Ad hoc

Rückschlag mit Solar

Wegen der von Sommer an geltenden Subventionskürzungen waren die deutschen Hersteller von Solaranlagen im ersten Halbjahr des laufenden Jahres mit Aufträgen buchstäblich überrannt worden. Die Hausbesitzer wollten sich noch bis zum Stichtag zu den günstigeren Förderkonditionen Solaranlagen auf die Dächer schrauben lassen. Die Unternehmen waren voll ausgelastet und konnten die Nachfrage dennoch kaum decken. Jetzt ist der Rückschlag da, und den einen oder anderen Solaranbieter plagen zudem hausgemachte Schwierigkeiten – wie zum Beispiel Roth & Rau mit seinen Abschreibungen auf schlüsselfertige „Turnkey” Projekte, die keinen zahlenden Abnehmer mehr finden. Gleichwohl wird 2010 trotz der Marktberuhigung das beste Jahr für die Photovoltaikbranche in Deutschland werden, mit einer voraussichtlich doppelt so hohen installierten Leistung wie im ebenfalls schon sehr starken Vorjahr. Der Börse indes hilft das wenig, sie denkt allein an die Zukunft. Und wer in der Branche in Boomzeiten nicht schon einen großen Schritt ins Ausland getan hat, könnte bald für weitere Enttäuschungen sorgen. Die hohe Exportquote, die ein Unternehmen wie Centrotherm inzwischen erreicht hat, erscheint da vorbildlich.

Hier die zugehörige Meldung

In der Solarbranche mehren sich die Rückschläge: Während der Anlagenbauer Centrotherm nur durch seine Stärke auf dem Weltmarkt weiter auf Rekordkurs ist, bekommt Phoenix Solar die Nachfrageschwäche in Deutschland zu spüren und muss verglichen mit dem zweiten Quartal einen deutlichen Rückgang seiner Geschäfte hinnehmen. Für eine Enttäuschung sorgte auch der Solar-Anlagenbauer Roth & Rau, der nach dem Ausfall von Projekten in Indien Wertberichtigungen vornehmen und einen Quartalsverlust verbuchen musste.

Roth & Rau und Phoenix Solar enttäuschen

Roth & Rau hatte am Dienstagabend überraschend mitgeilt, dass der Gewinn des laufenden Jahres wegen zusätzlicher Abschreibungen im Volumen von 8,5 Millionen Euro deutlich niedriger ausfallen wird als bislang erwartet. Der Aktienkurs des Unternehmens geriet deshalb am Mittwoch deutlich unter Druck und notiert im Verlauf um rund 12 Prozent nieder und damit zu Kursen um 14,68 Euro. Für des gesamte Jahr 2010 erwartet das Unternehmen aus Hohenstein-Ernstthal einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 9 bis 9,5 Millionen Euro; Analysten hatte hingegen mit 22 bis 24 Millionen Euro gerechnet. Die Umsatzprognose von 285 Millionen Euro wurde bestätigt. Roth & Rau begründete die gesenkte Ergebnisprognose vor allem mit Belastungen bei sogenannten Turnkey-Projekten, also kompletten Produktionslinien, die teilweise rückwirkend umgebucht werden müssen. Es gehe um einen Auftrag für vier Produktionslinien, von denen eine schon installiert und bezahlt sei. Für die restlichen drei Produktionslinien liege Ausrüstung im Lager, dieser Lagerbestand sei nun zu 30 Prozent abgeschrieben worden.

Das Photovoltaik-Unternehmen Phoenix Solar wiederum hat den Nachfragerückgang auf dem deutschen Markt im dritten Quartal deutlich zu spüren bekommen. Nach durchwachsenen Zahlen ist eine noch im Sommer angedeutete Prognoseanhebung vom Tisch. Im laufenden Jahr soll der Umsatz weiterhin auf 660 bis 700 Millionen Euro steigen, das Ebit bei 36 bis 40 Millionen Euro liegen. In den ersten neun Monaten erreichte Phoenix einen Umsatz von 460 Millionen Euro, das operative Ergebnis lag bei 31,2 Millionen Euro. An seiner Langfristgprognose hält das Unternehmen fest. Danach soll der Umsatz bis 2013 auf 1,5 Milliarden Euro steigen, 65 Prozent davon sollen dann im Ausland erzielt werden. Einer der Treiber soll die neue Tochtergesellschaft in den Vereinigten Staaten sein, die im September ihre Arbeit aufgenommen hat. Die Börse quittierte die aktuellen Zahlen mit einem Kursrückgang der Aktie von im Verlauf rund 7,2 Prozent auf 24,90 Euro.

Centrotherm profitiert vom Ausland

Die Centrotherm Photovoltaics AG wiederum sieht sich mit deutlichen Umsatzzuwächsen und noch höherem Gewinnplus „auf einem profitablen Wachstumspfad”. Der entscheidende Grund ist die hohe Exportquote von Centrotherm die abermals auf 95,3 (91,6) Prozent gestiegen ist. Der Marktführer unter den Anlagenbauern für Produktionsanlagen von Polysilizium, Solarzellen und Modulen hat seit Januar einen Umsatz von 458 Millionen Euro erwirtschaftet, gut 22 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das operative Ergebnis (vor Zinsen und Steuern) stieg mehr als doppelt so stark – um 52,7 Prozent auf 54 Millionen. Die daraus errechnete Marge liegt mit 11,8 Prozent etwas über der von Centrotherm-Chef Robert Hartung vorgegebenen Ziel-Rendite von „rund 11 Prozent” für das Gesamtjahr. Unterm Strich blieb für Centrotherm ein Konzernergebnis von 37,4 Millionen Euro (plus 50 Prozent).

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