Ad hoc

Was Anleger von den Ideen des Staatsfonds Temasek lernen können

Wer viel hat, muss auch einmal damit leben können, dass seine Geldanlagen richtig viel an Wert verlieren. Das ist dem Staatsfonds aus Singapur in der Finanzkrise passiert. Plötzlich waren die Beteiligungen von Temasek 40 Milliarden Dollar weniger wert. Aber das ist schon wieder Vergangenheit. Die Anlagestrategen haben die Ruhe bewahrt, ein wenig ihre Anlagepolitik justiert, sich stärker auf den asiatischen Markt und auf Rohstoffe ausgerichtet – und lagen damit im zurückliegenden Geschäftsjahr genau richtig. Schon steht wieder ein Rekordwert des Beteiligungsportfolios zu Buche. Aus dem Verhalten der Temasek Holding kann auch der deutsche Anleger eine Menge lernen: Nur auf deutsche Aktien zu schauen, greift zu kurz. Selbst wenn die exportorientierten heimischen Hersteller vom Aufschwung in Asien profitieren, könnte es sich lohnen, dort direkt zu investieren. Auch die Idee, vom Rohstoffboom profitieren zu wollen, hat Temasek recht früh gehabt. Und wer nun genau hinschaut, wird eine neue Liebe Temaseks zu Lateinamerika entdecken. Vielleicht sollte der Anleger auch hierzulande Brasilien und seine Nachbarländer kennenlernen, bevor dort in vier Jahren die nächste Fußball-Weltmeisterschaft beginnt.

Hier die zugehörige Meldung

Der Staatsfonds aus Singapur hat im vergangenen Jahr erfolgreich auf den wirtschaftlichen Aufschwung Asiens und den Rohstoffhunger der Welt gewettet – und will diese Anlagestrategie in den kommenden Jahren fortsetzen. Die Investitionspolitik von Temasek Holdings war so ertragreich, dass der Wert der Beteiligungen zum Ende des Geschäftsjahres am 31. März mit 135 Milliarden Dollar sogar den bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2007/08 um 0,7 Milliarden Dollar übertroffen hat. Dazwischen liegt ein Jahr 2008/09, in dem eine sehr hohe Wertminderung von 40 Milliarden Dollar verkraftet werden musste. Die Wende zum Positiven fällt nun aber ebenso dramatisch aus: Für das zurückliegende 2009/10 steht ein Plus von 42 Prozent zu Buche.

Die Investitionen in den asiatischen Ländern außerhalb von Singapur und Japan tragen inzwischen fast die Hälfte (46 Prozent) des Portfolios von Temasek. Zugleich profitierte die Staatsholding von der Wertsteigerung ihrer Anlagen in den Branchen Energie und Rohstoffe: In diesen beiden Segmenten des Portfolios hat sich der Wert der Beteiligungen um 72 Prozent erhöht, angetrieben vom Rohstoffhunger aufstrebender Länder wie China und Indien.

In naher Zukunft wieder Gegenwind

Die Strategen von Temasek stellen sich aber auch darauf ein, dass sie in der nahen Zukunft wieder Gegenwind spüren werden. Die Schuldenkrise einiger Länder, aber auch die zur Verringerung dieser hohen Schulden aufgelegten Sparprogramme sowie die Versuche Chinas, die Entstehung von Preisblasen auf diversen heimischen Märkten zu verhindern, machten es weiterhin erforderlich, eine hohe Liquidität zu behalten, sagte Geschäftsführer Simon Israel auf einer Pressekonferenz. Nur so sei die Geschwindigkeit von Zu- und Verkäufen mit ruhiger Hand zu steuern.

In der Tendenz geht Temasek von weiter steigenden Investitionen in Asien und einer noch dynamischeren eigenen Anlagepolitik in den Ländern Lateinamerikas aus. Dort hat sich Temasek im vergangenen Jahr zum Beispiel an der chilenischen Fluglinie LAN und an Amyris Biotechnologies beteiligt, dem amerikanischen Mutterkonzern eines brasilianischen Herstellers von Biosprit. Im Geschäftsjahr 2009/10 hat Temasek insgesamt 7,2 Milliarden Dollar neu angelegt, was mehr als 2,1 Milliarden Dollar einschließt, die in weitere Anteile an Unternehmen gesteckt wurden, an denen Temasek auch zuvor schon beteiligt war. Das gilt zum Beispiel für die indonesische Bank Danamon in Jakarta, die Reederei Neptun Orient Lines in Singapur.

Jährliche Rendite von 17 Prozent

Seit der Gründung im Jahr 1974 hat Temasek für den Stadtstaat Singapur eine durchschnittliche jährliche Rendite von 17 Prozent erzielt. Ursprünglich wurde die Holding gegründet, um die staatlichen Beteiligungen an Banken, Fluglinien und Häfen zu bündeln und weiterzuentwickeln. Die Vorstandsvorsitzende ist Ho Ching, die 57 Jahre alte Frau des Ministerpräsidenten Lee Hsien Loong. Nach einem neuen Vorstandschef werde derzeit nicht aktiv gesucht, heißt es. Im vergangenen Jahr hatte Temasek zunächst den ehemaligen Chef des Rohstoffkonzerns BHP Billiton, Charles Goodyear, als Nachfolger von Ho einstellen wollen, die Gespräche mit Goodyear dann aber doch beendet. 

Getrennt hat sich Temasek im vergangenen Jahr unter anderem von seinem Anteil in Höhe von 62 Prozent an Chartered Semiconductor. Insgesamt fiel die Summe der Veräußerungen mit 4,3 Milliarden Dollar aber viel niedriger aus als noch im Jahr zuvor (11,5 Milliarden Dollar). Damals war Temasek unter anderem aus der Bank of America und der Londoner Barclays Bank ausgestiegen.

Jüngst hat Temasek hingegen für 200 Millionen Dollar Aktien der Agricultural Bank of China gekauft, die soeben an die Börse gegangen ist. Das Engagement in der Finanzdienstleistungsindustrie spiegelt sich auch im Nettoergebnis des vergangenen Jahres wieder, das um 26 Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar gefallen ist, da einige dieser Beteiligungen wegen der Auswirkungen der Finanzkrise weniger Geld an ihre Aktionäre ausgeschüttet haben.

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