In Amerika ergab sich vor einiger Zeit die Möglichkeit zu einem Gespräch mit einem Marinesoldaten, der lange im Irak stationiert gewesen war. An seinem Einsatzort war er für Aufbau und Wartung der Computernetzwerke in seiner Einheit zuständig gewesen. Was der Soldat erzählte, lässt die Berichte und Bemühungen des amerikanischen Verteidigungsministeriums zum Kampf gegen Computer-Hacker in einem realistischen Licht erscheinen. Denn so wichtig und ernsthaft die Bemühungen in Washington einerseits sein mögen, so wenig scheren sich die Truppen vor Ort darum. Das geht bis zur selbstverständlich erfüllten Bitte der Kommandanten, in der Nacht über den Internettelefondienst Skype ungestört mit dem Armee-Laptop mehrere Stunden lang mit der Familie daheim telefonieren zu wollen. Nun kann man Skype wahrlich nicht als sicheres Netzwerk bezeichnen – und man darf vermuten, dass in solchen Momenten die Tür zu anderen Daten der amerikanischen Armee weit offen steht. Es wird noch viele andere leicht zu öffnende Einfallstore geben. Letztlich ist es wie bei normalen Bürgern: Die tollsten Cyber-Abwehrzentren helfen nichts, wenn die Menschen mit Daten im Netz nicht aufmerksamer umgehen.
Hier die zuehörige Meldung von vor einigen Tagen:
Ausländische Hacker haben so viele Daten des amerikanischen Verteidigungsministeriums gestohlen wie nie zuvor. Der stellvertretende Verteidigungsminister William Lynn sagte zur Vorstellung einer neuen Cyber-Abwehrstrategie in Washington, dass bei einem entsprechenden Vorfall im März 24 000 Dokumente entwendet worden seien: „Also eine ganze Menge.” Die Täter seien im Auftrag eines ausländischen Geheimdienstes in die Rechner eines Unternehmens eingedrungen, das für das Pentagon gearbeitet habe. Das betroffene Unternehmen beliefere das Pentagon mit Waffensystemen und anderen Rüstungsgütern.
Es handle sich um eine der bisher schwersten einzelnen Cyberattacken auf die amerikanischen Streitkräfte, sagte Lynn. Insgesamt seien in den vergangenen Jahren sensible Daten im Umfang von mehreren Terabytes entwendet worden. Betroffen seien Informationen über sensible Systeme wie Luftfahrttechnik, Überwachungsanlagen, Satellitenkommunikationssysteme und Vorkehrungen für die Netzwerksicherheit. „Die bisherigen Gegenmaßnahmen haben diesen Abfluss sensibler Informationen nicht stoppen können”, sagte Lynn: „Wir müssen mehr tun, um unsere digitalen Lagerstätten für Innovationen zu schützen.”
Neues Strategiepapier
Dazu hat das Verteidigungsministerium nun ein Strategiepapier mit dem Titel „Department of Defense Strategy for Operating in Cyberspace” veröffentlicht. Demnach soll das Pentagon das Internet künftig als eigenen Einsatzbereich („operational domain”) behandeln. Dies entspricht der bisherigen Einteilung nach Land-, See- und Luftstreitkräften. Ein Kern der neuen Strategie ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Ausland. Das Verteidigungsministerium werde zunehmend robuste internationale Beziehungen aufbauen, um eine „kollektive Selbstverteidigung” zu ermöglichen, heißt es in dem Dokument.
7 Millionen Computer beim Militär
Allein beim amerikanischen Militär müssten 15 000 Netzwerke und rund 7 Millionen Computer vor millionenfachen Hackerangriffen am Tag beschützt werden, sagte Lynn: „Die Cyberbedrohung ist akut und potentiell verheerend. Gegner suchen konstant nach Schwachstellen.” Jahr für Jahr würden so viele Informationen von den Festplatten amerikanischer Unternehmen, Universitäten und Behörden gestohlen, wie die Kongressbibliothek in Washington fasst.
Bei diesem Bericht kann man...
Bei diesem Bericht kann man sich ungefähr vorstellen, wie viel die Amerikaner stehlen ! Sicher ein Vielfaches