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Davos: Die Globalisierung schreitet trotz Wirtschaftsflaute voran

Trotz schwachen Wachstums und ungewisser Wirtschaftsaussichten schreitet die Globalisierung voran - und bringt neue Gewinner hervor: Kleinere, von den Großunternehmen oft vernachlässigte Schwellenländer wie Südafrika, Indonesien, Mexiko und die Türkei geraten angesichts hervorragender Wachstumsperspektiven und dank ihrer offenen, wenig protektionistischen Volkswirtschaften in den Fokus internationaler Investoren. Das sind Ergebnisse des aktuellen „Globalisierungsindex" der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young, die zum Weltwirtschaftsforum in Davos vorgelegt worden sind. Der Index kategorisiert die sechzig größten Volkswirtschaften der Welt nach dem Grad ihrer Globalisierung im Verhältnis zu ihrem Bruttoinlandsprodukt (BIP), angereichert um eine Managerbefragung.

Trotz schwachen Wachstums und ungewisser Wirtschaftsaussichten schreitet die Globalisierung voran – und bringt neue Gewinner hervor: Kleinere, von den Großunternehmen oft vernachlässigte Schwellenländer wie Südafrika, Indonesien, Mexiko und die Türkei geraten angesichts hervorragender Wachstumsperspektiven und dank ihrer offenen, wenig protektionistischen Volkswirtschaften in den Fokus internationaler Investoren. Das sind Ergebnisse des aktuellen „Globalisierungsindex” der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young, die zum Weltwirtschaftsforum in Davos vorgelegt worden sind. Der Index kategorisiert die sechzig größten Volkswirtschaften der Welt nach dem Grad ihrer Globalisierung im Verhältnis zu ihrem Bruttoinlandsprodukt (BIP), angereichert um eine Managerbefragung.

Die „alten” Industrienationen wie die Vereinigten Staaten, Deutschland und Frankreich müssten diese Entwicklung nicht fürchten, heißt es weiter. Im Gegenteil: In dem Maße, in dem der Wohlstand in den Schwellenländern steige, entwickelten sich diese zu attraktiven Absatzmärkten für Unternehmen aus den „gesättigten” Industrieländern, von denen einige – darunter Deutschland – vor einem Comeback als Investitionsstandorte stünden. Zunehmend werden demnach auch wieder Produktionskapazitäten in die Industrieländer zurückverlagert. „Insgesamt tragen alle beschriebenen Entwicklungen in meiner Hoffnung dazu bei, dass die Widerstände gegen die Globalisierung als solche eher abnehmen”, sagte John Ferraro, Partner bei Ernst & Young und für das Tagesgeschäft verantwortlicher Chief Operating Officer, dieser Zeitung zu den Ergebnissen der Studie.

Das Comeback des Westens

Die Gründe für das Comeback des Westens sind vielfältig: Zum einen ist der Umsatzanteil Nordamerikas und Westeuropas nach wie vor sehr groß. Zum anderen machen hohe Energiekosten den Transport aus weit entfernten Niedriglohnländern in die westlichen Märkte zunehmend kostspielig. Zudem werden die Produktzyklen immer kürzer, und damit steigt die Notwendigkeit, kurzfristig auf Nachfrageänderungen und neue Trends reagieren zu können. Entsprechend werde es für die Unternehmen wichtiger, dass die Produktion möglichst nah an den Absatzmärkten stattfinde: Dem Outsourcing folgt nun also das „Nearsourcing”: 14 Prozent der befragten Unternehmen holen derzeit zuvor outgesourcte Aktivitäten wieder zurück – in drei Jahren wird der Anteil nach eigener Einschätzung bei 35 Prozent liegen. Zunehmend werden also auch wieder Produktionskapazitäten in die Industrieländer zurückverlagert werden. Beschleunigt und erleichtert wird dieser Prozess durch technologische Innovationen und den stark zunehmenden Austausch von Ideen und Konzepten dank neuer Kommunikationstechnologien. Hier sind die entwickelten Industrieländer deutlich im Vorteil. Ein Grund dafür ist die erheblich größere Verbreitung von Breitbandanschlüssen, sozialen Netzwerken, Smartphones und anderen mobilen Technologien.

Zum Wiedererstarken der Industrieländer werde auch noch ein weiterer Faktor beitragen: das Entstehen und Wachsen einer kaufkräftigen Mittelschicht in vielen Schwellenländern. Dadurch würden diese Länder zunehmend als Absatzmärkte interessant, verlören aber gleichzeitig an Attraktivität als kostengünstige Produktionsstandorte. Eine Zunahme des Exports von den etablierten Industrieländern in Richtung der Schwellenländer dürfte die Folge sein.

Innovationsstarke Länder mit hohem Exportanteil profitieren

Vor allem innovationsstarke Länder mit hohem Exportanteil, einem starken Technologie- und Hightech-Sektor und einer umfassenden Einbindung in die globalen Warenströme werden demnach profitieren. In Europa trifft dies in erster Linie auf Deutschland und Großbritannien zu. Diese Länder belegen im aktuellen Globalisierungsindex Rang 11 und 10 und zählen damit zu den am stärksten globalisierten unter den großen Industrieländern – die Vereinigten Staaten belegen nur Platz 25. Für das Jahr 2013 wird prognostiziert, dass Deutschland auf den zehnten Platz klettert. Großbritannien wird hingegen auf den zwölften Platz zurückfallen. „Mittelfristig dürfte Deutschland im Index aber kaum weiter aufsteigen, weil die vorderen Plätze dauerhaft von kleineren Ländern belegt werden, bei denen der Export im Verhältnis zum (kleinen) Binnenmarkt immer eine herausragende Bedeutung haben wird”, sagt Ferraro.

Die Vereinigten Staaten wiederum könnten sich im kommenden Jahrzehnt überraschend positiv entwickeln – dank einer wiedererstarkten Industrie, High-Tech, exportgetriebenem Wachstum und der nun auch in den sogenannten Niedriglohnländern steigenden Arbeitskosten. Hinzu kommen niedrige Energiekosten dank der hohen Schiefergasvorkommen. „Wegen der sehr großen Bedeutung des dortigen Binnenmarktes werden die Vereinigten Saaten im Ranking deshalb aber eher nicht weiter aufsteigen”, sagt Ferraro. Im Gegenteil: „Der Schiefergas-Boom wird sogar dazu führen, dass der Globalisierungsgrad tendenziell abnehmen wird, da sie künftig weniger auf Energieimporte angewiesen sein werden.”

Der Blick geht in die Türkei, nach Mexiko und Indonesien

Zwar würden auch in den kommenden Jahren die sogenannten BRIC-Länder – und allen voran China – eine wichtige Rolle als Treiber des Wirtschaftswachstums spielen, heißt es weiter. Zunehmend gerieten aber kleinere Schwellenländer in den Fokus. Sie bieten offenbar noch große Wachstumschancen und sind zum Teil deutlich stärker in die Handels- und Investitionsströme eingebunden als die BRIC-Länder. So liegen die langfristigen Wachstumsraten der Türkei, Mexikos und Indonesiens fast auf dem Niveau Chinas. Auch Länder wie Kolumbien, Venezuela, Peru, Malaysia und Vietnam und einige Länder Afrikas entwickeln sich sehr dynamisch. „Diese neuen Wachstumsmärkte haben den BRICs zum Teil sogar einiges voraus: zum Beispiel in Sachen Infrastruktur, Produktivität, Regierungspolitik und Rechtssicherheit”, sagt Ferraro.

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