Ad hoc

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Unternehmen bestimmen unser tägliches Leben. Aber was bewegt die Unternehmer? Über Trends, Technologien und Menschen, die sie bestimmen.

Kleiner Wochenrückblick: Nur 177 536 Jahresgehälter

Gut, dass man nicht Jérôme Kerviel heißt. Es wäre zwar schön, noch 33 Jahre alt zu sein. Aber ein paar Jährchen Gefängnis sind in diesem Alter besonders schmerzlich. Und schlimmer noch: Sollte das Gerichtsurteil von dieser Woche Bestand haben, hätte man bei seinem alten Arbeitgeber, in diesem Fall der französischen Großbank Société Générale, Schulden von 4,9 Milliarden Euro. So groß wäre nämlich der Schaden gewesen, den man durch waghalsige Spekulationsgeschäfte auf steigende Aktienkurse angerichtet hätte. Gemessen an dem Monatseinkommen von 2300 Euro, das Kerviel zuletzt verdient hat, wären das 177 536 Jahresgehälter. O weh ...

Gut, dass man nicht Jérôme Kerviel heißt. Es wäre zwar schön, noch 33 Jahre alt zu sein. Aber ein paar Jährchen Gefängnis sind in diesem Alter besonders schmerzlich. Und schlimmer noch: Sollte das Gerichtsurteil von dieser Woche Bestand haben, hätte man bei seinem alten Arbeitgeber, in diesem Fall der französischen Großbank Société Générale, Schulden von 4,9 Milliarden Euro. So groß wäre nämlich der Schaden gewesen, den man durch waghalsige Spekulationsgeschäfte auf steigende Aktienkurse angerichtet hätte. Gemessen an dem Monatseinkommen von 2300 Euro, das Kerviel zuletzt verdient hat, wären das 177 536 Jahresgehälter. O weh …

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Wenn es gilt, so viel Geld in Landeswährung abzustottern, hilft es noch nicht einmal, wenn die jeweils zuständige Regierung dafür sorgt, dass der Wert der Währung gegenüber ausländischen Währungen sinkt. Das nützt lediglich der eigenen Exportwirtschaft, zumindest theoretisch. Wenn alle das Gleiche machen, braucht man aber auch darauf nicht zu hoffen. Und wenn jetzt die Chinesen sogar noch zu einer Aufwertung ihrer eigenen Währung gedrängt werden, bekommt man für das wenige Geld, das netto übrig bleibt, nur noch weniger Produkte „made in China“: Und das ist ja heutzutage fast alles für den täglichen elektronischen Gebrauch. Aber auf das Währungsdumping der Chinesen wird man sich gewiss auch in Zukunft verlassen dürfen.

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Wenn man dann also ein paar Jährchen im Gefängnis säße, könnte der neue Online-Dienst „Places“ des sozialen Netzwerks Facebook ein wirklicher Langeweiler werden. „Places“ heißt auf Deutsch „Orte“: Mit zwei Fingertipps bestimmt Facebook die aktuellen Ortskoordinaten eines Nutzers und schlägt Orte vor, in die man sich „einbuchen“ kann. Freie Menschen würde das zum Beispiel zu Restaurants, Tankstellen, Behörden, Bars oder an den Arbeitsplatz führen. Um hier zu einer gewissen Abwechslung zu gelangen, bedarf es allerdings einer gewissen Mobilität. Und die dürfte im Fall von Kerviel derzeit nicht gewährleistet sein.

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Glücklicherweise werden die allermeisten von uns die Freiheit haben, die neuen, auf die mobile Internetnutzung auf dem Handy ausgerichteten Angebote ausgiebig nutzen zu dürfen – jedenfalls dann, wenn man nicht glaubt, man lande durch die permanenten Lokalisierungsdienste und Twitter-Kurznachrichten auch außerhalb des Gefängnisses in einer Art virtuellem Käfig. Das Internet erlebt durch eine immer schnellere mobile Datenübertragung so oder so eine neue Blüte. Davon zeugen auch zwei Personalien dieser Woche, die mit Herrn Kerviel rein gar nichts zu tun haben: Sowohl der Mikroblogging-Dienst Twitter als auch der Internet-Telefonanbieter Skype wechseln ihre Vorstandsvorsitzenden aus. Denn frei sein ist das eine, aber Geld muss auch irgendwann her.

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Twitter-Mitgründer Evan Williams hat es jedenfalls zu seinem Abschied eingestanden: „Wachsen bedeutet noch nicht, erfolgreich zu sein.“ Nun übernimmt Dick Costolo, ein früherer Manager des Internetkonzerns Google, die Führung. Seine Herausforderung: 160 Millionen Menschen nutzen Twitter; viele Millionen Dollar wurden von Investoren in das Unternehmen gesteckt, jetzt muss darauf eine Rendite erwirtschaftet werden. Und auch bei Skype soll ein Führungswechsel den Weg in eine profitable Zukunft ebnen. Hier heißt der neue Chef Tony Bates. Er kommt vom Netzwerkausrüster Cisco und war dort für die sehr große Unternehmenssparte zuständig. Kostenpflichtige Zusatzleistungen zur eigentlich kostenlosen Internettelefonie sorgten bei Skype im ersten Halbjahr immerhin für einen Umsatz von 406 Millionen Dollar. Der Gewinn betrug aber nur 13 Millionen Dollar. Das ist nicht nur bedeutend weniger, als Kerviel theoretisch nachzahlen müsste, sondern auch viel zu wenig für ein Unternehmen, das bald an die Börse gehen will.

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Wer den Erfolg hinter Gittern abwarten muss, dort aber jung bleiben möchte, könnte ja MTV schauen. Doch auch dieser jugendliche Sender kann sich den Zeitläuften nicht entziehen, weshalb das Programm vom kommenden Jahr an eher etwas für eine zahlungskräftige Kundschaft sein wird. Dann wird der Kanal nur noch im Abonnement eines Digitalpakets erhältlich sein. Angesichts seiner Zahlungsverpflichtungen wird das mindestens einem bekannten Insassen nicht gefallen, auch wenn seine alte Bank inzwischen gesagt hat, 177 536 Jahre wolle man Herrn Kerviel dann doch nicht zahlen lassen.

 

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