Es ist nicht so einfach mit dem Geld, im Kleinen wie im Großen. Dass Geldausgeben leichter als Sparen ist, bringen schon die Großen den Kleinen bei – und kämpfen doch täglich damit, selbst dieser Herausforderung Herr zu werden. Das ist für den Privathaushalt genauso wahr
Um mit dem Naheliegenden zu beginnen, stellt man manchmal fest, dass Sparen sehr viel einfacher sein kann, als man denkt. Da läuft die Frau jahrelang für die Ersatzkäufe ihrer Kontaktlinsen zum Augenarzt. Die Rechnungen sind horrend, aber was will man machen. Irgendwann flattert die Werbung für einen Linsenversender im Internet ins Haus. Der Hinweis, einmal dort die Preise zu vergleichen, wird nach Sichtung der Ablage, also nach einiger Zeit befolgt. Das Ergebnis: Auf die übliche Bestellmenge lassen sich mehr als 100 Euro sparen.
Solche Aha-Erlebnisse haben manchmal sogar Politiker, in dieser Woche im Zusammenhang mit dem zunächst vorgesehenen Austausch alter Verkehrsschilder. 400 Millionen Euro sollte das Alt gegen Neu kosten – und nur für geringe Veränderungen im Straßenbild sorgen. Schön, dass der Minister zur Einsicht gekommen ist, dass man sich diese Ausgabe sparen kann. Die Kinder finden das alte Schild, das zu Vorsicht wegen spielender Kinder auf der Straße mahnt, sowieso schöner als das neue. Und Kinder haben so einen einfachen Zugang zu den Dingen.
Einfacher, gerechter, niedriger – mit diesen eingängigen Komparativen hatte die FDP ihr Steuermodell beworben. Doch das favorisierte Drei-Stufen-Modell stieß auf Widerstand. Jetzt hat die FDP ihre Pläne geändert. Merke: Wenn ein Steuermodell abgespeckt wird, werden es nicht weniger, sondern mehr Stufen, nämlich fünf. Ob die Ideen nun Realität werden, bleibt abzuwarten. Steuersenkungen auf Pump dürfe es nicht geben, heißt es. In der Tat wäre es schöner, wenn den Politikern stattdessen mehr Sparideen im Stile der Verkehrsschilder kämen. Denn es kann doch gar kein Zweifel daran bestehen, dass das Geld in den Händen der Bürger für alle gewinnbringender aufgehoben ist als beim Staat.
Die Amerikaner halten nichts von staatlicher Einmischung
In der politischen Diskussion in Deutschland gibt es aber leider einen großen Unterschied zu den Amerikanern. Dort stößt staatliche Einmischung stets auf großes Misstrauen breiter Bevölkerungsschichten, wovon auch die „Tea Party Bewegung“ um die ehemalige Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin zeugt. Das bleibt ei- ne Tatsache, auch wenn man ihre Thesen rund um die große Freiheit, die nicht zuletzt ein jeder mit seiner persönlichen Waffe verteidigen dürfen soll, als Europäer nicht hören will.
Nichts mehr hören mag man als Europäer auch über die Griechen. Aber leider werden wir diesen Luxus, ähnlich wie im Fall von Frau Palin, nicht genießen dürfen. Denn wir wissen seit dieser Woche, dass Deutschland die Rettung der griechischen Finanzen allein im ersten Jahr mit bis zu 8,4 Milliarden Euro unterstützen wird. Die Entscheidung diene der Beruhigung der Märkte, so dass der „Ultima-Ratio-Fall“ nicht eintreten werde, hieß es sogleich in Berlin. Diese Hoffnung wird schnell sterben, der Fall wird eintreten. Die 30 Milliarden Euro sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Und die Ausgabenkürzungen dieses Jahres muss Griechenland 2011 und 2012 wiederholen, um die Wende zu schaffen. Glauben Sie, dass die Griechen die Kraft dazu haben?
Wer will so leben wie die Griechen?
Wer jahrzehntelang über seine Verhältnisse lebt, steht eben irgendwann da wie die Griechen, nur dass man selbst nicht immer hoffen sollte, Rettungsanker aus der Familie zugeworfen zu bekommen. Auch in Europa darf man sich darauf nicht verlassen können. Deshalb will EU-Kommissar Olli Rehn Defizitsünder künftig bestrafen und die Haushalte der Mitgliedstaaten schärfer kontrollieren. Aber auch das ist kein Königsweg. Denn die Einsicht muss bei jedem einzelnen Familienmitglied individuell reifen, sonst bringt es nichts. Das gilt im Großen und im Kleinen, daheim und in Brüssel.