Amerikanische Unternehmen sind mit den Geschäften ihrer Tochtergesellschaften in Deutschland weiterhin zufrieden, vermissen aber Experimentierfreude, Risikobereitschaft und eine Zukunftsvision für den Standort Deutschland. Das ist das Kernergebnis der Umfrage, die dem „9. Business Barometer” zugrunde liegt und im Auftrag der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham) und der Unternehmensberatung Roland Berger vorgenommen worden ist. Das Business Barometer basiert auf einer Umfrage unter 274 amerikanischen Unternehmen, die in Deutschland aktiv sind.
Deutschland sollte Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten stärken
Diese Unternehmen schlagen vor, dass Deutschland seine Funktion als Innovationsmotor für die Hightechbranche sowie als Zentrum für Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten stärken sollte. Sie bemängeln, dass eine übermäßige Bürokratie in Deutschland den Marktzutritt von Innovationen erschwert. Der Staat sollte daher bürokratische Hürden abbauen, um Spielräume für innovative Technologien zu schaffen. Problematisch bleibe zudem der Fachkräftemangel, der Deutschland zunehmend plage; hier müsste Deutschland seine Attraktivität steigern, um mehr Spitzenkräfte aus dem Ausland zu locken. Doch auch Schwierigkeiten wie die steigenden Energiekosten sollten nach Ansicht der amerikanischen Investoren schnell durch eine klare Energiepolitik gelöst werden, damit Deutschland Zielland für ausländische Investitionen bleiben könne.
Härter Kampf um die Gunst der Investoren
Obwohl Deutschland immer noch ein attraktiver Standort sei, müsse das Land um die Gunst der Investoren härter kämpfen, hat die AmCham festgestellt. Denn neue Wachstumsregionen werden für amerikanische Firmen zunehmend wichtiger. „Die Arbeitsteilung rund um den Globus verschiebt sich: Regionen wie China oder Indien können schon heute als Konkurrenten zu Deutschland gesehen werden, wenn es um Investitionen von amerikanischen Unternehmen geht”, ließ sich Fred Irwin, der Präsident der AmCham, zur Vorlage der Umfrageergebnisse zitieren: „Mit der Verschiebung der Absatzmärkte wird sich auch die Bedeutung deutscher Produktionsstätten, Forschungsaktivitäten und Vertriebsorganisationen verschieben.”
Aber mit Deutschland noch immer zufrieden
Gleichwohl: Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, mit dem deutschen Standort immer noch zufrieden zu sein und optimistisch in das laufende Jahr zu schauen. Gut 80 Prozent der Unternehmen rechnen 2012 mit einem Umsatzzuwachs in Deutschland. Die Erwartungen für Investitionen und Beschäftigung blieben nahezu konstant. Geschätzt werden vor allem die Stabilität und Verlässlichkeit des Marktes sowie der hiesigen Politik: „Deutschland ist und bleibt das Zugpferd Europas”, sagte Irwin.