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Börsenbewertungen: Warum Facebook nicht Apple ist

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Es ist ein Rausch der Zahlen: Der Computerkonzern Apple ist mehr als 620 Milliarden Dollar wert. Zum Vergleich: Der wertvollste deutsche Industriekonzern Siemens kommt auf eine Bewertung von nur gut 68 Milliarden Euro. Und während Siemens-Aktionäre für die vergangenen zwölf Monate auf ein mageres Kursplus von nicht einmal 10 Prozent blicken, steht bei den Apple-Anteilseignern ein Gewinn von knapp 80 Prozent zu Buche. Diesen Kursgewinn hat Apple in einer Zeit realisiert, in der das Unternehmen ohnehin schon das wertvollste der Welt war. Denn diese Marke hat Apple schon vor rund einem Jahr erreicht. Damals war das Unternehmen eines Wall-Street-Tages 337 Milliarden Dollar wert - und hatte damit zum ersten Mal den Ölkonzern Exxon überholt. Der weitere Aufstieg in den Monaten danach hat in dieser Woche die nächste Rekordmarke fallen lassen: Apple ist inzwischen an der Börse so viel wert, wie noch kein anderes Unternehmen jemals zuvor - jedenfalls dann, wenn man die Einflüsse der Inflation unberücksichtigt lässt.

Es ist ein Rausch der Zahlen: Der Computerkonzern Apple ist mehr als 620 Milliarden Dollar wert. Zum Vergleich: Der wertvollste deutsche Industriekonzern Siemens kommt auf eine Bewertung von nur gut 68 Milliarden Euro. Und während Siemens-Aktionäre für die vergangenen zwölf Monate auf ein mageres Kursplus von nicht einmal 10 Prozent blicken, steht bei den Apple-Anteilseignern ein Gewinn von knapp 80 Prozent zu Buche. Diesen Kursgewinn hat Apple in einer Zeit realisiert, in der das Unternehmen ohnehin schon das wertvollste der Welt war. Denn diese Marke hat Apple schon vor rund einem Jahr erreicht. Damals war das Unternehmen eines Wall-Street-Tages 337 Milliarden Dollar wert – und hatte damit zum ersten Mal den Ölkonzern Exxon überholt. Der weitere Aufstieg in den Monaten danach hat in dieser Woche die nächste Rekordmarke fallen lassen: Apple ist inzwischen an der Börse so viel wert, wie noch kein anderes Unternehmen jemals zuvor – jedenfalls dann, wenn man die Einflüsse der Inflation unberücksichtigt lässt. Den bisherigen Rekord hatte Microsoft gehalten. Microsoft hatte nach Angaben von S&P Dow Jones Indices auf dem Gipfel des Internet-Booms am 30. Dezember 1999 einen Wert von 620,6 Milliarden Dollar erreicht. Apple knackte den Rekord an diesem Montag im Handelsverlauf.

Aus dem Silicon Valley kommen nicht nur Börsenrenner

Aber der Erfolg von Apple ist das eine; er steht nicht beispielhaft für alles, was das Silicon Valley zuletzt mit seinen Unternehmen an der Börse erreicht hat. Das erfahren die Aktionäre von Facebook gerade und erleben die grausame Seite der Kapitalanlage: Die Facebook-Aktien kamen am 18. Mai zu einem Ausgabepreis von 38 Dollar an die Börse. Das entsprach einer Marktkapitalisierung von 104 Milliarden Dollar – mehr als Unternehmen wie McDonald’s, Walt Disney oder Cisco Systems. In den Tagen vor dem Börsengang hatte Facebook zusammen mit seinen Konsortialbanken um Morgan Stanley die Messlatte immer höher gelegt. Die Preisspanne lag zunächst bei 28 bis 35 Dollar und wurde dann auf 34 bis 38 Dollar nach oben geschraubt. Den ersten Handelstag beendete die Facebook-Aktie bei 38,23 Dollar minimal im Plus, wobei die Konsortialbanken mit Stützungskäufen nachhalfen. Danach ging es steil bergab, und schon zwei Handelstage später hatte der Aktienkurs fast 20 Prozent an Wert verloren und war auf 31 Dollar gefallen – der Börsenwert lag noch bei 85 Milliarden Dollar. Danach ging es in weniger großen Schritten weiter nach unten, zwischenzeitlich erholte sich der Kurs auch wieder etwas. Dann aber kam Ende Juli die schwarze Woche der Quartalsberichte: Erst legte der wichtige Facebook-Partner Zynga enttäuschende Zahlen vor, am Tag danach folgte Facebook selbst mit Zahlen, die neue Zweifel an den Wachstumsperspektiven des Unternehmens weckten. Innerhalb von fünf Handelstagen stürzte der Aktienkurs um fast 30 Prozent ab. Das Ablaufen der ersten von mehreren Haltefristen für Altaktionäre hat den Verkaufsdruck am vergangenen Donnerstag weiter erhöht, und der Kurs schloss erstmals unter 20 Dollar. Am Dienstag notierte die Aktie um 19,50 Dollar. Das entspricht noch einem Börsenwert von 53 Milliarden Dollar und nur noch rund der Hälfte der Marktkapitalisierung beim Börsengang. Immerhin: Facebook wird damit noch fast genauso hoch bewertet wie der Luftfahrtkonzern Boeing. Facebook und Apple symbolisieren so die Janusköpfigkeit des Börsengeschäfts.

