Ad hoc

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Unternehmen bestimmen unser tägliches Leben. Aber was bewegt die Unternehmer? Über Trends, Technologien und Menschen, die sie bestimmen.

Erst Boeing, jetzt Ford – und in der Bordelektronik vorn: Alan Mulally

"I am a car guy, I am a car guy, I am a car guy!" Es gibt Momente, da muss Alan Mulally das dreimal sagen, schnell hintereinander, halb im Spaß und halb im Ernst. Das passiert dann, wenn der Vorstandsvorsitzende von Ford einmal wieder Fachbegriffe aus der Fliegerei mit solchen aus dem Automobilbau verwechselt hat. Das kann schon einmal sein, wenn man 37 Jahre seines Lebens für den Flugzeughersteller Boeing gearbeitet hat: „Ich war an der Entwicklung aller Boeing-Modelle beteiligt, die es derzeit gibt", sagt der 1945 geborene Mulally mit Stolz. Deshalb kann ihm auch heute noch der Begriff „inflight entertainment" herausrutschen, wenn er die Kommunikationssysteme eines modernen Automobils, aber eben keines Flugzeugs meint. Und dann ist es mal wieder Zeit für das dreifach wiederholte Bekenntnis, dass er inzwischen natürlich längst zu einem Autonarren geworden sei.

“I am a car guy, I am a car guy, I am a car guy!” Es gibt Momente, da muss Alan Mulally das dreimal sagen, schnell hintereinander, halb im Spaß und halb im Ernst. Das passiert dann, wenn der Vorstandsvorsitzende von Ford einmal wieder Fachbegriffe aus der Fliegerei mit solchen aus dem Automobilbau verwechselt hat. Das kann schon einmal sein, wenn man 37 Jahre seines Lebens für den Flugzeughersteller Boeing gearbeitet hat: „Ich war an der Entwicklung aller Boeing-Modelle beteiligt, die es derzeit gibt”, sagt der 1945 geborene Mulally mit Stolz. Deshalb kann ihm auch heute noch der Begriff „inflight entertainment” herausrutschen, wenn er die Kommunikationssysteme eines modernen Automobils, aber eben keines Flugzeugs meint. Und dann ist es mal wieder Zeit für das dreifach wiederholte Bekenntnis, dass er inzwischen natürlich längst zu einem Autonarren geworden sei.

Ein solcher war Mulally gewiss noch nicht, als er in schweren Zeiten, aber noch vor dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise von Boeing an die Spitze von Ford wechselte. „Ich wollte eine amerikanische Ikone retten”, sagt er, räumt aber auch ein, dass er schockiert war, als er die Prognose für den Verlust des Jahres 2006 sah. Dort sollten 17 Milliarden Dollar minus zu Buche stehen. „Angesichts solcher Zahlen kann einem Unternehmen schnell das Geld ausgehen”, sagte er Rande der Cebit in Hannover.

Bild zu: Erst Boeing, jetzt Ford - und in der Bordelektronik vorn: Alan Mulally

Bald eine Konsole für noch größere Bildschirme: Armarturen im Ford C-Max (Foto Ford)

Deshalb habe er mit seinem Team schnell vier wichtige Entscheidungen treffen müssen, die die Strategie von Ford bis heute bestimmen: „erstens die Konzentration allein auf die Marke Ford, zweitens das Angebot einer vollständigen Fahrzeugpalette in allen von uns bedienten Märkten, drittens der Anspruch, in Kriterien wie Qualität, Sicherheit und Verbrauch führend zu sein, viertens die Verpflichtung, die Produktion an die tatsächliche Nachfrage anzupassen, also Fabriken zu schließen”. Diesem Programm bleibt Mulally eisern treu. Aber der wichtigste Schritt damals waren drei Tage voller Verhandlungen mit Banken im New Yorker Nobelhotel Waldorf Astoria. Am Ende stand das Ergebnis, dass Ford 23,5 Milliarden Dollar neuen Kredit bekommen würde – und nur damit hat das Unternehmen alle Verwerfungen der Finanzkrise als einziger der drei großen amerikanischen Hersteller überstanden, der nicht Insolvenz anmelden musste: „Das hat uns vor allem in Amerika einen großen Imagegewinn gebracht”, sagt Mulally. Zugleich sei es gut gewesen, den größten und wichtigsten Konkurrenten General Motors mit Staatshilfe aufzufangen: „Das habe ich damals gesagt, heute würde ich wieder so entscheiden.” Es sei darum gegangen, die gesamte amerikanische Wirtschaft vom Absturz im freien Fall abzuhalten. Das sei gelungen. „Und gut ist auch, dass die Regierungen der Welt noch immer wissen, dass sie ein besonders Auge auf die Entwicklung der Konjunktur haben müssen.” Auch deshalb ist Mulally davon überzeugt, dass die Konjunktur in seiner Heimat ihre langsame Erholung fortsetzen wird. Die Enttäuschung, die die Ford-Zahlen des Schlussquartals 2010 an der Börse gebracht hätten, sei nicht das Ergebnis insgesamt verschlechterter Aussichten gewesen, denn diese hätten sich im Rahmen der vorherigen Prognose bewegt. „Die ist von den Märkten leider ignoriert worden; da müssen wir in diesem Jahren besser aufpassen”, sagt Mulally. „Für 2011 haben wir gesagt, dass sich unsere Profitabilität weiter verbessern wird. Und dabei bleibt es auch.”

Neben allen Anstrengungen im Rahmen seines Vierpunkteplans treibt Mulally dabei die Verbesserung des Einkaufserlebnisses beim Autohändler um, die in Amerika traditionell „Dealer” genannt werden, was den Eindruck hinterlässt, hier würden Autos verschleudert. Mulally möchte gerne, dass seine Kunden – zum Beispiel in Anlehnung an die Einzelhandelskette des Computerherstellers Apple – künftig eher von einem „Store”, also neutral von einem Laden, sprechen, wenn sie zum Ford-Händler gehen. Der Autokauf soll zum Erlebnis werden. Und Mulally weiß, dass es bis dahin häufig noch ein weiter Weg ist.

Seinen Händlern und Verkäufern gibt der Vater von fünf Kindern eine Familienerfahrung aus den Weihnachtsfeiertagen mit auf den Weg von einem Besuch im „Apple Store”: „Wir hatten einen Termin, wurden ausgesucht freundlich und kompetent beraten, verließen das Geschäft nach 22 Minuten mit Kaufverträgen für drei Computer für insgesamt 3000 Dollar. Und das Ganze verlief so erfreulich, dass ich im Zweifel auch noch mehr Geld im Laden gelassen hätte.” Die Apple-Generation will Mulally auch mit seinem jüngsten Angebot „Ford Sync” erreichen, das mit Hilfe des Softwarekonzerns Microsoft die unkomplizierte Integration und Sprachsteuerung jeglicher Form von Mobiltelefon, Notebook oder Taschencomputer in die Elektronik eines Autos erlaubt. Die Vorstellung von Ford Sync ist auch der Grund, warum sich Mulally in dieser Woche für einen Besuch in Hannover entschieden hat, obwohl zur selben Zeit der Autosalon in Genf stattfindet. Am liebsten würde Mulally wahrscheinlich sowieso von Bordelektronik sprechen. Aber er ist ja ein „car guy”, der inzwischen jeden Tag ein anderes Auto fährt – und zum Vergleich jeden zweiten Tag eines von der Konkurrenz.

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