In diesem Jahr ist es mit der Krise wie mit Lena Meyer-Landrut, man fragt sich: Wo ist sie denn plötzlich hin?” Das hat Dieter Zetsche gesagt, der Vorstandsvorsitzende des Autokonzerns Daimler. Der Mann hat Humor, und was er sagt, gilt für die deutsche Industrie ebenso wie für Bayern München. Auch dort hatte es in dieser Woche eine Krise zwischen Präsident Uli Hoeneß und Trainer Louis van Gaal gegeben. Doch nach dem jüngsten Champions-League-Auftritt in Rumänien stießen die beiden Streithähne schon wieder mit Rotwein auf den Erfolg an und rauchten eine ordentliche Zigarre: „Wohlstand für Alle” ist man da in Anlehnung an Ludwig Erhard versucht zu sagen und freut sich seines Lebens, besonders deshalb, weil man eigentlich Anhänger und Aktionär von Borussia Dortmund ist und sich dort, zumindest in der Bundesliga, nicht nur über sportliche Erfolge, sondern an der Börse endlich auch über Kursgewinne freuen kann.
Am allerschönsten wäre es natürlich, man wäre Dortmund-Fan und Mitarbeiter von Daimler. Denn das Unternehmen zählt in der Tat an vorderster Front zu denjenigen, in denen sich die Krise verflüchtigt hat, und es wird seine Beschäftigten an dem Erfolg gebührend beteiligen. Das hat in dieser Woche jedenfalls Finanzvorstand Bodo Uebber in Aussicht gestellt, ein sympathischer Mann, der nicht nur weiß, wie man Geld verdient, sondern auch, wann es an der Zeit ist, davon etwas auszuschütten, sei es an Mitarbeiter oder Aktionäre. „Unsere Mitarbeiter werden nicht enttäuscht sein”, hat er versprochen. Wir sind gespannt und freuen uns schon einmal mit.
Auch der Dax auf neuen Höhen
Beflügelt von solchen Nachrichten aus der deutschen Unternehmenswelt, aber auch vom Geldsegen, mit dem die amerikanische Notenbank Fed in den kommenden Monaten die Märkte überschütten will, strebt der Deutsche Aktienindex Dax Höhen entgegen, die vor einem Jahr kaum jemand für so schnell erreichbar gehalten hätte. Die 7000-Punkte-Marke im Dax sei nun kein weiter Weg mehr, sagen die ersten Händler. Die Anleger kaufen in der Folge nicht nur Aktien, sondern auch Rohstoffe und Edelmetalle, um sich angesichts der Geldschleusen, die die Fed geöffnet hält, gegen Inflation oder andere Gefahren zu schützen, und pumpen so womöglich schon die nächste Blase auf. Harsche Kommentare zur Politik der amerikanischen Fed kamen deshalb aus vielen Ländern, auch aus China. Der dortige Notenbank-Berater Xia Bin bemängelte, die Amerikaner druckten unkontrolliert Geld. „Solange sich die Welt bei der Ausgabe von Währungen wie dem Dollar nicht zurückhält, ist das Eintreten einer neuen Krise unvermeidlich”, schrieb er. China müsse einen „währungspolitischen Schutzwall” errichten, um sich gegen Schocks von außen zu schützen. Das klingt nicht gut.
Freuen mit Oberstaufen
Dann wollen wir uns doch lieber schnell wieder freuen, zum Beispiel über die Gemeinde Oberstaufen im Allgäu und ihren PR-Coup, den sie mit dem amerikanischen Internetkonzern Google gelandet hat. Oberstaufen ist die erste Gemeinde in Deutschland, deren Straßenzüge man seit Dienstag zumindest teilweise über Google Street View erkunden kann. Dazu wurde ein großer Bahnhof organisiert, außerdem gab es Torte mit Zuckerguss und bunten Google-Buchstaben obendrauf. Oberstaufen konnte sich den Deutschen als Ferienziel bekannt machen; Google bekam zum Start des umstrittenen Street-View-Dienstes schöne Bilder vor malerischer Kulisse. Und obendrein ist der Erfolg von Oberstaufen noch ein Beispiel dafür, wie wenig es in der Welt moderner Medien bedarf, um ins Rampenlicht zu kommen: Die Oberstaufener hatten lediglich ein Bild von einer Torte mit der Aufschrift „Street View – Willkommen in Oberstaufen” auf Facebook ins Internet gestellt und Google so auf sich aufmerksam gemacht. Glückwunsch.
Das Loch
Denn auf diese Weise Prominenz zu erlangen ist auf jeden Fall besser als die Schlagzeilen, die der Krater im thüringischen Schmalkalden verursacht hat. So ein Loch braucht doch wirklich kein Mensch, und in dieses ist glücklicherweise auch niemand hineingefallen. Womit wir wieder bei Lena wären. Dieter Zetsche hat nämlich unrecht. Lena gibt es noch, als Markenbotschafterin für Opel. Aber das hat Zetsche bestimmt ganz genau gewusst. Warten wir also auch hier noch auf ein Comeback.