Die deutschen Familienunternehmen tun viel für ihre Mitarbeiter und ihr Land, sind dem Standort treu und zahlen gerne Steuern. Und doch fühlen sie sich unfair behandelt: Immer dann, wenn der Staat auf das Vermögen oder die Substanz der Betriebe zugreifen will, werden Familienunternehmer emotional. Dann glauben sie, dass die staatlichen Leistungen, die sie selbst erhalten und abrufen, nicht dem Aufwand entsprechen, den sie in Form von Steuern zahlen.
Das ergibt sich aus einer Studie, welche die Stiftung Familienunternehmen in Auftrag gegeben hat. Auf Basis der erhobenen Daten von knapp 600 Unternehmen lassen sich nach Angaben der Autoren repräsentative Aussagen für Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern treffen. Die Studie liegt dieser Zeitung exklusiv vor. Abgefragt wurden vor allem Unterschiede zwischen Familien- und Nichtfamilienunternehmen.
Eindrucksvolle Unterschiede
Die Unterschiede sind eindrucksvoll. So verfolgen Familienunternehmen im Vergleich zu Nichtfamilienunternehmen sehr viel stärker soziale und mitarbeiterorientierte Motive. Dies äußert sich darin, dass 92,2 Prozent der Familienunternehmen es für wichtig halten, ihren Mitarbeitern einen sicheren Arbeitsplatz zu bieten. Zum Vergleich: Bei den Nichtfamilienunternehmen liegt die Zahl nur bei 76,5 Prozent. Wenn es darum geht, soziales Engagement wie die Unterstützung von karitativen, sportlichen Aktivitäten, Vereinen oder Stiftungen zu betreiben, zeigt sich eine vergleichbare Diskrepanz: 59,7 Prozent der Familienunternehmen sind hier stark engagiert – gegenüber nur 43,7 Prozent der Nichtfamilienunternehmen.
“Zwischen der Familie und den Mitarbeitern gibt es in der Regel eine enge Verknüpfung”, hat auch Rainer Kirchdörfer beobachtet, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen und Partner der Sozietät Hennerkes, Kirchdörfer & Lorz in Stuttgart. Diese Prioritäten deuteten besonders auf ein nicht ausschließlich an wirtschaftlichen Vorteilen orientiertes Wertesystem hin: “Es kommt vor, dass Familienunternehmer auch in einer existenzbedrohenden Krise ihres Unternehmens noch ihr gesamtes Privatvermögen investieren, um den Betrieb doch noch zu retten.” So ist es kein Wunder, dass die Ziele, “das Überleben des Unternehmens langfristig zu sichern” sowie “die Unabhängigkeit des Unternehmens zu wahren”, für Familienunternehmen einen signifikant höheren Stellenwert als für Nichtfamilienunternehmen haben. So gaben 62,2 Prozent der befragten Familienunternehmen an, dass die Unabhängigkeit des Unternehmens für sie äußerst wichtig sei, bei Nichtfamilienunternehmen waren es gerade einmal 29,6 Prozent. “Aus diesem Grund haben Private-Equity-Investoren bei Familienunternehmen kaum eine Chance. Und auch das Instrument der Börsengänge ist seit den achtziger Jahren stark aus der Mode gekommen”, sagt Kirchdörfer.
Das Überleben des Unternehmens langfristig zu sichern war für 83,7 Prozent der Familienunternehmen äußerst wichtig, bei Nichtfamilienunternehmen waren es nur 69,9 Prozent. “Deshalb neigen Familienunternehmer auch nicht dazu, mit ihren Inventionen und strategischen Entscheidungen alles auf eine Karte zu setzen”, sagt Kirchdörfer. Man gehe in den allermeisten Fällen nicht “aufs Ganze”.
Differenzierter Blick auf Steuerarten
Steuerprinzipien wiederum, die auf die soziale Verpflichtung der Unternehmen und ihrer Eigentümer abheben, werden in beiden Unternehmensgruppen hoch geachtet. Beispielsweise sind rund 90 Prozent der befragten Entscheider in beiden Gruppen der Meinung, dass es wichtig ist, Steuern zu zahlen, um die staatliche Handlungsfähigkeit zu gewährleisten. Die Aussage, dass es eine moralische Verpflichtung sei, Steuern zu zahlen, erhielt ebenfalls von rund 90 Prozent der befragten Unternehmen hohe Zustimmung.
