Ad hoc

Mit 40 Jahren hat Starbucks die erste Krise hinter sich

Eine ganze Weile ist es um die deutschen Aktivitäten der amerikanischen Kaffeehauskette Starbucks sehr still gewesen. Bis zum Jahr 2007 wurden immer wieder Erfolgsmeldungen verkündet. Berichte darüber begannen mit der Formulierung, dass man kaum glauben könne, dass alles so gut laufe. Die Zweifel waren berechtigt, denn tatsächlich stimmte im Unternehmen vieles nicht mehr. Kurz darauf begann eine jahrelange Periode des Schweigens. Jetzt, im vierzigsten Jahr seit der Gründung des Unternehmens, präsentiert sich nicht nur der Konzern, sondern auch Starbucks in Deutschland in runderneuerter Verfassung. Selbst ein Geschäftsführer, wenn auch ein anderer als damals, ist jetzt wieder zu Gesprächen bereit.

„Wir sind damals einfach zu schnell gewachsen, und das Wachstum hat die Möglichkeiten unserer Mitarbeiter überfordert”, räumt Ross Shadix im Gespräch ein. Er ist der Managing Director, der die Geschicke von Starbucks in Deutschland von Essen aus steuert. „Die Situation erforderte unsere Aufmerksamkeit, wir mussten uns von unprofitablen Läden trennen”, beschreibt er die Situation in den Jahren 2008 und 2009. Damit haben Shadix und sein Vorgänger in Deutschland das umgesetzt, was in Amerika der Anfang 2008 an die Unternehmensspitze zurückgekehrte Howard Schultz vorgegeben hat. Hier wie dort hatte sich das Unternehmen in Zeiten stürmischen Wachstums für falsche Standorte entschieden und nicht mehr überall Mitarbeiter mit den gewünschten Qualifikationen, hinzu kam die Zurückhaltung der Verbraucher durch die Folgen der Finanzkrise. Ein Besuch bei Starbucks galt plötzlich als Luxus.

Nachschulung und Restrukturierung

Darauf reagierte Schulz mit einer Ankündigung, die es in sich hatte: 600 Läden sollen geschlossen, 12 000 Mitarbeiter entlassen werden. Alle Mitarbeiter wurden zu einer Nachschulung in Sachen Qualität der Kaffeezubereitung geschickt. Geschlossen wurden letztlich sogar rund 1000 Filialen, so wurden die Kosten um 600 Millionen Dollar im Jahr gesenkt. Und es wurde ein löslicher Kaffee auf den Markt gebracht, der zum Erfolg wurde – Luxus auf Sparflamme sozusagen.

„Die Kunden wollten einen schnelleren Service, einen kostenlosen Zugang zum Internet und eine angenehmere Atmosphäre in unseren Läden”, sagt Shadix, der Anfang vergangenen Jahres aus Texas nach Deutschland gekommen ist: „Darauf haben wir reagiert.” Auch in Deutschland wurden in einer Zeit, in der Wettbewerber McDonald’s mit seinen „McCafés” kräftig auf dem Gebiet von Starbucks zu wildern begann, insgesamt 16 Läden geschlossen. Neue eröffnet Shadix nach eigenen Worten nur noch, wenn er davon überzeugt ist, Mitarbeiter dafür finden zu können, die seine Ansprüche erfüllen.

Stetig weiter gewachsen

Trotz aller Bereinigungen ist Starbucks ohnehin weiter gewachsen. Heute betreibt das Unternehmen 144 Filialen in 40 deutschen Städten. Vor vier Jahren waren es in etwas mehr als 20 deutschen Städten nur rund 90 Filialen. Nach den Worten von Shadix beschäftigt das Unternehmen in Deutschland rund 2000 Menschen. Genauere Zahlen zum Geschäft in Deutschland lässt sich Shadix aber nicht entlocken, nicht zum Umsatz, nicht zum Gewinn, nicht zu den Expansionszielen der nächsten Jahre.

„Das vergangene Jahr war das wirtschaftlich bisher erfolgreichste von Starbucks in Deutschland, das letzte Quartal 2010 das bisher beste Quartal. Wir haben den Umsatz um einen zweistelligen Prozentsatz gesteigert und sind deutlich profitabel”, behauptet Shadix, eine Überprüfung ist unmöglich. Was bleibt, ist eine Plausibilitätsprüfung durch einen Blick auf die jüngsten Zahlen des börsennotierten Konzerns, der seinen Konzernumsatz in den letzten drei Monaten 2010 tatsächlich um 8 Prozent auf den Rekordwert von 3 Milliarden Dollar erhöhen könnte. Der Gewinn legte im Vergleich zur gleichen Zeitspanne des Vorjahres um 44 Prozent auf 347 Millionen Dollar zu.

Große Wachstumshoffnungen auf Asien

Die ganz großen Wachstumshoffnungen von Starbucks ruhen jedoch nicht auf Deutschland, sondern auf Märkten in Asien, nicht zuletzt auf China. Auf der ganzen Welt betreibt die Kette derzeit 17 000 Filialen, die überwiegende Mehrheit davon bisher noch in den Vereinigten Staaten, wo in großen Städten wie New York alle paar Häuserblocks ein Starbucks zu finden ist. In diesem Jahr soll der Gewinn nach den Aussagen des Mutterkonzerns aus Seattle um 15 bis 20 Prozent steigen. Allerdings machen Starbucks die höheren Preise für Rohkaffee zu schaffen. Die höheren Ausgaben für Nahrungsmittel dürften den Gewinn je Aktie um rund 20 Cent drücken. Nach einer Preisanpassung im vergangenen November seien in Deutschland aber keine weiteren Reaktionen auf diese Entwicklung geplant, versichert Shadix. „An Preiserhöhungen denken wir im Moment nicht”, sagt er – und wird wenigstens in diesem Fall einmal konkret.

Twitter Updates

Die mobile Version verlassen