Ad hoc

Porsche – oder: Ich dementiere!

Schön, dass der Tanz der Alphatiere von Porsche und VW nun zu Ende ist. Doch lohnt es sich, offizielle Mitteilungen in dieser Angelegenheit Revue passieren zu lassen: „Es besteht Einigkeit in der Familie, dass die Forderung aus Wolfsburg, Qatar müsse vor einem Einstieg zunächst mit dem Volkswagen-Management und dem Volkswagen-Betriebsrat Gespräche führen, jeglicher Grundlage entbehrt. Das Thema Qatar ist eine reine Eigentümerangelegenheit und wird ausschließlich in der Porsche SE behandelt.” Das war eine Erklärung der Porsche Holding SE am 17. Juni. Sie sollte ein schöner Traum bleiben. Der Einstieg von Qatar wird nun wohl beinahe ausschließlich aus Wolfsburg und Hannover zu Ende verhandelt.

Schließlich ein Dementi: „Der Konzernbetriebsratsvorsitzende und Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Porsche AG, Uwe Hück, sowie alle acht Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat weisen die gezielten Falschmeldungen um die angebliche Ablösung von Wendelin Wiedeking als Vorstandsvorsitzenden der Porsche AG aufs Schärfste zurück. ‚Wiedeking ist Vorstandsvorsitzender, und er wird es auch bleiben‘, betont Hück. Der Betriebsratschef äußert seinen Unmut darüber, dass hier seit Wochen versucht werde, einen Menschen zu zerstören. Hück macht unmissverständlich klar, dass es ‚keinen neuen Vorstandsvorsitzenden gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat geben werde.‘” Das war erst am 17. Juli.

Kurz darauf noch ein Dementi: „Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche hat die Meldungen über einen Wechsel an der Spitze des Sportwagenbauers als falsch dementiert. Er weise die Spekulationen entschieden zurück, dass Michael Macht auf Wendelin Wiedeking folge.”

Schließlich die Realität

„Der Aufsichtsrat der Porsche Automobil Holding SE, Stuttgart, hat sich heute mit Wendelin Wiedeking und Holger Härter über ihre Demission geeinigt. Beide Vorstände werden die Porsche SE und die Porsche AG mit sofortiger Wirkung verlassen.” Das war nur sechs Tage später, am 23. Juli. Und Nachfolger Wiedekings wird: Michael Macht.

Die Erkenntnis der Woche, nämlich die, dass Dementis nichts taugen, ist dabei gar nicht neu. Man erinnere sich an Walter Ulbricht: Zwei Monate vor dem Mauerbau 1961 tritt der DDR-Staatschef Gerüchten entgegen und behauptet: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.” 1987 sagt der damalige schleswig-holsteinische Ministerpräsident Uwe Barschel, nachdem Wahlkampftricks der CDU Schlagzeilen gemacht haben: „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind.”

In allen Fällen wissen wir es inzwischen besser, immerhin haben die Dementis heute einen gewissen Unterhaltungswert. Besonders das Rückzugsgefecht des Porsche-Betriebsrats Hück fällt aber plump aus: Er, Hück, fühle sich trotz Wiedekings Rücktritt nicht als Verlierer. Gewinner und Verlierer gebe es „nur im Sport” (wenn wenigstens das die Wahrheit wäre). Er habe jedenfalls Verständnis dafür, dass Wiedeking nun doch gehe. Schließlich sei er „öffentlich hingerichtet” worden. Doch gab es schon Hinrichtungen, die mit einer Abfindung von 50 Millionen Euro erstattet worden wären?

Und dann noch die Bundesbank mit der Rente

Eine andere Art Dementi gab es in dieser Woche auch noch: Die Bundesbank hält in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht eine weitere Anhebung des gesetzlichen Rentenalters auf 69 Jahre für notwendig – bis zum Jahr 2060 und nur dann, wenn, angesichts einer steigenden Lebenserwartung, das Verhältnis von Ruhestands- und Erwerbsphase näherungsweise konstant gehalten werden solle. „Das ist Quatsch”, kommentierte Bundesarbeitsminister Olaf Scholz – und blieb damit nicht allein. Erschreckt ruderte die Bundesbank zurück: Es habe sich doch um gar keine Forderung, sondern lediglich um eine Modellrechnung gehandelt. Wetten, dass dieses „Modell”, aber ganz anders als das Übernahmemodell, das Wiedeking einst für VW entworfen hatte, schließlich doch Realität werden muss?

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