Angesichts des Rekordergebnisses von Apple und des Beginns des Weltwirtschaftsforums in Davos lohnt es sich, ein wenig über den Zusammenhang von Technologie und Globalisierung nachzudenken. Denn inzwischen ist die Wirtschaftswelt – ja nicht zuletzt mit der Hilfe der Produkte von Steve Jobs – im wahrsten Sinne des Wortes vernetzt. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die vielen hochleistungsfähigen mobilen Telefone und Tabletcomputer den entsprechenden Geräten unserer Freunde (und hoffentlich nicht der Feinde) automatisch mitteilen, wo man sich gerade aufhält. Darauf aufbauende Geschäfte müssen und werden nicht alle bei Google oder Facebook und auch nicht ausschließlich bei amerikanischen Unternehmen landen. Sicher ist bisher nur, dass die digitale Welt nun tatsächlich zum viel strapazierten „globalen Dorf” führt, das in einem begrifflichen Zusammenhang mit der Globalisierung als solcher steht.
Über den Begriff und den Vorgang der Globalisierung reden die Menschen schon lange: Den wirtschaftspolitischen Terminus der Globalisierung prägte Theodore Levitt, ein deutscher Emigrant und Professor an der Harvard Business School, 1983 mit dem Artikel „The Globalization of Markets”. Im Jahr 1961 tauchte das Wort „Globalization” erstmals in einem englischsprachigen Lexikon auf, gewiss nicht ganz ohne Zusammenhang mit der Erfindung des Seefrachtcontainers 1956, der nach und nach zu einer Revolution und erheblichen Beschleunigung des weltumspannenden Warentransports führen sollte. Danach wuchs eine ganze Generation mit Waren „made in Hongkong” auf. Und längst ist dieser Aufdruck durch viele andere ferne Länder, nicht zuletzt durch Hongkongs Mutterland China ersetzt worden. In der Kombination mit den Datencontainern, die von den Netzwerkrechnern heute um die Welt gejagt werden und für effizienten Informationsaustausch im Internet sorgen, steht die Menschheit nun tatsächlich vor einer weiteren großen Veränderung: Die Globalisierung tritt in eine neue Entwicklungsstufe, die Fachleute, geprägt durch den amerikanischen Journalisten Thomas L. Friedman und sein Buch „The World is Flat”, ebenfalls schon einige Zeit „Globalisierung 3.0″ nennen. Aber Friedman war mit seiner Bestandsaufnahme im Jahr 2000, angetrieben vom damaligen Internethype, ebenfalls zehn Jahre zu früh dran.
Die Welt wird wirklich flach
Erst jetzt ist es wirklich so weit. Die derzeitige Phase der Globalisierung wird nicht mehr von Europa oder Amerika angetrieben. Vielmehr sind an ihr Individuen auf allen Kontinenten beteiligt. Die Computer-zu-Computer- und damit auch Mensch-zu-Mensch-Netze haben die Welt nun wirklich „flach” gemacht. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Dinge zuletzt beschleunigt.
Auch das lässt sich am Beispiel von Apple sehr einprägsam verdeutlichen. Amerikanische Wissenschaftler ausgerechnet, dass allein der iPod bis zum Jahr 2006 insgesamt 13.920 Stellen in den Vereinigten Staaten geschaffen hat – und sogar 27.250 im Ausland, vor allem in China . Das ist für eine Exportnation wie Deutschland, die in diesem Konzert mit Amerika, China und Japan immer noch ganz vorne mitspielt, eine gute Nachricht. Denn im Zweifel liefern deutsche Unternehmen die Maschinen, die für die Produktion in aller Welt nötig sind.
Doch wird diese Entwicklung zu einer durch einen möglichst freien Welthandel noch wohlhabenderen und hoffentlich auch nachhaltiger wirtschaftenden Welt nicht ohne Brüche funktionieren. Auf dem Weg in eine gute Zukunft für die globalisierte Welt gilt es nun, hohe Inflationsraten zu vermeiden, Systeme zu finden, mit denen man schnell auf die Entstehung einer nächsten großen Finanzkrise reagieren kann, oder auch die wieder zahlreicheren Hungernden mit bezahlbaren Lebensmitteln zu versorgen. Die interessante Wendung der Globalisierung 3.0 ist, dass Erfolge in dieser Hinsicht immer weniger den Weltmächten zugetraut werden, die die Geschicke auf dem Planeten in den vergangenen hundert oder zweihundert Jahren bestimmt haben. Vielmehr müssen zum Beispiel immer neue Millionenstädte auf kommunaler Ebene Lösungen für ihre Schwierigkeiten finden. Diese Entwicklung lässt sich bis zum einzelnen Menschen nachvollziehen: Die nächsten Antworten auf die Herausforderungen der Welt könnten sich stärker als früher durch die bessere Vernetzung von Individuen in vielen Ländern ergeben. In dieser neuen Welt wird es für den Einzelnen wichtiger, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen, auch wenn er nicht so reich ist wie der – in Davos natürlich ebenfalls anwesende – Philanthrop Bill Gates.
"Vielmehr müssen zum Beispiel...
“Vielmehr müssen zum Beispiel immer neue Millionenstädte auf kommunaler Ebene Lösungen für ihre Schwierigkeiten finden”
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Die explosionsartige gestiegene Verfügbarkeit von Wissen macht erstmals auch für staatliches Handeln Benchmarking möglich, welches über den Tellerrand des eigenen Landes hinausschaut.
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Es fehlt nur noch die Einführung von Buchhaltungsregelungen wie sie für börsenkotierte Unternehmen längst Vorschrift sind, und schon liessen sich öffentliche Haushalte weltweit ohne grossen Aufwand vergleichen!
Tatsächlich haben die USA von...
Tatsächlich haben die USA von der Globalisierung wahrscheinlich weniger profitiert als erwartet.
Nehmen wir die amerikanische Autoindustrie als Beispiel:
There’s a piece in “Le Monde” * 21 Jan (title “Pâle Position” (pallid, weak) about General Motors which has managed to regain 1st place in the auto industry w’wide. Previously it held that position from 1931 – 2007.
The author (Stéphane Lauer) goes through the trauma post-2007 – Chapter 11, restructuring, quality improvement. But the recovery was also due to pitfalls at Toyota ….. (My comment – as Gore Vidal said “It is not enough to succeed, others must fail”)
VW is growing “twice as fast” as GM, so it looks like GM’s comeback could be short-lived (“éphémère” as Lauer wrote).
* Pertes & Profits
lauer.blog.lemonde.fr