krieg des 18. Jahrhunderts.“
Ihre Antwort:
“sieht zwar aus wie ein Zitat, ist aber keines – und steht im Text so nicht drin.”
Ich überlasse jetzt alle Schlussfolgerungen einfach den Mitlesern. Für eine fruchtbare Diskussion schliesse ich mich gerne den Fragen von Herrn Werlau an – der ist nicht wie ich Polemiker :-).
Gruss,
Thorsten Haupts
Sie sind aber doch weder ein Ereignis an den südlichen Grenzen der EU noch eine systematische Grausamkeit, und es macht einen Unterschied, ob man ad personam liest oder schreibt – oder nicht. In allen anderen Punkten schließe ich mich Ihnen vollumfänglich an.
H. Dietz
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“kaum” schließt ja nicht aus, dass die Anzahl temporär mal ansteigt. Aber selbst die AfD beschäftigt sich so gut wie gar nicht mit innerdeutschen Grenzen, hat keine Alternativkonzepte und ist im Bund völlig bedeutungslos. Das wird sich auch nicht ändern. Warum auch? Will jemand wieder eine Mauer durch Berlin? Oder eine Mauer zwischen NRW und Rheinland-Pfalz? Bringt nichts, aber schadet allen. Die eigene selektive Wahrnehmung, die auf der stetigen Suche nach Selbstbestätigung ist, wird die Realität nicht umkrempeln. Da hilft keine Patzigkeit. Schön aber, dass jene, die sich nichts sehnlicher als einen Sieg rechtspopulistischer Ideen wünschen, genau davor warnen und Andersdenkenden sagen, mit ihrer Meinung würden sie genau dies begünstigen und sollten daher am besten nichts sagen. Ein komisches Verständnis von Freiheit und Demokratie.
Geehrter Herr Schliessmeyer, leider falsch - ich bin eigentlich für noch viel mehr
solcher Artikel und dafür, dass man den Deutschen jedes Quartal noch 100.000 “Flüchtlinge” mehr vor den Hals knallt. Wie der Spuk ausgeht, weiss man nun hinlänglich – Dänemark, Frankreich, Italien, Grossbritannien und Ungarn bieten reichlich Anschauungsmaterial. Dann ist das ganze halt schnell vorbei, wenn auch auf eine Art und Weise, die mir nicht gefallen wird.
Vielleicht geht es wirklich nicht anders – mit “no borders, no nations” Verfechtern ist eine Verständigung vermutlich unmöglich.
Leid täte es mir nur um die wirklich politisch Verfolgten und die Flüchtigen vor Krieg.
Gruss,
Thorsten Haupts
Grausamkeit ein Fundament
[Bitte äußern Sie sich zum Thema. Die Blogredaktion.]
grausamkeit als Fundament oder Welfare benötigt kein Egalitarismus.
Meines Erachtens war dass just der Fall.Ja anders kann ich dass nicht sagen,ohne die Seele der Erfahrungsgemäbe Beobachtung zu verleugnen.
Ihr
Ben Franken
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Festung Europa.Eine Bezeichnung die mehr als deutlich macht, in welchem Zustand sich nicht nur Europa, als Kontinent oder Institition, sondern der gesammte Globus befindet.
Die Bezwingung, (kriegerisch formuliert), oder die Überwindung vermeintlicher natürlicher Grenzen war und ist für die Menscheit Bestandteil zur Erhaltung der Spezies.Die Geschichte nennt es Völkerwanderung.
Als Reaktion dazu wurden und werden zur Wahrung des eigenen Status Quo Mauern gezogen, Versklavung betrieben, Kriege geführt.
Der ansich reichlich gedeckte Tisch der Natur wird zum Spieltisch, angesiedelt in abgeschirmten Palästen und oder Festungen.
“Risiko, Monopoly, Stratego, Schiffe versenken, Spiel des Lebens”, alles handelsübliche Spiele, die die zwischenmenschliche Interaktion fördern sollen, mit dem Gewinn der Freude, des miteinander wetteifern , des miteinander lachen, und weinen.Zur Minderung der Einsamkeit.Aber: mit Essen und Leben spielt man nicht!
Nimmt der menschliche Spieltrieb ausufernde Formen an? Werden diese Spiele gar auf die äussere Wirklichkeit übertragen? Oder sind diese Spiele aufgrund der äusseren Wirklichkeit entstanden?
Stärker jedoch als der menschliche Spieltrieb ist : Der Überlebenstrieb.
