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Zoff bei Opel: Gesamtbetriebsrat gibt Kollegen in Bochum Contra

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Im Betriebsrat des angeschlagenen Autoherstellers Adam Opel AG herrscht dicke Luft. Am Mittwoch hat sich der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Opel, Wolfgang Schäfer-Klug, gegen Kritik seiner Betriebsratskollegen aus Bochum und vor allem des dortigen Betriebsratsvorsitzenden Rainer Einenkel verwahrt. Er würde sich auch wünschen, den Standort Bochum in seiner heutigen Gestalt zu erhalten, ließ Schäfer-Klug am Stammsitz in Rüsselsheim mitteilen.

Im Betriebsrat des angeschlagenen Autoherstellers Adam Opel AG herrscht dicke Luft. Am Mittwoch hat sich der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Opel, Wolfgang Schäfer-Klug, gegen Kritik seiner Betriebsratskollegen aus Bochum und vor allem des dortigen Betriebsratsvorsitzenden Rainer Einenkel verwahrt. Er würde sich auch wünschen, den Standort Bochum in seiner heutigen Gestalt zu erhalten, ließ Schäfer-Klug am Stammsitz in Rüsselsheim mitteilen. Die Mitarbeiter in Bochum und Einenkel müssten aber sagen, wie der Erhalt des Standorts gegen den Willen von Opel und der amerikanischen Muttergesellschaft General Motors (GM) durchgesetzt werden solle – „angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, bei vollständiger finanzieller Abhängigkeit von GM und massiven Überkapazitäten“. „Einenkel verschweigt schlichtweg die Tatsache, dass es ohne die Solidarität der anderen Standorte unter dem gemeinsamen Dach der IG Metall niemals Verhandlungen überhaupt zur Zukunft des Standorts Bochum gegeben hätte“, fährt Schäfer-Klug in seiner Kritik fort. Einenkel wiederum habe im Wesentlichen mit öffentlichen Medienauftritten und Verschwörungstheorien gegenüber seinen Kollegen der anderen Standorte reagiert.

Am Dienstag hatten auch die Beschäftigten im Opel-Werk Eisenach den von der Geschäftsführung vorgelegten Sanierungsplan gebilligt, davor hatten dies die Mitarbeiter im Stammwerk Rüsselsheim sowie in Kaiserslautern getan. Der Bundesvorstand der IG Metall stimmte dem von der Tarifkommission ausgehandelten Vertrag am Mittwoch ebenfalls zu. Die Beschäftigten in Bochum dagegen hatten, wie berichtet, Ende der vergangenen Woche mit großer Mehrheit gegen den Plan gestimmt, weil er für sie – anders als für die anderen Standorte – Einschnitte mit sich bringt. Unter anderem kritisierte Einenkel, dass es an klaren Zusagen für die Entwicklung des Standorts gefehlt habe. Solidarität stelle er sich anders vor, bekräftigte er am Mittwoch.

 Jetzt ist in Bochum Ende 2014 Schluss

Nun gilt der neue Sanierungsplan für Bochum nicht, weshalb der Kündigungsschutz dort Ende 2014 wegfällt, an anderen Standorten hingegen erst zwei Jahre später. Die Opel-Führung will die Produktion in Bochum Ende 2014 einstellen. Die Getriebeproduktion soll Ende 2013 beendet werden. Nach dem Aus der Autoproduktion will Opel in Bochum nur noch 1200 Menschen beschäftigen, heute sind es rund 3300.

Auch Berthold Huber, der Chef der IG Metall, nannte den Sanierungsplan am Mittwoch abermals die „bestmögliche Lösung unter den gegebenen Bedingungen“. Er bedauere, dass die Bochumer Mitarbeiter dennoch nicht zugestimmt hätten, akzeptiere dies aber. Für Opel sei die „Zukunftsstrategie existenziell“, sagte Huber. Die wirtschaftliche Lage von Opel sei äußerst schwierig. „Das macht Verhandlungen natürlich nicht einfacher.“ Der Tarifvertrag sei ein Gesamtpaket und die bestmögliche Lösung unter den gegebenen Bedingungen: „Er sichert Automobil- und Industriearbeitsplätze und legt fest, dass in die deutschen Standorte investiert wird.“ Opel bleibe so auch im Flächentarifvertrag.