“Es ist jedoch notwendig, einen differenzierten Blick auf verschiedene Steuerarten zu werfen”, sagt Kirchdörfer. Denn die Besteuerung von Vermögen findet in beiden Unternehmenstypen wenig Zustimmung, wobei Familienunternehmen dieser Steuerform besonders kritisch gegenüberstehen. Dies äußert sich auch darin, dass 57,8 Prozent der Familien- und 46,1 Prozent der Nichtfamilienunternehmen dieses Steuerprinzip unangemessen finden. “Die stärkere Ablehnung des Vermögensteuerprinzips durch Familienunternehmen kann wahrscheinlich auf deren spezifisches Zielsystem zurückgeführt werden, nämlich dem Erhalt der Unabhängigkeit und Langfristorientierung”, interpretiert Kirchdörfer die Ergebnisse.
Gegen die Vermögensteuer
Im Allgemeinen wird das Prinzip der Vermögensbesteuerung besonders von Unternehmen abgelehnt, die soziales Engagement freiwillig und nicht ökonomisch motiviert betreiben. “Weiterhin sprechen sich diejenigen Unternehmen besonders ausdrücklich gegen die Vermögensteuer aus, die in den vergangenen Jahren Teile ihrer Gewinne thesauriert haben”, sagt Kirchdörfer. Eine Besteuerung der Unternehmen auf Basis der erzielten Gewinne findet dagegen die Zustimmung einer deutlichen Mehrheit der Unternehmen.
So geben auch 84,1 Prozent der Familienunternehmen gegenüber 78,7 Prozent der Nichtfamilienunternehmen an, dass es ihnen wichtig sei, am Standort Deutschland ansässig zu sein. “Die Standorttreue der Unternehmen scheint in diesem Zusammenhang sowohl von wirtschaftlich-rationalen als auch von sozial orientierten Motiven getragen zu werden. Das Vertrauen in den Staat und seine Institutionen ist – insbesondere im Vergleich zu anderen europäischen und außereuropäischen Industrieländern – sowohl bei Familien- als auch bei Nichtfamilienunternehmen eher hoch”, hat Kirchdörfer beobachtet.
So geben rund 70 Prozent aller befragten Unternehmen an, hohes Vertrauen in die deutsche Gerichtsbarkeit zu haben. Allgemein sind Unternehmen, die sich stark mit der Gesellschaft identifizieren, eher bereit, Steuern zu zahlen, selbst wenn andere mehr staatliche Leistungen in Anspruch nehmen. Wie die Befragung zeigt, gibt es jedoch eine kleine Gruppe von Unternehmen (rund 8 Prozent), die sich schon heute vorstellen kann, bei einer hypothetischen Einführung der Vermögensteuer in Höhe von 1,5 Prozent mit ihrem Unternehmen das Land zu verlassen.
Im Falle einer Verschärfung der Erbschaftsteuer oder einer sonstigen Verschlechterung der steuerlichen Situation für Unternehmen ist nach Ansicht der Autoren der Studie damit zu rechnen, dass dies auch größere Gruppen von Unternehmen dazu bringt, ihre Geschäftsstrategie zu überdenken und gegebenenfalls den Standort Deutschland zu verlassen. “Im Rahmen der Steuergestaltung sollte berücksichtigt werden, dass sich Familienunternehmen schon heute steuerlich insgesamt ungerechter behandelt fühlen als Nichtfamilienunternehmen. Damit sie weiterhin ihre wichtigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Beiträge leisten, sollte man sie auch zukünftig fair behandeln”, sagt Kirchdörfer.
Der Autor auf Twitter: www.twitter.com/carstenknop
Nicht nur (Familien-)Unternehmer, allen halbwegs eigenständig denkenden Menschen
widerstrebt es, politischem Schwachsinn und dem folgendes Handeln auch nur zusehen zu müssen. Die Konsequenzen sind evident negativ und es verwunderte, daß überhaupt noch irgendjemand in Deutschland unternehmerisch zu verweilen geneigt wäre.
Immerhin entwickelt sich – fast nicht mehr – unterschwellig die Tendenz zur Verlagerung, leider.
Familienunternehmen und ihrer Kundschaft//
möchte erfahrungsgemäss(die Uhrenindustrie Sachsen/A.) besonders stark betonen ihrer Kundenbetreuung und -beziehung klipp und klar einer sonderliche Überlegenheit .