Klaus Kleinfeld, der Vorstandsvorsitzende des amerikanischen Aluminiumkonzerns Alcoa Inc., Pittsburgh, ist auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos ein Stammgast. Deshalb gibt es nur wenige Manager, mit denen man so gut darüber reden kann, welche Stimmung im jeweiligen Jahr in den Schweizer Bergen herrscht. Und seine Bilanz fällt eindeutig aus: „Die Lage der Weltwirtschaft stabilisiert sich”, sagt Kleinfeld im Gespräch mit dieser Zeitung – das sei auch sein Eindruck von der allgemeinen Stimmung in Davos. Sei im vergangenen Jahr noch regelmäßig über den Austritt Griechenlands aus der Eurozone spekuliert worden, sei dieses Thema 2013 von der Tagesordnung verschwunden.
Auch China habe seinen Führungswechsel hervorragend gemeistert. Alle Unkenrufe seien Blödsinn gewesen: „Die Leute dort sitzen fest im Sattel, sind gut qualifiziert und trauen sich etwas zu”, sagte Kleinfeld. Auch die Wachstumsziele seien erreicht worden, deshalb sei er auch zuversichtlich, dass das für das laufende Jahr in China angestrebte Wachstum von 8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht werde.
In Europa seien die Befürchtungen über einen Dominoeffekt nach einem Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone verstummt. Zudem hätten sowohl die Italiener als auch die Spanier in ihren Reformbemühungen große Fortschritte gemacht, ist Kleinfeld überzeugt. Allzu große Wachstumssprünge müsse man von Europa in diesem Jahr allerdings nicht erwarten.
Zu den Vereinigten Staaten und ihrer konjunkturellen Entwicklung fällt Kleinfelds Meinung differenzierter aus: So erfreuten sich dort Unternehmen wie Boeing eines hohen Auftragsbestandes, auch in der Autoindustrie sei die Wende gelungen, und die Branche knüpfe an ihre Erfolge in der Vorkrisenzeit an. Sehr erfreulich sei zudem, dass ein erstes Anziehen der amerikanischen Baukonjunktur zu spüren sei, mithin eines Marktes, der über Jahre hinweg „tot” gewesen sei. Bedenklich seien allerdings die taktischen Auseinandersetzungen der Politiker im Haushaltsstreit, der einfach nur vertagt worden sei. Diese Streitigkeiten und die permanente Berichterstattung darüber in den Medien belasteten das Verbrauchervertrauen der Amerikaner sehr.
Sein eigenes Unternehmen Alcoa wiederum schlägt sich in diesem Umfeld bisher recht gut: So hat sich der Welt-Aluminiummarkt in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich entwickelt. „Aluminium setzt sich als Werkstoff durch, bis hin zu Produkten der Konsumelektronik wie zum Beispiel dem iPad”, sagt Kleinfeld. Weniger erfreulich sei es da schon, wie sich Spekulanten auf den Rohstoffmärkten verhielten. So habe das Weltmarktvolumen für Aluminium im Jahr 2008 um den Faktor 22 über der echten Nachfrage gelegen. Doch sei dieser Faktor durch die inzwischen sehr viel stärkere Spekulation heute sogar auf 37 gestiegen. „Zum simplen Weltmarktpreis bekommen Sie heute nirgendwo auf der Welt eine Tonne Aluminium”, sagte Kleinfeld. Und das sei durchaus ein neues Phänomen. Grundsätzlich könne man aber davon ausgehen, dass mit einer Stabilisierung der Weltwirtschaft auch die Volatilität auf den Rohstoffmärkten zurückgehe.
Auf diese Volatilitäten stellt sich Alcoa – ebenso wie bei den Wechselkursen – durch eine Art natürliches Hedging ein. So nützte es dem Konzern, dass er auf drei Säulen ruhe. Damit meint Kleinfeld zum einen die Rohstoffförderung (Upstream), zum anderen die Weiterverarbeitung (Midstream) und letztlich die Produktion von Endprodukten, wie zum Beispiel Turbinenschaufeln (Downstream). Gerade im Geschäft mit echten Endprodukten, aber auch bei Weiterverarbeitungsprodukten habe Alcoa zudem seine Innovationsrate deutlich hochgefahren und auf diesem Weg seine Profitabilität gesteigert. In der Rohstoffförderung wiederum sei es darauf angekommen, die Kosten möglichst deutlich zu senken. Hier seien derzeit 15 bis 20 Prozent der Kapazitäten stillgelegt. Zur Absicherung gegen Wechselkursschwankungen helfe wiederum, dass Alcoa in allen Regionen der Welt oft auch mit Produktionsbetrieben vertreten sei. Zusätzliche Absicherungsgeschäfte mache Alcoa nur in seltensten Fällen.
Schon zur Vorlage seiner Quartalszahlen hatte Kleinfeld gesagt, dass die Nachfrage nach Aluminium in diesem Jahr um 11 Prozent auf 23 Millionen Tonnen anziehen werde. Im vergangenen Jahr legte die Nachfrage um rund 7 Prozent zu. Zwar waren die Preise unter Druck, was im vierten Quartal des vergangenen Jahres zu einem Umsatzminus von 1,5 Prozent auf 5,9 Milliarden Dollar geführt hatte. Doch kehrte Alcoa durch den Erfolg seiner Sparanstrengungen gleichwohl wieder zu einem Gewinn zurück; er erreichte vor Sonderposten 64 Millionen Dollar.
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