Wieder kommen erklärungsbedürftige Nachrichten aus dem Hause des Gesundheitskonzerns Fresenius: Die Rechtsform soll sich von der einer SE, einer europäischen Aktiengesellschaft, in die einer Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) wandeln, die Vorzugs- sollen in Stammaktien umgewandelt werden. Dabei hatten sich die Fresenius-Aktionäre an die vor vier Jahren eingeführte Rechtsform der SE gerade erst gewöhnt. Aber, und das ist viel wichtiger: Fresenius ist auf einer langjährigen und nachhaltigen Erfolgsspur unterwegs. Der Konzern pflügt durch die Krise, als ob sie ihn kaum etwas anginge. Und für die Aktionäre ist die jüngste Nachricht eine gute: Die Vereinfachung stärkt das Gewicht von Fresenius im Dax, was sich positiv auf den Aktienkurs auswirken dürfte. Die Flexibilität für Übernahmen über Kapitalerhöhungen steigt. Und die Struktur der Muttergesellschaft spiegelt jetzt die seit einigen Jahren bewährte juristische Form der Tochtergesellschaft FMC wider. Dass auch die neue Rechtsform den Einfluss eines alten Ankeraktionärs für viele kommende Jahre zementiert und in ausländischen Augen ungewöhnlich ist, muss kein Nachteil sein: Auch der Pharmakonzern Merck KGaA fährt damit gut.
Hierzu ein Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden Ulf Schneider:
Herr Schneider, erst vor vier Jahren haben Sie Fresenius von einer Aktiengesellschaft (AG) zur Societas Europaea (SE) umgewandelt. Jetzt kommt der Wandel zur Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA). Warum nicht gleich?
Im Jahr 2006, nach dem Kauf der Klinikkette Helios, mussten wir schnell handeln, um die bewährte Größe des Aufsichtsrates von zwölf Mitgliedern beizubehalten. Mit einer KGaA hatten wir damals noch wenig Erfahrung. Außerdem bot die SE den Vorteil hatte, dass auch ausländische Arbeitnehmer in die Mitbestimmung einbezogen wurden.
Und jetzt haben Sie genug Erfahrung?
Ja, durch die Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA, bei der wir über fünf Jahre hinweg beste Erfahrungen machen konnten zum Wohl aller Aktionäre. Dort haben wir auch gezeigt, dass wir weiter transparent berichten, indem wir beispielsweise die Vorstandsgehälter freiwillig einzeln ausgewiesen haben.
Warum tauschen Sie gleichzeitig alle Vorzugs- in Stammaktien?
Dass wir künftig alle Anteile in nur noch einer Kategorie, den Stammaktien, haben werden, hat große Vorteile: Die Aktien werden leichter zu handeln sein, das Handelsvolumen nimmt automatisch zu, und Investoren können leichter aus- oder einsteigen, ohne dadurch den Kurs übermäßig zu beeinflussen. Und wir profitieren bei der Finanzierung künftigen Wachstums.
Wie hängen die Maßnahmen – eine Aktienkategorie, KGaA – denn zusammen?
Nach dem Tausch der Vorzugs- in Stammaktien hätte die Else Kröner-Fresenius-Stiftung nur noch 29 Prozent am stimmberechtigten Kapital statt bisher 58 Prozent. Else Kröner beauftragte die Stiftung, Fresenius möglichst als unabhängige Firmengruppe zu erhalten. Die KGaA erhält der Stiftung ihren maßgeblichen Einfluss auf Fresenius, solange diese mindestens 10 Prozent des Kapitals hält.
Das heißt also, dass die Stiftung bei künftigen Kapitalerhöhungen erst einmal nicht mitziehen muss?
Ja. Aber bisher hat die Stiftung unser Wachstum immer unterstützt.
Sichern die Maßnahmen die Mitgliedschaft im Aktienindex Dax?
Unsere Position im Dax und in anderen Indizes wird gestärkt. Das ist für die Aktionäre wichtig. Aber wir treffen keine strategischen Entscheidungen wegen Indizes.
Unter Mitarbeit von Michael Psotta.