An diesem Wochenende beginnt mit dem Spiel des FC Bayern München gegen den VfL Wolfsburg die Bundesliga-Saison 2010/11. Und die Frage, wer Mitte Mai des kommenden Jahres neuer deutscher Fußballmeister sein wird, beantworten deutsche Vorstandschefs in einer Einmütigkeit, die unter ihnen sonst eher selten anzutreffen ist. Diejenigen, die sich für Fußball interessieren und sich zu einer Antwort auf eine solche Frage bereitfinden, sind sich einig: Auch in dieser Saison wird kaum ein Weg am FC Bayern vorbeiführen.
In einer Umfrage rechnen die befragten Unternehmenschefs fast ausnahmslos damit, dass der amtierende deutsche Meister der Favorit für die neue Saison ist – und damit abermals die höchsten Einnahmen erzielen wird. „Durch die Kontinuität im Kader und weil er noch besser Stärken und Schwächen seiner einzelnen Spieler kennt, sollte es Louis van Gaal gelingen, sein Spielkonzept vom ersten Spieltag an erfolgreich umzusetzen”, gibt zum Beispiel Eckhard Cordes, der Vorstandsvorsitzende der Metro, zu Protokoll. Eine rechte Überraschung ist das indes nicht. Denn Cordes’ Schreibtisch steht zwar in der Metro-Zentrale in Düsseldorf, doch findet sich sein privater Lebensmittelpunkt in München.
Können, Willen und Elan
Auch der von lokalpatriotischen Gedanken gewiss nicht freie MAN-Vorstandsvorsitzende Georg Pachta-Reyhofen sieht die Bayern vorne, „weil die Liga dem hochkarätigen holländisch-bayerischen WM-Aufgebot nichts Adäquates entgegensetzen kann”. Elmar Degenhardt, der Vorstandsvorsitzende von Continental, erwartet den FC Bayern ebenfalls einmal mehr auf dem Meisterthron, „weil bei Verein und Mannschaft Vision, Strategie und Technik auf Premiumniveau mit Können, Willen und Elan umgesetzt werden”. Nun ja, könnte man da sagen. Denn vielleicht ist Degenhardt ja auch deshalb so optimistisch, weil Conti und sein Mutterkonzern Schaeffler in der neuen Saison ein Sponsor des FC Bayern geworden sind.
Schalke: Zeit, zu reüssieren
Erschreckender aus der Sicht der Deutschen, die nicht im Fan-Lager der Bayern zu finden sind, könnte da schon sein, dass selbst Werner Wenning, der Vorstandsvorsitzende der Leverkusener Bayer AG, die Bayern vorne sieht. Dabei hat sich sein Verein gerade erst mit Michael Ballack verstärkt. Derselben Ansicht sind zudem Klaus Engel, der Vorstandschef von Evonik, und Stefan Jütte von der Deutschen Postbank. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, hingegen zählt zwar auch die Bayern zu den Top-Favoriten, traut aber „im zweiten Jahr von Trainer Felix Magath den Schalkern durchaus zu, dass sie es packen”. Dieses Votum teilt er mit Werner Wolf, dem Chef der Brauerei Bitburger. Auch Wolff erwartet, dass die „Knappen” das Rennen machen – und das ausgerechnet in der Arena, die den Namen eines Wettbewerbers trägt. „Zumal es auch langsam Zeit wird zu reüssieren”, schiebt Wolf zwar noch kritisch nach. Aber auch Jütte und Cordes sehen Schalke als ernsthafte Konkurrenten für den Titelgewinn. Erst die Frage der Kommunikationsagentur Dreesbach, die sich unter den Chefs umgehört hat, welchem Verein in der neuen Saison eine Überraschung zuzutrauen ist, wird variantenreicher beantwortet.
Dortmund: Größere Überraschung?
Während Pachta-Reyhofen und Grube auf den Hamburger SV setzen, können sich Degenhardt und dann natürlich Wenning auch Bayer 04 vorstellen: „Unser Team wird alles tun, um es den Bayern so schwer wie möglich zu machen”, hofft Wenning. Dies wiederum erwartet Bitburger-Chef Wolf vom VfL Wolfsburg. „Ich traue Borussia Dortmund nach Platz fünf nunmehr eine noch größere Überraschung zu”, hofft BVB-Trikotsponsor Engel von Evonik.