Ad hoc

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Unternehmen bestimmen unser tägliches Leben. Aber was bewegt die Unternehmer? Über Trends, Technologien und Menschen, die sie bestimmen.

Alles Hacker, diese Nachbarn

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Wir sind alle gehackt. Also jetzt nicht mit der Gartenhacke. Sondern virtuell. Glaubt noch irgendein Mensch, dass das, was er im Internet so sät und erntet, nicht von irgendjemandem ob seines Ertrags überwacht wird? Der Nachbar möchte schließlich auch wissen, warum die Blumen im Garten nebenan so viel besser gedeihen als in seinem eigenen. Da lohnt sich doch mal ein bisschen Betriebsspionage. Das war schon immer so. Und so wird nun mal jenseits aller Gartenzäune gedacht.

Wir sind alle gehackt. Also jetzt nicht mit der Gartenhacke. Sondern virtuell. Glaubt noch irgendein Mensch, dass das, was er im Internet so sät und erntet, nicht von irgendjemandem ob seines Ertrags überwacht wird? Der Nachbar möchte schließlich auch wissen, warum die Blumen im Garten nebenan so viel besser gedeihen als in seinem eigenen. Da lohnt sich doch mal ein bisschen Betriebsspionage. Das war schon immer so. Und so wird nun mal jenseits aller Gartenzäune gedacht. Auch wenn der Gartenzaun ein Ozean ist und sich nur per Datenleitung überbrücken lässt.

Das ganze Überwachungssystem vom Nachbarn auf dem Balkon bis zu den Amerikanern in ihrem Nest auf dem Dach der Botschaft in Berlin ist so komplex, dass man schon Google Earth bemühen muss, um in der Vogelperspektive einen Überblick über das Geschehen zu bekommen. Also, zoom mich hoch, Larry Page. Ach Mist, das wird ja auch alles überwacht. Vermutlich wird es mir bei der nächsten Einreise in die Vereinigten Staaten nicht gut bekommen, mir das Dach der Botschaft von oben angeschaut haben zu wollen. Wer dort übrigens von den stets überaus freundlichen Beamten am Einreiseschalter zur weiteren Überprüfung aussortiert wird, darf sein Handy nicht benutzen. Wozu das nun wieder gut sein soll? Angst vor Überwachung vielleicht, man weiß ja nie, was für ein Trojaner auf diesem Weg wieder in die Staaten eingeschleust werden soll.

Der letzte Kämpfer für den Datenschutz?

Schauen wir lieber mal nach, was wir seit 1999 so alles auf Amazon bestellt und an wen wir es geschickt haben. O weh, was für ein Plunder. Und erst diese Empfänger! Gut, dass man mehr ist als die Summe seiner Internetbestellungen der vergangenen Jahre. Wir sind mehr als ein Algorithmus – oder doch nicht? Auch der von Amazon aufgehäufte Datenschatz ist wertvoll, kein Einzelhändler dürfte einen besseren haben. Warum eigentlich taucht Amazon bis heute nicht in den NSA-Unterlagen von Edward Snowden auf? Da ist doch etwas faul. Jeff Bezos, bist du der letzte Kämpfer für den Datenschutz? Nimm uns mit auf deine Mondrakete.

Bis es so weit ist, wird es ja noch eine Weile dauern. Da könnte man, nomen est omen, ja so lange einen Espresso trinken. Lustig übrigens, dass auch das zum Thema „Hacken“ passt. Denn die Firma Nestlé, die das Kaffeekapselsystem mit dem Namen Nespresso erfunden hat (und damit glänzend verdient), sieht sich seit einiger Zeit ebenfalls Hackerattacken gegenüber. In jedem Supermarktregal und selbst beim Discounter finden sich inzwischen nachgemachte Nespresso-Kapseln. Bei Aldi gibt es gerade ein gesamtes Kaffeesystem, das bis hin zur Maschine wie eine Kopie des Originals aussieht. Merke auch hier: Der Erfolg hat viele Neider, von der Blume im Garten bis zur Marge der Espresso-Kapsel. Und manchmal stellt der Nachbar dann einfach eine solche her. Wohl bekomm’s. Schließlich belebt Wettbewerb das Geschäft und sorgt dafür, dass die Nespresso-Kapseln nicht noch teurer werden.

Und die Patente?

Patente aber sind vermutlich nur noch dazu da, um nutzlos teure Patentanwälte zu beschäftigen. Ändern tut das ja sowieso alles nichts. Soll der Inder doch unsere Pillen und der Nachbar unseren Blumenwuchs kopieren, es ist ja sowieso bald Herbst. Da kann er sich mal gehackt legen; es wächst ja ohnehin kein Gras mehr. Obwohl man das vor drei Wochen vielleicht besser noch einmal hätte mähen sollen. Aber jetzt ist es draußen permanent feucht, wenn man einmal Zeit hat. Da kann man ja noch nicht mal die Kinder zum Rasenmähen rausschicken.

Die sollten sowieso besser drinnen lernen, damit sie ihr um ein Jahr verkürztes Gymnasium schaffen. Das war eine gute Idee mit der Verkürzung. Seitdem haben die Kinder nämlich keine Zeit mehr, beim Fußballspielen die Blumen des Nachbarn zu zertrampeln. Und am besten werden sie sowieso so schnell wie möglich Hacker. Das ist doch der einzige Beruf mit Zukunft, ob in der Privatwirtschaft oder im Staatsdienst. Deutschland braucht mal wieder eine funktionierende Abwehr.

Insofern viel Spaß beim Kopieren dieses Textes. Und dann ab durch die Datenleitung. Die Telekom darf die Geschwindigkeit jetzt auch nicht mehr drosseln. Wäre ja auch noch schöner gewesen. Die Daten brauchen freie Fahrt, wer weiß, wozu es gut ist. Soll die Drossel doch beim Nachbarn singen. Dem werden wir jetzt mal zeigen, was eine Laubharke ist. Unglaublich, was da schon rumliegt.

Der Autor auf Twitter: www.twitter.com/carstenknop


1 Lesermeinung

  1. tricky1 sagt:

    Das liest sich ja alles ganz süffig, aber ...
    … mit Verlaub: Ist das Thema nicht zu wichtig für eine Glosse?

    Und für eine verzögerte Einreise beim nächsten Besuch wird es auch nicht reichen weil die Schandtaten unserer sog. Freunde zu harmlos dargestellt wurden, so what?

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