So etwas gibt es nur in Davos, am Rande des Weltwirtschaftsforums in den Bergen: Man sagt dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post freundlich „Hallo”, fängt an zu plaudern, und kurz darauf steht der halbe Vorstand des Konzerns samt der jeweiligen Partner um den Journalisten herum. Man wird von Frank Appel jovial eingeführt, und nur einen Wimpernschlag später unterhält man sich mit den Vorständen, die in dem globalen Konzern mit ihren Dienstsitzen über die halbe Welt hinweg verteilt sind, so über das Leben, als ob man sich schon lange kennen würde: Über den Ikea neben der „Mall of America” zum Beispiel, oder darüber, wie die Kinder mit Facebook umgehen. Doch Davos hin oder her: so ganz normal ist eine solche Unkompliziertheit auch hier nicht; offensichtlich hat der bodenständige Appel in dieser Hinsicht einen positiven Einfluss auf den Rest seiner Vorstandskollegen.
Appel ist auch auf den dritten Blick ein völlig normaler Typ, kein Vorstandschef, der suggeriert, auf alle Probleme dieser Welt eine Antwort zu wissen. Man hat schon eine Veranstaltung erlebt, in der der 49 Jahre alte Appel freimütig eingeräumt hat, er wisse die Antwort auf die im Raum stehende Frage nicht. Er habe schlicht zu viel zu tun, um dafür eine befriedigende Lösung zu finden. Denn darum geht es dem gebürtigen Hamburger: Bevor er etwas sagt, möchte er als Neurobiologe vernünftig darüber nachgedacht haben. Das verlangt er auch von seinen Gesprächspartnern. In diesem Dialog können unprätentiöse, aber überraschende Dinge herauskommen – und durchaus auch zu den Problemen dieser Welt.
Für eine Reichensteuer
So ist Appel für eine Reichensteuer und eine Entkopplung der Steuer- und Sozialversicherungssysteme: „Ein großer Wurf wäre es, alle Sozialleistungen strikt nach dem Prinzip der Tragfähigkeit zu finanzieren. Jeder Euro Einkommen wird dann mit dem gleichen Prozentsatz an Sozialabgaben belastet, und jeder bekommt das Gleiche heraus.” Das ist eine seiner Ideen: Ob Geringverdiener oder Einkommensmillionär, sie würden den gleichen Teil ihres Einkommens einbezahlen und den gleichen Anspruch auf soziale Grundleistungen erwerben.
Gerne führt Appel auch die aus seiner Sicht zu selten beachtete Dimension „Zeit” in die Diskussion ein. Zum Beispiel mit Blick auf die gegenwärtige Krise in Europa, aber auch zur Betrachtung der Entwicklung Asiens. In Europa herrsche seit 70 Jahren Frieden, deshalb gebe es zur weiteren Vertiefung der Integration gar keine Alternative. Und wer die breiteren Schultern habe, müsse auch mehr tragen. Punktum. Auf Asien gemünzt, erinnert er daran, dass die Region vor Beginn der industriellen Revolution schon einmal 60 Prozent der Wirtschaftsleistung der Welt erbracht habe, und zwar mit Agrarprodukten. Dieser Anteil sei zwischenzeitlich abgesackt, werde sich künftig aber wieder in dieser Größenordnung einpendeln, diesmal allerdings mit Industriegütern.
Gute Entwicklung in Asien
Und plötzlich ist Appel ganz nah am Geschäft seines eigenen Konzerns: Denn der schafft es derzeit, sein Gewinnziel nach oben zu schrauben, obwohl die Wirtschaft in weiten Teilen des alten Europas zu großer Sorge Anlass gibt – und der Grund dafür ist eben die positive Entwicklung der Post in Asien. Dort hat der Konzern unter Appels Führung seine Präsenz in den vergangenen Jahren stark ausgebaut. Deshalb ist das Unternehmen dort besser aufgestellt als zum Beispiel der amerikanische Wettbewerber UPS, der jüngst vor einer schwächeren Geschäftsentwicklung gewarnt hatte. Und Appel hat keine Lust, diese Region nur aus der Bonner Konzernzentrale heraus zu entdecken: Im Juli hat er in Schanghai Pakete ausgeliefert, aber nicht nur das. Drei Wochen lang hat Appel den Konzern von hier geführt. Denn für den Zustell- und Expressdienst ist die Volksrepublik zum größten Markt aufgestiegen. Um das Wachstum zu beherrschen, investiert DHL 2,5 Milliarden Dollar in die Region. Darüber will vernünftig nachgedacht sein, am besten an Ort und Stelle.
Ganz gewiss hat es Appel auch in China geschafft, mit seinen dortigen Kollegen eine ganz lockere Gesprächsatmosphäre herzustellen. Trotz seiner zwei Meter Körpergröße so gar nicht von oben herab.
<p>As der...
As der Froschperspektive…!
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Es ist doch schoen zu lernen dass der Postchef so eine geniale Gespraechsatmosphaere mit seinen Mitarbeitern hat. Beachtlich sowas. Auch dass er trotz seiner zwei Meter Groesse nicht von “oben herab” kommuniziert.
Gut so.
Es erinnert an einen Boss der auch aus zwei Meter Hoehe seine Edikte lieferte. Das war fuer kleine Menschen — moi — unangenehm denn man musste da hoch in die Luft gucken um mit dem Mann “Eye contact” zu machen.
Das ging mir letzt doch auf die Nerven, und ich entschloss mich nur geradeaus zu schauen, auf dessen Guertel oder Nabel. Andere adoptierten diese Technique auch und wir nannten dieses neue Benehmen als “Runt Power.”
Also “Runt Power for ever”.
Es ging fuer eine Weile, aber wir erbarmten uns des netten Chefs, denn der klagte ueber Rueckenschmerzen , wegen des ewigen Buecken. Ich glaub waerend dieser Zeit schrumpfte der Arme, auf unter zwei Meter.
Ausserdem erklaerte er dass es gar nicht so einfach ist als grosser Mensch durch das Leben zu gehen.
Der hatte auch genug mit dem ewigen Buecken um mit kleinen Leuten zu reden.
Nicht angenehm sowas, erklaere er.
Ich hab dafuer Verstaendniss und schau dem nicht mehr auf den Nabel, sondern strenge mich an auf seine Hoehe zu gucken.
Also kamen wir zu einer “entente cordial” und ich glaub er schaffte es bis zum Pensionieren. Ich selbst suchte Fame&Fortune in anderenGefilden. In der Tat, bin immer noch dabei.