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Mit der Kraft des Mustang: Das Wiedererstarken von Ford & Co. in der Heimat

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Das Erstarken der amerikanischen Autohersteller in der Heimat ist Thema im Wahlkampf. In Europa aber gibt es große Probleme. Ford will sie mit vielen neuen Modellen lösen – bis hin zum Mustang.

Die amerikanischen Autohersteller gewinnen an Selbstbewusstsein – trotz der schwierigen Situation ihrer Tochtergesellschaften in Europa. Denn der Automarkt in der Heimat der Konzerne hält sich bemerkenswert robust. Die fortdauernd hohe Arbeitslosigkeit hinterlässt derzeit kaum Spuren in der Nachfrage nach Autos. Das unterstrichen in dieser Woche die Absatzzahlen für den vergangenen Monat. Demnach haben Amerikaner im August fast 20 Prozent mehr Autos gekauft als in der vergleichbaren Zeitspanne des Vorjahres. Damit hat sich die Dynamik sogar noch beschleunigt. Denn in den ersten acht Monaten des Jahres insgesamt lag das Plus bei „nur” knapp 15 Prozent.

Zwar gibt es derzeit die größten Wachstumssprünge vor allem bei japanischen Unternehmen wie Toyota und Honda, die sich von der Schwächephase nach dem Erdbeben im vergangenen Jahr und damit verbundenen Lieferengpässen erholen. Aber auch die amerikanischen Unternehmen legten mit zweistelligen Wachstumsraten zu. Ford zum Beispiel baute seinen Absatz um 13 Prozent aus. Der Vorstandsvorsitzende Alan Mulally verfolgt dabei zugleich eine vorsichtige Strategie, er will auf keinen Fall zu viele Autos auf Halde produzieren. Zur Sicherheit kündigte Ford zur Vorlage seiner Augustzahlen deshalb an, im vierten Quartal in Nordamerika insgesamt 725 000 Autos fertigen zu wollen und damit lediglich 7 Prozent mehr als im Vorjahr.

Thema im laufenden Präsidentschaftswahlkampf

Doch auch das ist noch ein ordentlicher Zuwachs. Und die amerikanischen Autohersteller sind vor diesem Hintergrund zum Thema im laufenden Präsidentschaftswahlkampf geworden. Präsident Barack Obama preist die Rettung der beiden amerikanischen Hersteller General Motors und Chrysler im Rahmen der staatlich finanzierten Insolvenzverfahren als einen der größten Erfolge seiner ersten Amtszeit an. Auch der frühere Präsident Bill Clinton sprach in seiner Rede auf dem Parteitag der Demokraten in dieser Woche die Autoindustrie an – und hielt Obamas Gegenkandidaten Mitt Romney von den Republikanern vor, sich gegen die Rettung von GM und Chrysler mit Staatskrediten ausgesprochen zu haben. Im Vergleich zu 2009, als die Rettungsaktion für GM und Chrysler stattfand, arbeiteten heute 250 000 mehr Menschen in der amerikanischen Autoindustrie, sagte Clinton. Romney sei gegen diesen Rettungsplan gewesen. „Wie viele Jobs hat er also gerettet?”, fragte Clinton in die Runde. „Null” kam es zur Antwort zurück.

Die Ausgangslage in Europa und auf dem amerikanischen Heimatmarkt aber könnte für Ford kaum unterschiedlicher sein. Im zweiten Quartal wies Ford für sein Europa-Geschäft einen Vorsteuerverlust von 404 Millionen Dollar aus, für das Gesamtjahr wird mit einem Verlust von mehr als 1 Milliarde Dollar gerechnet. In Nordamerika schaffte Ford dagegen im zweiten Quartal einen Gewinn von 2,0 Milliarden Dollar und damit 5 Prozent mehr als im Vorjahr. Ohne die gute Entwicklung in Nordamerika sähe die Lage für Ford trübe aus, denn auch in anderen Regionen wie Südamerika oder Asien machte das Unternehmen kaum Gewinn oder sogar Verlust. Vor einigen Jahren war der Heimatmarkt noch das Sorgenkind für Ford und Wettbewerber wie General Motors.

Neue Strategie für Europa

Die Strategie, wie Ford aus der Misere in Europa herausfahren will, ist seit dieser Woche aber klar. In Amsterdam hat das Ford-Management soeben angekündigt, dass mindestens drei Baureihen zusätzlich nach Europa kommen sollen, um die Produktpalette zu verbreitern und den Modellmix profitabler zu machen. Den Anfang macht innerhalb der kommenden 18 Monate der Ford Eco Sport, der ursprünglich für Asien und Südamerika konzipiert wurde. Er basiert technisch auf dem Fiesta und hat das Design eines kleinen Geländewagens (SUV). Allerdings fehlt ihm zum echten Geländewagen der Allradantrieb. Details zu Motoren und Preisen wurden noch nicht genannt, in jedem Fall dabei ist aber wohl der Dreizylinder-Turbomotor mit 1,0 Liter Hubraum und bis zu 125 PS.

Am oberen Ende der SUV-Palette soll der Ford Edge kommen, der in den Vereinigten Staaten schon seit einigen Jahren angeboten wird und in Europa über dem ebenfalls neuen Kuga-Modell positioniert wird. Seine Premiere ist für Ende 2013 oder Anfang 2014 geplant. Die zweite Generation des Kompakt-SUV ist dabei nahezu identisch mit dem schon in den Vereinigten Staaten eingeführten Ford Escape. Deutlich wird schon an diesen Modellen der Ausfluss der „One-Ford”-Strategie, die möglichst viele Modellreihen in nahezu identischer Bauweise in die ganze Welt bringen soll.

Mit einem gewissen Selbstbewusstsein will Ford aber nicht nur SUVs nach Europa holen, sondern erstmals auch seinen Sportwagen Mustang. Das Auto feiert 2014 mit einer Neuauflage seinen 50. Geburtstag und soll dann auf der ganzen Welt vermarktet werden. Dass zudem ein neuer Mondeo auf den Markt kommt oder ein überarbeiteter Fiesta, trat angesichts dessen in Amsterdam beinahe schon in den Hintergrund. 

Unter Mitarbeit von Roland Lindner.

 


1 Lesermeinung

  1. tricky1 sagt:

    Ob Ford in USA wirklich...
    Ob Ford in USA wirklich erstarkt ist wird bezweifelt, weil ein bedeutender Teil der Neuumsätze aus fragwürdigen Konsumkrediten finanziert worden sein soll?

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