Er mobilisiert sehr viel Kraft im Einzelnen. Sehen wir nun die Situation der Menschen, die aus Gründen; wer nichts zu verlieren hat wagt alles, den Versuch unternehmen natürlichen Grenzen die Stirn zu bieten.Die Möglichkeit für den Bauern den König matt zu setzen ist gegeben!
Sie machen sich auf den Weg um am Gabentisch Platz zu nehmen.
Und sie haben ein großes Potential, sie sind viele.
In den afrikanischen Ländern gibt es keinen Gebärstreik.
Die Frauen unter ihnen dienen jedoch nicht als Streikbrecher der westlichen weiblichen Wesen. Sie haben ganz einfach eine Exististenz mit Berechtigung, die mit Achtung und Selbstachtung einher geht.
Mir scheint es, als manifestiere sich eine jetztzeitliche und zukünftige Völkerwanderung.
In der Hoffnung, wie sie mir die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens vermittelt, ein jeder möge seine selbstgeschmiedete Eisenkette, hervorgerufen durch, Hartherzigkeit, Geiz und Gier, sprengen verbleibe ich
herzlichst
Birgit Schlattmann
Sie sind abgeschnitten
Abschottungf funktioniert wenn man nur will
es funktioniert in Saudi Arabien, in Israel, sogar in Ägypten mehr oder weniger. Es funktioniert natürlich nicht wenn man nichts, aber auch rein gar nichts unternimmt um die Einwanderung zu stoppen und stattdessen ab wenigen Kilometern nach der libyschen Küste die Arbeit der Schleuser übernimmt
Hm. Dieses Funktionieren scheint mir aber einen recht hohen Preis zu haben. Anders gefragt: Würden Sie gerne in Saudi Arabien leben wollen?
H.Dietz
Lieber Herr Dietz...
Lieber Herr Dietz,
viele Deutsche würden lieber in der europäischen Variante von Saudi-Arabien leben: der Schweiz
Und im Mittleren Osten ist Saudi-Arabien eines der Traum-Länder schlechthin, und dessen BIP von 50% Deutschlands ist bei den lokalen Bedingungen absoluter Wohlstand.
Wenn sie schon Vergleiche bezüglich der Lebensqualität ziehen wollen, sollte es nicht ganz so plump daher kommen.
Was ist an einer Frage plump? Eigentlich lädt Ihre Beschimpfung ja nicht zu einer Antwort ein, eine kurze bekommen Sie dennoch:
Dass ich mindestens nicht gerne Staatsbürgerin Saudi-Arabiens sein möchte, hat sicherlich damit zu tun, dass ich eben kein Mann, sondern eine Frau bin.
H. Dietz
Sie, S. Hoffmann, können sich ja mal in einer stillen Stunde eine Frage beantworten:
Bin ich bereit, mich hinter eine Kanone zu setzen und alle Boote, die Linie x ohne Erlaubnis überschreiten, mit oder ohne Vorwarnung zu versenken?
Nein?
Dann funktioniert die ägyptische oder saudi-arabische Lösung nicht.
Obwohl, wenn ich der Rhetorik von Frau van der Walt folge, wir ja ohnehin schon genauso bösartig sind. Sind wir zwar nicht, aber es ist völlig sinnlos, fanatisierten Nationalstaatsgegnern das erklären zu wollen. Die werden ihr Ergebnis an den europäischen Wahlurnen sehen – und sich völlig fassungslos fragen “Ja, wo kommt das denn jetzt her? Wir haben´s doch nur gut gemeint.” Sind eben alles Nazis – ausser Mutti.
Gruss,
Thorsten Haupts
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Liebe Frau Dietz,
“Dieses Funktionieren scheint mir aber einen recht hohen Preis zu haben” ist dahingehend plump, das sie keine einzige negative Folge der Abschottungspolitik genannt haben, die eine Bewertung zulassen würde. Ihre Antwort bezüglich der Frauenrechte verstärkte diese Plumpheit nur noch, es sei denn sie können mir einen kausalen Zusammenhang zwischen Migrationspolitik und Frauenunterdrückung darlegen. Eine Beschimpfung ist “plump” ganz sicher nicht, auch keine “Mikro-Aggression”, sondern lediglich eine Bewertung rhetorischer Mittel.
Die alten Ideologen kannten keinen Sozialstaat!
Lasst uns den Sozialstaat auf das Level vor 1950 zurückfahren und die Demonstrationen werden sich in Luft auflösen, genauso wie die meisten Flüchtlinge.