In jedem Fall hat der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende den besten Kommentar zum Verhalten Einenkels damit selbst geschrieben. Der Vorschlag von Opel und der IG Metall in Frankfurt, das Werk in Bochum auf der Basis eines neuen Sanierungstarifvertrags bis 2016 weiterzubetreiben, war ohne belastbare Alternative. Nie zuvor war es den Gewerkschaften im Hause Opel im Rahmen von Verhandlungen gelungen, ein solches Ergebnis zur Arbeitsplatz- und Standortsicherung zu erreichen wie im Falle Bochum. Denn das Werk sollte eben nicht nur abgewickelt werden, wie dies an den Standorten in Luton, Azambuja und Antwerpen der Fall war; vielmehr wurde eine Entwicklungsperspektive aufgezeigt, auf die man zumindest hoffen konnte. Der Bochumer Genosse Einenkel aber wollte nicht mit sich reden lassen, hat die Lage falsch eingeschätzt und sich verzockt. Seine Bochumer Betriebsratskollegen und er werden das vor den Arbeitern des Werks verantworten müssen. Sie haben ihren Kollegen einen Bärendienst erwiesen. Opel müsste verrückt sein, jetzt noch einmal von seinem Schließungsplan per Ende 2014 abzurücken. Selbst in der IG Metall weiß das jeder, außer in Bochum.

Der Autor auf Twitter: www.twitter.com/carstenknop


6 Lesermeinungen

  1. BLIN67 sagt:

    Herr Einenkel ist verantwortlich
    Herr Einenkel ist verantwortlich fuer das Desaster. Ich, selbst Bochumer, muss nun traurig zur Kenntnis nehmen, dass die Bochumer krassen Verschwoerungstheorien aufsitzen und sich ihre eigene Zukunft zrstoert haben. Es gab nichts mehr zu verhandeln. Es gab nur noch so etwas wie “Gnade” seitens GM. Wenn man nicht erkennt, dass man keine Verhandlungsoption mehr hat, kann man einem Leid tun.

  2. Carberg sagt:

    Traurig richtig
    Das soziale Ergebnis ist gewiss traurig und für den Stadtort eine riesen Belastung. Jedoch, es ist seit vielen Jahren klar, dass GM nicht ewig Milliarden in sanierungsbedürftige Projekte steckt.Die Hängepartie ist eine Folge pol. Kompromisse. Ich erinnere noch an den schön-klugen, adeligen Wirtschaftsminister KTvG, der 2014 nicht mal abwarten wollte. Er hat leider recht behalten. Er
    war der einzige Dumme, der seine Meinung offen sagte.

  3. nedludd sagt:

    Einfach unglaublich wie eine seriöse Zeitung einen solchen Bericht verfassen kann
    Kluge und interessierte Menschen sollten sich immer eine zweite Meinung einhollen.
    Hier gibt es die Sichtweise und Klarstellung der Bochumer Opelaner…

    https://www.wir-gemeinsam.eu

    • l.willms sagt:

      Das ist bei dieser Zeitung zu erwarten
      Die FAZ vertritt die Interessen der winzig kleinen besitzenden Minderheit, die dies Land beherrscht. Den Interessen der arbeitenden Menschen steht sie deswegen feindlich gegenüber.

    • pcleopa sagt:

      Gehe mal davon aus
      dass Sie Herr Wilms zu der winzigen Minderheit der Leser des Neuen Deutschland gehören…

  4. Mechanikergeselle sagt:

    Folgen der Leseschwäche von Betriebsräten
    Die methodisch anhand dichter Beschreibungen am Beispiel der westdeutschen Werke der Volkswagen AG aufgezeigte Irrlichterei nicht allein innerhalb der Automobilindustrie (D’Alessio/Oberbeck/Seitz, 2000) dient nicht als Beleg dafür, was menschlich verausgabter Arbeitskraft unter Garantie den ökonomischen Erfolg beschert. Vielmehr geben die dortigen Auslassungen lediglich die notwendigen Hinweise, welcher Praxis sich Betriebsangehörige nicht zuletzt der Adam Opel AG zu befleißigen haben, um es der General Motors Corp. als deren Konzernmutter unmöglich zu machen, die in Rede stehende Fertigung in Bochum stillzulegen. Insofern lässt sich mit Fug und Recht sagen, wie wenig ein Betriebsratsvorsitzender wie Einenkel zurückliegend imstande war, selbst noch das längst von Goethe veröffentlichte Gedicht vom Erlkönig textimmanent zu deuten.

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