Das muss man Karl-Gerhard Eick lassen: Niemand geht so ehrlich mit dem Thema Bürgschaften um wie der Vorstandsvorsitzende des Kaufhaus- und Touristikkonzerns Arcandor. Bis zum 12. Juni muss die Staatsbürgschaft her, sagt Eick, oder Zehntausende Mitarbeiter der angeschlagenen Arcandor-Tochtergesellschaft Karstadt sehen der Insolvenz ihres Unternehmens entgegen. Das Angebot des Metro-Vorstandsvorsitzenden Cordes, seine Kaufhof-Kaufhäuser mit denen von Karstadt zu fusionieren, ist nach Eicks Ansicht zum jetzigen Zeitpunkt eine Art Mogelpackung, die Karstadt im schlimmsten Fall den Weg zum so bequemen Bürgschaftstopf versperrt. Privatwirtschaftliche Alternativen gebe es keine, suggeriert der Arcandor-Chef. Und damit führt er die Öffentlichkeit und die Politiker, die ihm die Staatshilfe in dreistelliger Millionenhöhe bewilligen sollen, bewusst in die Irre. Denn es gibt eine privatwirtschaftliche Lösung, die Arcandor ohne staatliche Unterstützung umsetzen könnte. Arcandor müsste sich nur von seiner milliardenschweren Beteiligung am Tourismuskonzern Thomas Cook trennen, schon wären die Finanzierungsschwierigkeiten rund um Karstadt gelöst. Danach könnte man mit etwas mehr Luft „auf Augenhöhe” Verhandlungen mit Metro über Kaufhof führen, alle Warenhäuser in ein Gemeinschaftsunternehmen einbringen. Dagegen sträuben sich Eick und seine Großaktionäre natürlich, weil die Thomas-Cook-Beteiligung schon heute von der Börse extrem niedrig bewertet wird und sie auf Wertsteigerungspotential hoffen. Aber warum soll diese Hoffnung der Steuerzahler nähren?
Staatsbürgschaften sind eine...
Staatsbürgschaften sind eine durchaus sinnvolle Sache, nur sollte man eines dabei stets bedenken: Gibst du der Wirtschaft den kleinen Finger, nimmt sie sich die ganze Hand. Viele taumelnde Unternehmer haben nach den Milliardenhilfen für die Bankenwelt eine brennende Frage an die Bundesregierung: Wenn ihr den bank helft, warum helft ihr nicht auch uns? Die Büchse der Pandorra wurde einmal geöffnet, jetzt muss der Staat schauen wie er sich die Bittsteller vom Leibe hält. “Wenn ihr mir nicht helft, müssen tausende Angestellte gehen!” Doch es ist Wahlkampf und auch Karstadt wird seine Staatsbürgschaft erhalten. In anderen Zeiten würde man sowas Erpressung nennen.