So wird das gemacht: Der Buchverlag Random House in New York zeigt dem Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr in Hamburg, wie man in einem Traditionsgeschäft gut verdient. Während das operative Ergebnis von G+J in den ersten sechs Monaten 2012 von 124 auf nur noch 85 Millionen Euro gesunken ist, legt Random House von 69 auf 113 Millionen Euro zu. Der Buchverlag profitiert von seinem Renner, der Erotik-Bestsellerreihe „Shades of Grey”, hat aber auch sinnvoll in sein digitales Geschäft rund um das elektronische Buch investiert. Ganz anders bei Gruner + Jahr: Dort ist zwar der Rückgang der Anzeigenbuchungen der Hauptgrund für die Misere, aber auch mit Blick auf verlegerische Innovationen im digitalen Geschäft sieht es mau aus. Beide Unternehmen gehören Bertelsmann, dort werden die Konsequenzen gezogen. Deshalb gibt es Lob für Random House und schmallippige Kommentare zu G+J. Entsprechend viel wird sich dort umgekehrt proportional zur Verschwiegenheit ändern. Zur Zukunft von G+J hat sich Bertelsmann bekannt. Ist Noch-Chef Bernd Buchholz endgültig weg, müssen die Gütersloher zeigen, wie sie aussieht. Dass Print leben kann, beweist Random House.
Hier der zugehörige Bericht:
Der Medienkonzern Bertelsmann hat seinen Gewinn auch mit der Hilfe von 30 Millionen verkauften Exemplaren des Erotik-Bestsellers „Shades of Grey” im ersten Halbjahr 2012 um rund ein Drittel gesteigert. Jedoch leidet die Tochtergesellschaft Gruner + Jahr (G+J) unter dem schrumpfenden Anzeigengeschäft, und die Fernsehkette RTL spürt den schwachen Werbemarkt in vielen Ländern Europas.
Wie die Bertelsmann SE & Co. KGaA mitteilte, stieg ihr Konzernergebnis im Saldo gleichwohl um 31 Prozent auf 353 Millionen Euro. Auch der Umsatz legte um 5 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro zu. Ein Extralob verdiente sich in diesem Zusammenhang aber allein die Buchverlagsgruppe Random House: „Grund für diesen Erfolg ist das ungebrochene Wachstum elektronischer Medien und eine große Anzahl von Bestsellern, allen voran die Trilogie ,Shades of Grey‘”, sagte der Bertelsmann-Vorstandsvorsitzende Thomas Rabe in einer Telefonkonferenz.
Schlagzeilen um Gruner + Jahr
Für Schlagzeilen hatte in den vergangenen Tagen vor allem der Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr gesorgt. „Unserem Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr haben rückläufige Anzeigenmärkte in den europäischen Kernländern zu schaffen gemacht”, räumte Rabe nun ein. Zwar blieb der Umsatz bei 1,1 Milliarden Euro stabil. Doch fiel der operative Gewinn, also das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit), um mehr als 30 Prozent auf 85 Millionen Euro. Damit bestätigte Rabe entsprechende Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung” zum schlechten Ergebnisverlauf bei G+J. „Ausgehend von den Gesprächen mit den Managern von Gruner + Jahr gehen wir davon aus, dass sich zwar langfristig und strukturell die Anzeigenmärkte nicht positiv entwickeln werden, aber der sehr deutliche Rückgang, den wir im ersten Halbjahr dieses Jahres gesehen haben, sich jedenfalls so nicht fortsetzen wird”, sagte Rabe weiter.
Die Berichte, wonach Bertelsmann die restlichen 25,1 Prozent Anteile von der Familie Jahr übernehmen will, kommentierte Rabe nicht. G+J-Chef Bernd Buchholz hatte am Mittwoch seinen Sitz im Bertelsmann-Vorstand mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Er bleibt aber bis auf weiteres Vorstandschef von Gruner + Jahr. Zur Nachfolge von Buchholz äußerte sich Rabe ebenfalls nicht, auch nicht mit Blick auf die vakante Position im Bertelsmann-Vorstand: „Ich werde keine Personalspekulationen anstellen. Wir werden in enger Abstimmung mit unseren Partnern, den Jahrs, über die personelle Aufstellung und Ausrichtung von Gruner + Jahr sprechen.”
Bisher ein zufriedenstellendes Jahr
Grundsätzlich sei das Jahr für den Bertelsmann-Konzern bislang aber zufriedenstellend verlaufen: „Bertelsmann ist im ersten Halbjahr 2012 so stark gewachsen wie schon lange nicht mehr.” Man habe sich von verlustträchtigen Geschäften getrennt. Auch im Gesamtjahr sollen Erlöse und Gewinn steigen. Eine Konzernprognose über 2012 hinaus sei aber wegen der Euro-Krise nicht möglich: „Wir bewegen uns in einem zunehmend schwierigeren Marktumfeld.” Auf einer Strategieklausur Mitte September will Rabe über Wachstumspotentiale sprechen, um den Konzern unabhängiger von der Werbekonjunktur zu machen. Auf der Tagesordnung steht die Expansion in Schwellenländern, der Ausbau des digitalen Geschäfts, des Bildungsbereichs und des Musikrechtegeschäfts. Große Neuigkeiten, etwa die Ankündigung konkreter Zukäufe, seien dort aber nicht zu erwarten, sagte Rabe. Beim Bieten um die Musikrechte-Kataloge von Warner Music und EMI ging Bertelsmann mit seiner Musikrechtetochtergesellschaft BMG Rights Management, die der Konzern zusammen mit dem Finanzinvestor KKR betreibt, zwar leer aus. Bei EMI könnte aber noch etwas für die Gütersloher abfallen, weil Universal mit der Übernahme auf Bedenken der Europäischen Kommission stieß und möglicherweise Teile von EMI abgeben wird. Interesse hat Rabe auch an dem Wissenschaftsverlag Springer Science+Business, der früher schon einmal zum Konzern gehörte.
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