Liebe Frau Van der Walt, sie werden sicher zugeben, das Schumann und Co nicht in einem Vakuum gelebt haben, sondern Kinder ihrer Umgebung waren. Das komplette Ignorieren wichtiger Rahmenbedingungen damals, wirft leider kein gutes Licht auf diesen Artikel, vor allem das Sie es sicher besser wissen, oder?
Sehr geehrter Herr Gutsche,
finden Sie denn, dass man diese Ideen nicht weiter diskutieren muss, weil der Kontext ein anderer war? Warum genau? Der Verweis auf den Sozialstaat trägt hier nur bedingt; denn demographische Studien prognostizieren uns ja zu wenige Junge, um die Sozialleistungen aufrecht zu erhalten. Oder welche anderen Rahmenbedingungen meinen Sie?
H. Dietz
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Liebe Frau Dietz,
auf jeden Fall sollte man dies Diskutieren, nur findet eine Diskussion weder in diesem Artikel noch den anderen Offene-Grenze-Vorträgen statt. Ich empfehle Ihnen einmal den Aufbau von Diskursen nachzuschlagen, eine Grundvoraussetzung ist die Argumentation aus den Augen der “Gegenseite” um ein gemeinsames Verständnis zu schaffen. Sehr interessant wäre dabei auch die historische Betrachtung der Ethnie der Ideologen, um eine Bewertung bezüglich rein egoistischer Beweggründe für Heterogenität vornehmen zu können. Und dann kommt man vielleicht dahin, tatsächlich über Inhalte zu sprechen anstatt Ideologien.
Was die Demographie betrifft haben sie doch sicher vor kurzem die Artikel über die Arbeitsplatzverluste durch Automatisierung gelesen, in wie weit werden dadurch niedrigst qualifizierte Arbeiter nötig? Wo bleibt die Diskussion über das Qualifikationsprofil der Wohlstandsflüchtlinge?
Sie haben sicher von der Bertelsmann-Studie gelesen, die zu dem Ergebnis gekommen ist, das Dtl. von Migration profitiert, oder? Wenn man die Studie genau liest stellt sich jedoch heraus das nur bei einer Qualifikation über dem deutschen Durchschnitt eine positive Sozialbilanz entsteht. Bei massenhaft niedrig qualifizierten wird das Demographie-Problem somit sogar noch verstärkt.
Und jetzt überlasse ich es Ihnen, die von mir angesprochenen Punkte in den offiziellen “Diskusionen” zu suchen.
Interessante Thesen
“Europa wird dann mit vermehrten Mitteln die Verwirklichung einer seiner wesentlichsten Aufgaben verfolgen können: die Entwicklung des afrikanischen Erdteils.”
Wie kann man aus diesem Zitat auf eine Vereinheitlichung von Europa und Afrika schliessen ? Hier steht deutlich etwas von Entwicklung lange vor Integration. Diese Entwicklung wollen Sie nicht ernsthaft als abgeschlossen betrachten oder ?
Sie fragen “Warum gibt es keinen externen Weg der Beantragung von Asyl, keine legale Einreiseform, keine sicheren Fähren für den Weg über das Mittelmeer nach Europa?”
Sie werden es kaum glauben aber das gibt es alles. Das einzige was noch fehlt sind die vor Ort Asylzentren. Diese werden auch in der Diskussion immer mal wieder gefordert scheitern aber dann an der vehementen Ablehnung der Gutmenschen, denn diese sehen darin ja nur wieder eine Möglichkeit gescheiterten Asylbewerben jede Chance auf eine Migration zu nehmen. Was eben viel schwieriger ist wenn diese bereits in Europa sind.
Was evtl. wichtiger sind sind die fragen die jedesmal eben NICHT gestellt werden aus welchen Gründen auch immer. Zum Beispiel:
a) Warum tauchen so wenige Asylbewerber in Iran, Irak, Jordanien, Libanon, Agypten,Saudi-Arabien auf ? (Keine Sprachprobleme, keine Kulturschocks, gutes Wetter)
b) Warum gibt es in Europa gerademal eine äusserst schwache Abschiebequote von 10% aller als nichtig bewerteten Asylanträge ?
c) Warum möchten die “Flüchtlinge” eigentlich alle zuvorderst nach Deutschland oder Schweden ? Was sind die Gründe dafür ? ist Portugal nicht schön, ist die Niederlande kein entwickeltes Land, ist in Luxemburg der Himmel nicht blau ?
