Die Olympischen Winterspiele haben begonnen. Nach Diskussionen über Politik und Menschenrechte rücken die Athleten in den Vordergrund. Damit der Wechsel der Perspektive gelingt, wird großer technischer Aufwand betrieben: In Sotschi werden nicht nur Sicherheits-, sondern auch Technikspiele ausgetragen. Beides hängt miteinander zusammen, denn der Datenverkehr dürfte vollständig vom russischen Geheimdienst überwacht werden. Zugleich gilt aber, dass solche Sportereignisse ohne Informationstechnologie nicht mehr möglich wären. Das macht ein Blick auf die Zahlen deutlich.
Im Rechenzentrum hat der französische IT-Dienstleister Atos, der seit sieben Spielen Partner der Veranstalter ist, nach eigenen Angaben rund 400 Netzwerkrechner (Server) aufgebaut. Zudem gibt es 5600 Personalcomputer, 3000 Atos-Mitarbeiter waren und sind mit der Bereitstellung befasst, 100 000 Teststunden wurden absolviert. Zudem werden Athleten, Helfer und Besucher, in der Summe Hunderttausende Menschen, zum Teil jeweils mehrere eigene technische Geräte mit nach Sotschi bringen.
Wohl auch deshalb wird zum ersten Mal ein von Print- und Rundfunkmedien genutzter Informationsdienst eingesetzt, der Informationen wie Wettkampfplan, Ranglisten oder Wettervorhersagen auf allen mobilen Endgeräten zur Verfügung stellt. Die klassischen Medien aber sind nur noch das eine – mit der Verbreitung der Smartphones wird jeder Teilnehmer zu einem Berichterstatter und sorgt dafür, dass solche Veranstaltungen ein Ereignis auf allen Social-Media-Kanälen werden, nicht nur auf Facebook, Google+ oder Twitter. Der Trend setzt sich fort. Atos geht davon aus, dass sich dieser Nachrichtenstrom bis zum Jahr 2020 wie ein Fernsehkanal verhalten wird: „Man loggt sich ein, und man wird Teil des Event-Netzwerks“, lässt sich der Social-Media-Fachmann Jan Krans von Atos in einer hauseigenen Publikation zitieren. Natürlich nutzen Athleten und Trainer ebenfalls alle Möglichkeiten der IT, um Leistungen zu verbessern. Selbst Freizeitsportler sind inzwischen Teil der sogenannten „Quantified-Self“-Bewegung: Sie lassen dabei Schritt und Tritt von einem Fitness-Armband auswerten. Eines möchte Simon Kuper, der IT-Chef des Internationalen Olympischen Komitees, aber nicht: Stadien, in denen Sitzplätze mit Computerbildschirmen ausgestattet werden: „Das wäre idiotisch“, wird er in der Atos-Zeitschrift zitiert.
Die Balance beim Einsatz der IT zu finden ist nicht so einfach. Diese Erfahrung musste auch der Deutsche Olympische Sportbund machen. Der hatte eine App programmieren lassen, die die Statusmeldungen und Tweets der Athleten sammelt. Allerdings war die App in ihrer ersten Version zu datenhungrig. Sie wollte auf die Informationen des öffentlichen Facebook-Profils des Nutzers zugreifen. Die E-Mail-Adresse sollte wohl zum Versand von Newslettern genutzt werden. Der Verband reagierte: Den Newsletter wird es nicht geben, der Datenschutz wurde angepasst. Die Social-Media-Spiele können beginnen.
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