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Unternehmen bestimmen unser tägliches Leben. Aber was bewegt die Unternehmer? Über Trends, Technologien und Menschen, die sie bestimmen.

Qiagen in Davos: Im Gesundheitswesen beginnt das Informationszeitalter

Peer M. Schatz, der Vorstandsvorsitzende von Qiagen ist überzeugt: Im Gesundheitswesen beginnt das Informationszeitalter. Am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos erläutert er, was das für die Patienten und sein Unternehmen bedeutet.

Peer M. Schatz, der Vorstandsvorsitzende von Qiagen ist überzeugt: Im Gesundheitswesen beginnt das Informationszeitalter. Am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos erläutert er, was das für die Patienten und sein Unternehmen bedeutet.

Herr Schatz, warum lohnt es sich für ein Unternehmen wie den Hightech- Diagnostika-Anbieter Qiagen und Sie persönlich, überhaupt nach Davos zu kommen?

Ich komme gerne hierher. Davos bietet eine einzigartige Möglichkeit, sich mit einigen der klügsten und einflussreichsten Persönlichkeiten unserer Zeit darüber auszutauschen, was auch wir uns bei Qiagen zum Ziel gesetzt haben, nämlich die Lebensbedingungen der Menschen weiter zu verbessern.

In diesem Zusammenhang geht es in Davos schon traditionell auch um die jeweils neuesten digitalen Technologien und ihren Nutzen. Wie sehr spielt das im Gesundheitswesen eine Rolle?

Wir stehen derzeit am Anfang einer Revolution, in welcher eine Art Informationszeitalter im Gesundheitswesen eingeläutet wird. Mit Hilfe neuester Technologien lassen sich molekulare Ursachen individueller Krankheitsmuster sehr spezifisch analysieren. Dabei entstehen riesige Datenmengen, deren Analyse bis zu Wochen dauern kann. Biotechnologie- und Informationstechnologieunternehmen arbeiten hier sehr eng zusammen.

Nennen Sie ein Beispiel.

Wir entwickeln gemeinsam mit SAP eine Anwendung, die mit neuen Qiagen-Systemen das Genprofil eines Tumors ausliest, Milliarden von Informationspunkten in Echtzeit auswertet und Ärzten so zielgerichtete Therapien ermöglicht. Der Einsatz solcher bioinformatischer Systeme wird in einigen Jahren im Gesundheitswesen eine zentrale Rolle spielen.

Über derart personalisierte Medizin wird schon seit mindestens zehn Jahren gesprochen. Die Patienten haben davon noch nicht viel gemerkt, oder doch?

Eines der Merkmale im Gesundheitswesen ist, dass Veränderungen Zeit brauchen. Die Entwicklung eines Medikaments dauert heute nicht selten 15 Jahre und kostet im Schnitt mehr als eine Milliarde Dollar. Dann aber sind die Veränderungen nicht mehr aufzuhalten. Vor 16 Monaten wurde in den Vereinigten Staaten das erste Medikament gemeinsam mit einem Begleittest zugelassen. Seitdem werden auf der ganzen Welt immer mehr Arzneimittel auf das Genprofil einzelner Patientengruppen zugeschnitten.

Wohin wird das führen?

Ich bin mir sicher: In zehn Jahren wird kaum noch ein Präparat auf den Markt gelangen, welches ohne Test zur genauen Bestimmung der Krankheit oder der Verträglichkeit beim Patienten auskommt.

Auf welchen Feldern wird diese Art der Medizin zuerst für eine größere Patientengruppe interessant?

Bislang haben fast nur Krebspatienten profitiert. Aber das ist gerade im Begriff, sich zu ändern. Wir sehen heute schon eine rapide Ausweitung der Anwendungsgebiete für die personalisierte Medizin – von Autoimmunkrankheiten bis hin zu kardiovaskulären Erkrankungen.

Inwiefern ist Ihr Unternehmen daran beteiligt?

Wir nehmen hier die führende Position ein, haben das breiteste Testportfolio im Markt und unterhalten Partnerschaften mit fast allen großen Pharmaunternehmen, in denen Qiagen-Tests mit deren neuen Arzneimitteln abgestimmt werden. Immer mehr unserer Tests werden zugelassen. Vor ein paar Tagen haben wir einen sehr wichtigen Test zur Zulassung in den Vereinigten Staaten eingereicht. Der Absatz unserer Plattform, mit der diese Tests prozessiert werden, übertrifft alle unsere Erwartungen. Wir sind stolz darauf, ein Wegbereiter dieser Entwicklung zu sein.

Bald kommen Ihre Jahreszahlen für 2012 heraus. Erkennen Sie schon einen Trend?

Schon heute können wir sagen, dass die Erweiterung unseres Testportfolios und die Plazierung unserer Geräte sehr gut voranschreiten. Wir wachsen überproportional in den Schwellenländern und haben auch organisatorisch die Weichen für mehr Wachstum gestellt. Es geht gut voran.

Aber Ihr Aktienkurs bewegt sich doch seit fünf Jahren eher im Zickzack und vor allem seitwärts. Was ist dafür der wesentliche Grund?

Die Entwicklung des Kurses stellt uns in der Tat nicht zufrieden, insbesondere weil wir unseren Umsatz und Ertrag deutlich steigern konnten. Nichtsdestotrotz haben wir den Wert im Jahr 2012 um 31 Prozent gesteigert. In den Vereinigten Staaten, unserem wichtigsten Absatzmarkt und Börsenhandelsplatz, hat sich die Aktie den Auswirkungen des wirtschaftlichen Umfeldes schwerlich entziehen können. Aber auch hier hat sie im Schnitt doppelt so viel zugelegt wie der Wettbewerb. Die weitere und nachhaltige Wertsteigerung unserer Aktie ist ein klares Ziel für uns.

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