Ad hoc

Ad hoc

Unternehmen bestimmen unser tägliches Leben. Aber was bewegt die Unternehmer? Über Trends, Technologien und Menschen, die sie bestimmen.

Jetzt kommt Big Data

| 2 Lesermeinungen

Nach Begriffen wie Cloudcomputing und Echtzeitanalyse hat die Informationstechnologie (IT) für die Analyse dieses unstrukturierten Datenwustes den Begriff „Big Data" geprägt. Das ist sowohl eine Formel als auch ein Konzept und ein Marketinginstrument. Für die Analysten des Beratungshauses Deloitte ist all das „Big Data", was einzelne Datensätze umfasst, die mindestens 5 Petabytes groß sind. Das wiederum ist der Datenumfang einer gut ausgestatteten Universitätsbibliothek, eine Zahl mit 15 Nullen. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben von EMC Daten von 1,8 Zettabytes erfasst, eine Zahl mit 21 Nullen; im Verlauf dieses Jahres wurde dieser Umfang überschritten.

Die EMC Corp. aus der Nähe von Boston ist eines der Unternehmen, die dafür sorgen, dass die Menschen nicht nur immer mehr Daten produzieren, sondern auch speichern und jederzeit verfügbar halten können. Das ist gar nicht so einfach, denn alle zwei Jahre verdoppelt sich das Volumen der von den Computern dieser Welt gesammelten Daten. Allein in diesem Jahr werden Daten gespeichert, zu deren Speicherung man umgerechnet die Kapazität von rund 60 Milliarden Tabletcomputern wie dem Apple iPad oder dem Samsung Galaxy Tab benötigen würde. Aufeinandergestapelt ergäben diese Geräte eine Wand mit einer Höhe von 31 Metern und einer Länge von 4000 Kilometern. Das ist die Hälfte von der Großen Mauer in China, um die Dimension der Aufgabe zu verdeutlichen.

Nach Begriffen wie Cloudcomputing und Echtzeitanalyse hat die Informationstechnologie (IT) für die Analyse dieses unstrukturierten Datenwustes den Begriff „Big Data” geprägt. Das ist sowohl eine Formel als auch ein Konzept und ein Marketinginstrument. Für die Analysten des Beratungshauses Deloitte ist all das „Big Data”, was einzelne Datensätze umfasst, die mindestens 5 Petabytes groß sind. Das wiederum ist der Datenumfang einer gut ausgestatteten Universitätsbibliothek, eine Zahl mit 15 Nullen. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben von EMC Daten von 1,8 Zettabytes erfasst, eine Zahl mit 21 Nullen; im Verlauf dieses Jahres wurde dieser Umfang überschritten.

Das Marktvolumen wächst rasant

Das Volumen des „Big Data”-Marktes hat sich nach Angaben von Deloitte binnen der vergangenen drei Jahre von weniger als 100 Millionen Dollar auf mehr als 1,3 Milliarden Dollar vervielfacht. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Die Branche rechnet mit einer Verdopplung des Umsatzvolumens, Jahr für Jahr. EMC versucht daher, ebenso wie die Konkurrenz von IBM, Hewlett-Packard, Hitachi und Netapp, daraus ein veritables Geschäftsmodell zu machen. Deshalb kaufen diese Konzerne Analyseunternehmen, um den Kunden die Verarbeitung ihrer über Computer, Handys und Netzwerkrechner zusammengetragenen Daten aus allen Unternehmensbereichen leichter zu machen.

Sabine Bendiek ist eine dieser Macherinnen im Geschäft mit „Big Data”. Sie führt die Geschäfte der amerikanischen EMC in Deutschland. Sie steht auf einem der Schlüsselmärkte der Branche an vorderster Front. Denn für BMW, Daimler und Siemens steht „Big Data” mittlerweile ganz oben auf der Investitionsagenda. Die Daten von Tausenden Maschinen, Hunderttausenden Produktionsabläufen und Millionen von Kunden werden hier zusammengetragen – und müssen dann auch ausgewertet werden. Ohne leistungsfähige Computer und Software funktioniert das nicht. Doch klassische Datenbanken reichen zur Bewältigung dieser Aufgabe nicht mehr aus.

Nach den Worten von Bendiek sind rund 80 Prozent aller digital erfassten Informationen nämlich nicht geeignet, in einer klassischen Datenbank vorgehalten zu werden. Die Branche spricht hier von unstrukturierten oder auch von „toten Daten”. Bendiek redet dagegen von neuen Möglichkeiten und will diese Daten „zum Leben erwecken”. EMC sucht deshalb Wege, diese Daten nicht nur so effizient wie möglich zu speichern, sondern auch, Struktur in diesen Wust zu bringen. „Wir schlagen quasi eine Schneise durch den Dschungel, ordnen und strukturieren Daten und machen sie so erst für die Analyse und Entscheidungsfindung wirklich verfügbar”, erläutert sie im Gespräch mit dieser Zeitung. Hier seien andere Ansätze als die der klassischen digitalen Datenbank nötig, pflichtet ihr Adrian McDonald, der Präsident des Europa-Geschäfts von EMC, bei. Bendiek zählt diese Herausforderungen auf: „Neue Erkennungsmuster, neue Trendanalysen, neue statistische Modelle.”

