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Öl für China

In China steigt die Nachfrage, aber die Preise sind reguliert. Die chinesischen Ölkonzerne sichern sich deshalb das Öl an der Quelle – und gehen auf Einkaufstour im Ausland. Was ist davon zu halten?

Die Chinesen kommen. Die Wirtschaft ist im ersten Quartal offenbar um 12 Prozent gewachsen. Der amerikanische Autokonzern Ford verkauft Volvo an einen chinesischen Wettbewerber. Und die Energiekonzerne des Landes sichern sich immer häufiger den direkten Zugriff auf Öl- und Gasvorkommen im Ausland. Einige kaufen direkt zu, wie der CNOOC-Konzern vor einigen Tagen. Andere wie Sinopec nutzen zunächst Beteiligungen, die im Mutterkonzern schon vorhanden sind. Dessen Beteiligung an dem Ölfeld in Angola soll dabei nur der Auftakt für weitere Übernahmen sein. China setzt damit ein deutliches Zeichen, nicht zuletzt auch des Vertrauens in das fortgesetzte Wachstum der eigenen Wirtschaft. Auch die Partei profitiert von der Strategie: Je mehr direkten Zugriff die heimischen Unternehmen auf ausländisches Öl haben, desto besser lassen sich die regulierten Preise aushalten. So kostet die Förderung eines Barrel Öl in Angola nur 7 Dollar, was es erträglicher erscheinen lässt, wenn die Benzinpreise in China trotz steigender Weltmarktpreise monatelang nicht steigen sollten. Und unabhängig davon, wie zukunftsfähig das chinesische Wirtschaftsmodell ist: Ölreserven sind so oder so eine gute Geldanlage.

Hier die zugehörige Meldung:

Die chinesischen Ölkonzerne lenken angesichts des großen Energiebedarfs im eigenen Land ein immer größeres Augenmerk auf den Zugang zu Öl- und Gasvorkommen im Ausland. Davon zeugen Übernahmen in Afrika oder Amerika oder Umverteilungen von bestehenden Beteiligungen innerhalb der chinesischen Ölindustrie. Das jüngste Beispiel: Der börsennotierte chinesische Ölkonzern Sinopec kauft von seiner vollständig staatlich kontrollierten Muttergesellschaft China Petrochemical Corp. in einer Konstruktion über zwei Zwischengesellschaften Anteile von durchgerechnet 27,5 Prozent an einem Tiefsee-Ölfeld in Angola und zahlt dafür umgerechnet knapp 1,8 Milliarden Euro in bar einschließlich übernommener Schulden. Eine Hälfte des Ölfelds gehört BP, der Rest bleibt bei der Sinopec-Muttergesellschaft.

Das erste Sinopec-Ölfeld im Ausland

Es ist das erste Ölfeld im Ausland, an dem Sinopec Anteile besitzen wird. Sinopec mit Sitz in Peking erschließt Erdgas- und Erdölvorkommen, ist aber auch der größte Betreiber von Raffinerien in Asien. Durch den Zukauf steigert Sinopec seine tägliche Rohölproduktion nach eigenen Angaben um 8,8 Prozent. Weitere Übernahmen oder Beteiligungen an Ölfeldern sollen folgen. Mit der Strategie verknüpft der Konzern die Hoffnung, sich vor einem Anstieg der Ölpreise schützen zu können, der die Gewinnmargen des Unternehmens im vierten Quartal 2009 sinken ließ.

Denn der Rohölpreis war im Schlussquartal des vergangenen Jahres um knapp 30 Prozent geklettert; die Raffineriemarge ist nach den Angaben von Sinopec deshalb auf einen recht niedrigen Stand von 4 Dollar je Barrel (159 Liter) Öl gesunken. Auch vor diesem Hintergrund verbuchte Sinopec in dieser Zeitspanne einen Rückgang des Nettogewinns auf umgerechnet 1,3 (Vorjahr: 1,5) Milliarden Euro von 1,5 Milliarden Euro.

Staatlich regulierte Preise

Sinopec erwartet, dass der Druck auf die Margen im ersten Halbjahr 2010 anhalten wird, da der chinesische Staat die Absatzpreise aus Furcht vor Inflation beschränkt. Zuletzt wurden die Benzin- und Dieselpreise in China im November um 7 Prozent erhöht. Allerdings durften die Preise im vergangenen Jahr mehrfach angehoben werden, obwohl die Ölpreise auf dem Weltmarkt gefallen sind, was sich entsprechend positiv auf den Jahresgewinn 2009 von Sinopec ausgewirkt hat.

Die Aktie von Sinopec hat sich gegenüber anderen in Hongkong notierten Papieren in den vergangenen zwölf Monaten gleichwohl unterdurchschnittlich entwickelt. So hat der dortige Hang-Seng-Index um 58 Prozent zugelegt, der Kurs der Sinopec-Aktie ist aber nur um 35 Prozent gestiegen. Seit Jahresbeginn steht sogar ein Kursminus von 7 Prozent zu Buche. Die Übernahme des Anteils am Ölfeld in Angola hat auch deshalb prozentual so starke Auswirkungen auf die Rohölproduktion von Sinopec, weil das Schwergewicht der Konzerns bisher auf der Verarbeitung und dem Vertrieb von Ölprodukten, nicht aber der Förderung liegt.

CNOOC ist im Ausland schon etwas weiter

Die Sinopec-Transaktion folgt auf eine große Übernahme, die der chinesische Ölkonzern CNOOC, ein Wettbewerber von Sinopec, Mitte März angekündigt hatte. CNOOC geht es darum, die Präsenz auf dem südamerikanischen Markt weiter auszubauen. Beschlossen wurde daher der Zusammenschluss mit einer Tochtergesellschaft des argentinischen Energieunternehmens Bridas Energy Holdings Dazu wird das betreffende Tochterunternehmen von Bridas, die Bridas Corp., für 3,1 Milliarden Dollar zur Hälfte von dem chinesischen Staatskonzern übernommen. Das Gemeinschaftsunternehmen soll in Argentinien, Bolivien und Chile Ölvorkommen erkunden und fördern. CNOOC strebt schon länger als Sinopec Partnerschaften und Zukäufe im Ausland an. So wurde in Venezuela im Dezember eine Explorations-Partnerschaft abgeschlossen.

Siehe auch: Ein besorgter Blick auf die Wirtschaft in China

Und: Google bleibt in China

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