Ad hoc

Unternehmen gehen im Schneckentempo ins Internet

Die deutschen Unternehmen haben in der Regel keinen schnellen Internetzugang. Drei Viertel aller Betriebe, die das Internet grundsätzlich nutzen und mehr als zehn Mitarbeiter beschäftigen, kamen im vergangenen Jahr noch ohne eine Verbindung aus, die eine vertraglich festgelegte Datenübertragungsrate von mindestens 30 Megabit in der Sekunde erreicht (Mbit/s). Damit ist das moderne und hochindustrialisierte Deutschland auf diesem Gebiet im europäischen Vergleich rückständig.

In Dänemark nutzen schon 44 Prozent der Unternehmen eine Übertragungsgeschwindigkeit von mindestens 30 Mbit/s. In den Nachbarländern Belgien und den Niederlanden betrug der Anteil jeweils 41 Prozent. Das geht aus einer neuen Erhebung des Statistischen Bundesamts (Destatis) hervor. Auch die Dynamik hin zu einem schnelleren Internet lässt eher zu wünschen übrig. So hat sich der Anteil in Deutschland seit 2011 um nur knapp 9 Prozentpunkte erhöht.

Deutschland in der EU im Mittelfeld

Im Vergleich mit allen 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union liegt Deutschland damit auch weiterhin nur im Mittelfeld. Die Durchschnittsquote liegt bei 20 Prozent, in Deutschland der Erhebung zufolge bei 25 Prozent. Schnelles Internet mit Down- und Upload-Raten von 30 Mbit/s oder mehr sind nur über sogenannte Breitbandverbindungen möglich. Betrachtet man alle Unternehmen in Deutschland, so ist die Breitbandnutzung in den vergangenen Jahren zwar gestiegen, jedoch verfügten im Jahr 2013 immer noch 16 Prozent der Unternehmen mit Internetzugang über kein festes Breitband. Und 8 Prozent der Unternehmen gingen sogar lediglich mit der Hilfe von ISDN oder gar einer analogen Telefonverbindung ins Internet. Das entspricht dem Stand der Technik von vor rund 15 Jahren.

Das ist auch deshalb schlecht, weil nach Ansicht des IT-Branchenverbands Bitkom eine wichtige Voraussetzung zur Weiterentwicklung der deutschen Volkswirtschaft zur vernetzten „Industrie 4.0“, in der diverse Maschinen und Güter direkt miteinander kommunizieren, ein flächendeckendes und sicheres Superbreitbandnetz mit hoher Verbindungsstabilität und geringen Latenzzeiten ist.

Wichtiger Standortfaktor

Tatsächlich ist eine schnelle und effektive Internetverbindung für Unternehmen zunehmend ein wichtiger Standortfaktor, ob mit oder ohne „Industrie 4.0“ oder „Internet der Dinge“. Sie ist Voraussetzung für die Nutzung moderner digitaler Anwendungen und Dienstleistungen und bietet schon deshalb Unternehmen zusätzliche Wettbewerbsvorteile.

So präsentierten sich in Deutschland im Jahr 2013 schon 66 Prozent der Unternehmen online mit einer eigenen Website. Mehr als jedes dritte Unternehmen (exakt 37 Prozent) nutzte soziale Medien wie zum Beispiel Facebook, Google+ oder Twitter. Weitergehende Untersuchungen zu den Nutzungszwecken von Social Media zeigen, dass mit 62 Prozent die Gestaltung des Unternehmensprofils oder die Darstellung der eigenen Produkte der häufigste Grund für die Nutzung ist. Weitere Nutzungsaspekte sind für 42 Prozent der Unternehmen der digitale Dialog bei Kundenanfragen, -kritik und -meinungen, aber nur für 27 Prozent die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern. Die neuen Möglichkeiten der Kundeneinbindung in die Entwicklung oder Innovation von Waren oder Dienstleistungen ist für 22 Prozent der Unternehmen von besonderer Bedeutung. In jedem dritten Unternehmen werden Social Media zur Personalgewinnung genutzt.

Auch für den Online-Handel ist eine schnelle Internetverbindung unabdingbar: 49 Prozent der Unternehmen in Deutschland tätigten ihre Ein- und Verkäufe im Jahr 2012 auch elektronisch (E-Commerce). Der Anteil des über elektronischen Handel generierten Umsatzes in Deutschland betrug im Jahr 2012 schon 12 Prozent des Gesamtumsatzes aller Unternehmen.

Der Autor auf Twitter: www.twitter.com/carstenknop

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