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Jack Welch und der Shareholder Value

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Ist Jack Welch im Alter milde geworden? Der frühere Vorstandsvorsitzende des amerikanischen Mischkonzerns General Electric (GE) stand für eine kompromisslose Gewinnorientierung und hat Hunderttausende Mitarbeiter entlassen. Und er galt als eine Art Papst des Shareholder Value, der besessen davon ist, den Aktienkurs zu steigern.Das war einmal. In einem Interview nannte er den Shareholder Value nun "die blödeste Idee der Welt". Shareholder Value dürfe keine Strategie sein, sondern nur ein Ergebnis. An erster Stelle sollten vielmehr Mitarbeiter, Kunden und Produkte stehen. Ehemalige Wegbegleiter wundern sich über diesen Wandel.

Ist Jack Welch im Alter milde geworden? Der frühere Vorstandsvorsitzende des amerikanischen Mischkonzerns General Electric (GE) stand für eine kompromisslose Gewinnorientierung und hat Hunderttausende Mitarbeiter entlassen. Und er galt als eine Art Papst des Shareholder Value, der besessen davon ist, den Aktienkurs zu steigern.

Das war einmal. In einem Interview mit der “Financial Times” nannte er den Shareholder Value “die blödeste Idee der Welt”. Shareholder Value dürfe keine Strategie sein, sondern nur ein Ergebnis. An erster Stelle sollten vielmehr Mitarbeiter, Kunden und Produkte stehen. Außerdem sollten Manager nicht zu sehr auf kurzfristige Gewinne schielen und stattdessen mehr den Blick auf den langfristigen Unternehmenswert richten.

Das sind schon erstaunliche Worte aus dem Mund eines Mannes, der vor Massenentlassungen nie zurückschreckte. Im Gegenzug belohnte die Börse General Electric mit Kursgewinnen – Shareholder Value pur.

Bild zu: Jack Welch und der Shareholder Value

Mit Managementtips hat Jack Welch noch nie hinter dem Berg gehalten.

Eine ehemalige, hochrangige Führungskraft von Siemens ist ob des Sinneswandels von Welch hin zu Mitarbeitern und Produkten denn auch erstaunt. “GE hat unter Welch weniger Wert auf Fabriken gelegt. Er hat gesagt: Wenn du eine Fabrik haben willst, von mir kannst du jederzeit eine bekommen. Uns wurde immer entgegengehalten, wir hätten im Verhältnis zu unserem Umsatz und im Vergleich mit GE zu viele Mitarbeiter. Aber wir haben eben immer auch die – deutsche – Fertigung als Kernkompetenz gesehen.”

Mit seiner “alten” Strategie war Jack Welch als Chef von General Electric aber ein absoluter Superstar. Welch übergab die Führung von General Electric wenige Tage vor den Terroranschlägen im Jahr 2001 an den von ihm selbst gewählten Nachfolger Jeffrey Immelt, der jetzt beklagt, Amerika habe ohne eigene Fertigung keine Zukunft, und müsse wieder mehr auf Innovationen setzen. Auch dazu hat der ehemalige Siemens-Manager eine Meinung: “GE hat von Ausnahmen abgesehen nie das Thema Innovation forciert. Bei den ja sehr erfolgreichen Initiativen von Welch kam das Wort Innovation nie vor. Deshalb ja auch der deutliche technologische Rückstand bei Licht und Hausgeräten.”

In diesem Zusammenhang spielt dann wieder der Shareholder Value eine Rolle, der jetzt angeblich nur noch Ergebnis einer Strategie ist, nicht aber deren Kern. Tatsächlich war es stets umgekehrt, was Wegbegleiter von damals bestätigen: Denn GE habe, so der frühere Siemens-Manager, Technologie kaufen können, auch, weil die Aktie so hervorragend bewertet gewesen sei. Gemessen am Umsatz seien die Aufwendungen von GE für Forschung und Entwicklung immer erstaunlich niedrig gewesen. Wenn das stimmt, hat Welch im Alter eine komplette Kehrtwende vollzogen, auch wenn seine Frau Suzy Welch sehr über die Reaktionen auf die Shareholder Value-Aussagen ihres Mannes überrascht ist. “Wir verstehen einfach nicht, was daran neu seinen soll. Er hat doch immer gesagt, der steigende Aktienkurs ist das Ergebnis, nicht aber die eigentliche Strategie”, schrieb sie am Freitag in ihrem “Twitter”-Blog. Um dann, in einem durchaus naiven Schreibstil nachzutragen: “Plötzlich findet es Jack toll, dass ich twittere. Er ist so witzig!” Gar nicht so lustig ist allerdings, dass ihr Mann von seinen Thesen im Alter nun nichts mehr wissen will, ohne den Wandel einzugestehen.

 

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1 Lesermeinung

  1. derherold sagt:

    Seit wann ist denn...
    Seit wann ist denn “shareholder value” eine (business) Strategie ? Es ist ein Konzept, um das *Ergebnis* von Unternehmensführung zu messen, insofern ist Welch ganz bei sich: Als *Kern* der business strategy bei GE sollte doch wohl “number one, number two* gelten.
    Hätte man nicht nur ein, sondern mehrere Bücher/Veröffentlichungen Welch´ (zumindest quer-) gelesen, so wäre aufgefallen, daß er seinen post-CEO-Ruhm weniger durch “Geld machen”, sondern durch “leadership” mehren wollte und “shareholder value” nur untergeordnet erwähnt wird.
    Angesichts der *Krise*, die manch Mittelschichtler dazu verführt zu denken, er sei ein Angehöriger der gauche caviar, wird wohlfeil-nebulöse Kritik geübt – besonders gerne von Leuten (nicht der Blog-Autor !), die sich ein warmes Plätzchen im Dickicht der politischen Gefälligkeiten und privilegierten Versorgungsposten gesucht haben.
    Grundlegende Kritik am shareholder value ist von Malik bereits 00/01 geäußert worden und für Jack W. wäre es besser gewesen, wenn er seine Weisheiten und Erkenntnisse zurückgehalten hätte. Jetzt ist nicht die Zeit für Betriebswirtschaftler aber wer ist schon vor Hybris gefeit ?

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