Auch schon Thema in Davos 

Anfang des Jahres war „Big Data” auch schon Gegenstand auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos; Internetunternehmen wie Google oder Facebook sind sogenannte „Big Data”-Firmen; IBM, Apple, Infosys oder SAP haben es zu Wachstumsfeldern erkoren, und Regierungen in Europa, Amerika und Asien lenken finanzielle Forschungsmittel in dreistelliger Millionenhöhe in dieses Gebiet. Vor diesem Hintergrund haben Ben Reason und Jeremy Walker vom Netzwerk „Livework” einen Slogan geprägt, der auch Bendiek und McDonald elektrisiert: „Daten sind das neue Öl.” Der deutsche Softwarekonzern SAP hat mit seinem Echtzeit-Datenbanksystem Hana schon einen Weg eingeschlagen, der vielversprechend erscheint: Das Hana-Datenbanksystem macht jede Art von Analyse auf Knopfdruck und binnen eines Wimpernschlags möglich. Der amerikanische Softwareanbieter SAS Institute setzt auf neuartige Architekturen von digitalen Speichern und softwarebasierten Analyseverfahren riesiger Datenmengen. IBM hat gerade eine neue Version seiner Datenbank DB2 vorgestellt.

EMC wiederum kaufte vor zwei Jahren den kalifornischen Analysespezialisten Green Plum und machte ihn zur neuen „Big Data”-Sparte: „Green Plum wird unser nächstes VM-Ware”, sagt Chuck Hollis, der Marketingchef von EMC. Mit dem Softwarehaus VM-Ware, einem Virtualisierungsspezialisten, hatte EMC im Jahr 2004 nach Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden Joseph Tucci seinen besten Zukauf gemacht und den Einstieg ins Internetzeitalter geschafft. In der IT ist die an der Börse notierte VM-Ware einer der wichtigsten Zulieferer geworden. Denn das Unternehmen bietet Programme an, mit denen viele Rechner in einem einzigen Netzwerkrechner (Server) simuliert und betrieben werden können. Das kann den Auslastungsgrad der Computer vervielfachen. IT-Fachleute sprechen deshalb von Virtualisierung, die die Voraussetzung des Cloudcomputing ist, dem inzwischen im Alltag angekommenen zentralen Speichern und Verarbeiten von Daten in einer Server-Datenwolke (Cloud).

EMC ist Großaktionär von VM-Ware, die Tochtergesellschaft gilt als ihr wichtigster Vermögenswert. EMC wird heute an der Börse mit 58 Milliarden Dollar bewertet; VM-Ware mit 40 Milliarden Dollar. Von der Akquisition von Green Plum erhofft sich EMC nun einen vergleichbaren Erfolg auf dem weiten Feld des „Big Data”. Man darf aber darauf gespannt sein, welche Antworten die IT und ihre Abnehmer zum Thema Datenschutz finden. Denn ohne ausreichenden Schutz und Transparenz wird „Big Data” kein Renner – sondern ein Albtraum.

Unter Mitarbeit von Stephan Finsterbusch.

 


2 Lesermeinungen

  1. riehemann sagt:

    Weshalb investieren...
    Weshalb investieren Unternehmen 1,3 Milliarden Euro jährlich in Big Data? Diese Frage lässt der Beitrag offen. Wir haben ihn deshalb als Anregung benutzt, um als Anbieter in diesem Segment noch einmal konkrete Einsatzfelder aufzuzeigen. Hier der Link auf das Blue Yonder Blog: https://blog.blue-yonder.com/
    Viele Grüsse Dunja Riehemann, Marketing Blue Yonder

  2. EgonOne sagt:

    Nun ja das ist alles sehr...
    Nun ja das ist alles sehr eindrucksvoll mit dem Datasammeln, aber als typischer Fussgaenger und Normalverbraucher wundere ich mich, was man wohl mit all dem machen will?
    Werden wir dann bald im Datensumpf ertrinken?
    Wann ist zuviel zuviel und wir erreichen einen Saturation Point?.
    Wie relevnt ist altes Data, dass eventuell fehlerhaft sein koennte, und dass dann immer noch herumliegt? Wer wird das korregieren?
    Die Bemerkung dass Data das Oel der Zukunft sei, kommt mir etwas simplistisch vor. Dat ist gut, wenn es gutes Data ist. Wenn nicht, wer weiss?
    Es erinnert an den alten Ausdruck der vor Jahren kursierte als Computers erst benutzt wurden:
    Man sagte: “Garbage in. Garbage out”. Ob das auch heute fuer Big Data zutrifft?
    Ich bleibe skeptisch.
    Pax vobiscum

Kommentare sind deaktiviert.