Diese und weitere Fragen sollten evtl. mal geklärt werden bevor man über Fährdienste sinniert oder den Ideen von Leuten nachhängt die vor vielen vielen Jahren gelebt haben. Merke, nicht jeder der mal eine Rede gehalten hat ist deswegen ein Vorbild für alle.
Aber warum
ist unbegrenzte Einwanderung, ist Multikulturalismus nur ein Thema für Europa? Im Zusammenhang etwa mit Afrika oder China sind mir keine entsprechenden Forderungen bekannt. Sie würden auch mit Sicherheit unter Verweis auf das Recht auf eine eigene Identität der dort lebenden Menschen abgelehnt, wie es auch in Tibet geschieht.
Es kann nicht sein, das jedes Land, jeder Kontinent der Welt für die eigenen Völker und Ethnien da ist, während Europa für alle da ist. So werden die Völker Europas heimatlos und perspektivlos. Die Bevölkerungen Europas haben sich immer demographisch signifikant verändert, haben “geatmet”, sind gewachsen und geschrumpft. Ein Grund für Einwanderung ist das wahrhaftig nicht. Der technische Fortschritt und die Automatisierung erlauben uns auch mit 20 Millionen Deutschen jederzeit ein Leben in großem Wohlstand zu führen. Für den Wohlstand in Südeuropa und in Afrika sind ja wohl in erster Linie die dortigen Länder in der Pflicht.
[Bitte bleiben Sie sachlich! Die Blogredaktion]
Festung Europa?
Europa ist ja nun alles andere als eine Festung, wie uns 100.00 von Fluechtlinge, die alleine in den ersten fuenf Monaten dieses Jahres an Europas Kuesten angekommen sind. Die Oeffnung nach Afrika waere allerdings nur partiell vernueftig. Das Problem ist zunaechst ein anderes. Was ist mit den Milliardenhiflen geschehen, welche die Europaer, Amerikaner, Russen, etc. nach Afrika gepumpt haben? Wir haben es in Afrika, bis auf wenige Aussnahemn, mit Regime und von Buergerkrieg veroedten Laendern zu tun. Deren “Normalbuerger” wollen natuerlich da hinaus. Alternativen in ihren jeweiligen Laendern gibt es so gut wie keine. Dies ist allerdings auch die Schuld der Geberlaender. Die Milliarden sind geflossen, nur wohin? Auf dubiose Konten, noch dubioserer Warlords und Regierungschefs, welche eher Diktatoren gleichen. Hatte man das alles einmal kontorlliert, saehe die Situation heute anders aus.
Jetzt einfach die Grenzen zu oeffnen und zu sagen, “wolle mer se rinlosse” scheint da ein, bestenfalls, naiver Weg zu sein. Europa kann und will komplette Kulturen anderer Laender und Kontinete nicht aufnehmen. Die Welt ist schoe, weil sie vielfaeltig ist, zur Vielfalt, gehoert eben auch die Ungelichheit. Langfristiges Ziel muss daher sein, die Lebensumstaende in den jeweiligen Ursprungslaendern zu verbessern und einen politischen, wie auch sozialen Anreiz fuer die Menschen dort zu schaffen, eben nicht um ihr Leben fliehen zu muessen. Die Verantwortung dafuer traegt natuerlich auch die EU, denn wer Milliarden fliessen laesst muss auch kontrollierne, wohin ddas Geld geht und wie es verwendet wird, auch aus eigenem Interesse.
Offene Grenzne isnd eine tolle Sache, aber nur wenn alle die darin Leben sich an bestimmte Grundsaetze halten. Was passiert, wenn dies nicht der Fall ist, haben wir am Beispiel des G7 Gipfels in Bayern gesehen. Bei “einfachen” Kontrollen, wurdne da erschreckende Zahlen deutlich.
Die “Festung Europa” exestiert also als solche nicht mehr. Europa darf aber auch nicht zur Arche Noah Afrikas werden.
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Kann mir mal jemand erklären, was denn “offen” sein soll?
Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein, sagt ein Bonmot.
Welche positiven Effekte ergeben sich denn durch “Offenheit”, dass kann mir keiner begrünen. Nur, dass rechts etc. bin. Sachliches zum Thema gibt es nicht. Und Europa wird nicht Geschichte sein, sondern die EU. Ich vermute, dass die Autorin keine Kinder hat, daher ist ihr die Zukunft schlichtweg egal.