Doch die oberflächliche Betrachtung der Kursentwicklung allein bedient allenfalls die Sensationslust. Sucht man nach der Begründung für die Entscheidungen der Anleger, kommt man zu den grundsätzlichen Unterschieden zwischen Unternehmen, die etwas produzieren und Güter verkaufen (wie Apple, Siemens und Boeing) – und Unternehmen wie Facebook, die allenfalls Anzeigen auf einer Online-Plattform schalten, die ein Lebensgefühl bedient.

Handfeste Gründe für die Kursentwicklung

Denn der Apple-Aufschwung hat ebenso handfeste Gründe, wie die ursprüngliche Facebook-Bewertung aus der Luft der Emissionshäuser gegriffen war: So ist es sicher, dass schon bald ein neues iPhone-Modell vorgestellt wird. Außerdem wird über ein kleineres iPad-Tablet und weiterhin über die Pläne für das Fernsehgeschäft spekuliert. Und weil die Apple-Produkte dem Unternehmen nach wie vor aus den Händen gerissen werden, ist die Profitabilität des Hauses entsprechend hoch, die Aktie nach den Bewertungsmaßstäben, die den Kurs in ein Verhältnis zu Gewinngrößen setzen, noch immer günstig bewertet.

So gesehen hatte Steve Jobs recht, als er zu seinem Abschied aus dem Amt des Vorstandsvorsitzenden Ende August vergangenen Jahres schrieb: „Ich glaube, dass die besten und innovativsten Tage noch vor Apple liegen . . .” Sein Nachfolger Tim Cook hat seither, wie schon am Tag nach Jobs’ Rückkehr von der Börse antizipiert, keine erkennbaren Fehler gemacht, lebt bisher allerdings auch von den Innovationen und Produktlinien, die noch in der Zeit von Jobs angestoßen worden sind. Unter wirklichem Druck, seinen ersten Renner vorzustellen, steht Cook im September, wenn die Vorstellung des neuen iPhone 5 erwartet wird.

Apple hat ein klares Geschäftsmodell, man sieht die Zahlen, und selbst ein eher schwächeres Quartal schreckt die Anleger nicht nachhaltig ab: Sie glauben, das Unternehmen zu verstehen. Bei Facebook ist das anders. Das Unternehmen steuert zwar auf die beeindruckende Zahl von 1 Milliarde registrierten Nutzern zu. Aber die Anleger schließen lediglich eine Wette darauf ab, dass Facebook die Daten dieser Nutzer irgendwann sehr viel gewinnbringender vermarkten kann als heute. Darauf, wie das gelingen kann, bleibt Facebook viele Antworten schuldig: „Es gibt einfach keinen richtigen Preis für die Facebook-Aktie, denn es versteht überhaupt niemand, was überhaupt ihre Ertragskraft ist”, sagt Michael Pachter, Analyst von Wedbush Securities. So gesehen wird Facebook mit seiner Bewertung noch immer ein großer Vertrauensvorschuss zuteil.

Vom Wert einer kulturellen Revolution 

Siemens und Boeing dürfen sich ohnehin mit einer Erkenntnis trösten: Facebook wird niemals so viele Stellen schaffen wie diese Industrieunternehmen. Facebook-Aktionäre suchen den Wert einer Art von kultureller Revolution. Die Angestellten von Siemens oder Boeing verdienen das Brot für ihre Familien mit Produkten, die echte Werte schöpfen. Das kann das schönere Lebensgefühl sein. Und manch einer verdient dabei das Geld für seinen nächsten Computer – vielleicht einen von Apple.

Unter Mitarbeit von Roland Lindner.

 


1 Lesermeinung

  1. fazfazfaz123 sagt:

    Die besten und innovatisten...
    Die besten und innovatisten Tage, was ist eine Innovation?
    Und was ist noetig, was brauchen wir wirklich?
    Es ist schon rein ziemlicher Maeuseblick.
    Apple ist ein Kistenschieber und facebook eher eine Kirche

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