Ad hoc

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Unternehmen bestimmen unser tägliches Leben. Aber was bewegt die Unternehmer? Über Trends, Technologien und Menschen, die sie bestimmen.

An die Deutschen: Innovation heißt Erneuerung

In keinem Land der Welt werden so viele Personalcomputer selbst zusammengeschraubt wie in Deutschland. Das Land begeistert sich für Technik, nicht zuletzt für alles, was rollt, funkt und rechnet. Umfragen bestätigen das. Fast die Hälfte der Deutschen hat sich schon einmal gewünscht, etwas wirklich Neues zu entdecken. Insofern müsste Deutschland ein sehr innovationsfreudiges Land sein. In vielen etablierten Industrien, vor allem im Maschinen- und Fahrzeugbau, stimmt das ja auch. Hier sind die deutschen Unternehmen Weltklasse und werden das auf lange Sicht bleiben. Aber wo bleibt das Neue, zum Beispiel in der Informations- oder Biotechnologie?

In keinem Land der Welt werden so viele Personalcomputer selbst zusammengeschraubt wie in Deutschland. Das Land begeistert sich für Technik, nicht zuletzt für alles, was rollt, funkt und rechnet. Umfragen bestätigen das. Fast die Hälfte der Deutschen hat sich schon einmal gewünscht, etwas wirklich Neues zu entdecken. Insofern müsste Deutschland ein sehr innovationsfreudiges Land sein. In vielen etablierten Industrien, vor allem im Maschinen- und Fahrzeugbau, stimmt das ja auch. Hier sind die deutschen Unternehmen Weltklasse und werden das auf lange Sicht bleiben. Aber wo bleibt das Neue, zum Beispiel in der Informations- oder Biotechnologie?

Wo bleibt das Neue?

In der Software gibt es hinter SAP oder der Software AG keine international nennenswerten Unternehmen. Das ist schon lange so. Die Jahre gehen ins Land, es ändert sich nichts; inzwischen sind in Amerika Facebook, Twitter und Google entstanden. Ähnlich sieht es in der Hardware aus oder in der Unterhaltungselektronik. Hoffnung, dass sich daran alsbald etwas ändern könnte, gibt es nicht: Von den so fortschrittlichen Deutschen geht ein Viertel nicht ins Internet, jeder Zehnte hat sogar Angst vor der Nutzung des weltumspannenden Datennetzes. Auch die Skepsis vor Neuerungen im Internet ist sehr groß. Nicht weniger als eine Viertelmillion Häuseraufnahmen musste Google in seinem Street- View-Angebot in Deutschland unkenntlich machen. In den Vereinigten Staaten gab es keine Einsprüche. Die deutsche Bürokratie, zum Beispiel rund um die Vorratsdatenspeicherung, verursacht den Unternehmen zudem hohe Kosten. Das Geld fehlt zur Entwicklung neuer Produkte.

Effizienz staatlicher Forschungs-Subventionen?

Das deutsche Bildungssystem hat es noch immer nicht geschafft, den Mangel an IT-Fachkräften zu lindern. 16 500 Informatiker-Stellen sind unbesetzt. Drei Viertel der Deutschen warten auf einen Breitbandanschluss zum Internet, der moderne Internetanwendungen erst möglich macht. Und natürlich gibt es in Deutschland auch viel weniger Risikokapital als im Heimatland des Silicon Valley: Neugegründeten Unternehmen stehen in den Vereinigten Staaten rund 30 Milliarden Dollar zur Verfügung. In Deutschland dürfte die Summe deutlich unter 1 Milliarde Euro liegen. Der Vergleich sagt auch viel über die Effizienz staatlicher Subventionen zur Entwicklung neuer Technologien aus: Denn was bringt es angesichts solcher riesigen Unterschiede, wenn der Staat eine weitere Milliarde Euro zum Beispiel zur Entwicklung der Technik für Elektroautos ausgibt?

Aber auch manche Unternehmen sehen neue Entwicklungen auf dem Gebiet der IT noch immer eher als Bedrohung denn als Chance. Nicht selten wird in etablierten Strukturen ein Kampf gegen die Innovation geführt. Angst geht um: Erfolge in der Vergangenheit, von denen es gerade in Deutschland genügend gibt, können so zum größten Feind der Innovation werden. Welches Unternehmen ist schon dazu bereit, eine Innovationsjagd auf sich selbst zu eröffnen? Will man sie eröffnen, ist es jedenfalls unklug, immer nur die angepassten Mitarbeiter zu befördern. Dann sollte auch Widerspruch goutiert werden.

Hilflosigkeit im Umgang mit Social Media

Neue Ideen wären wichtig. Denn die Globalisierung schreitet ebenso voran wie der demographische Wandel; Megastädte entstehen, mehr und mehr Waren werden über das Internet vertrieben. Menschen tauschen vor einem Kauf im Netz immer häufiger Meinungen über Produkte aus. Aber nicht wenige deutsche Unternehmen, auch solche, die mit ihren Aktien in der Börsen-Bundesliga Dax vertreten sind, haben noch immer keine Ahnung, wie sie diese „Social-Media”-Kanäle im Netz überhaupt bedienen sollen. Dabei bietet sich hier ein Kontakt zum Kunden, wie er bisher kaum vorstellbar war. Er könnte eine Quelle der Inspiration sein, stärker jedenfalls als jedes Gremium zur Beratung von Politikern.

Denn kein Politiker wird es schaffen, das nächste Google, Microsoft oder Facebook anzustoßen. Ihnen sollte es darum gehen, gesellschaftliche Werte zu vermitteln, welche Innovationslust belohnen – und das nicht nur im Zusammenhang mit „politisch korrekten” Themen wie dem Klimawandel oder umweltfreundlichen Technologien. Weil man nicht weiß, was die Zukunft bringt, darf man auch die Forschung zum Beispiel in der Atomphysik oder der chemischen Schädlingsbekämpfung nicht verteufeln. Das gilt bis hin zum Militär: Es gibt Fachleute, die sicher sind, dass das Silicon Valley ohne die dort konzentrierten Forschungsausgaben des Militärs nie zu seiner heutigen Bedeutung gekommen wäre. Jetzt kommt von dort die Technik, die die Welt transparenter und vielleicht auch demokratischer macht.

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Eigentlich alles ganz einfach: Kind am Computer Foto: Knop

Die Rolle des Staates

Im Umfeld von Universitäten hingegen darf und muss der Staat also alles tun, um Ausgründungen und Unternehmertum zu fördern. Wenn auf die Frage, welcher Student es sich vorstellen könne, in die Selbständigkeit zu gehen, in einem großen Hörsaal nur drei oder vier Hände nach oben schnellen, ist das der größte Feind der Innovation. Um diese Haltung zu ändern, braucht man aber keine Milliardensubventionen, sondern ein universitätsnahes Umfeld, das den Wechsel in die Selbständigkeit erleichtert und nicht bestraft.

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