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Blogs für die Welt: Matthew Mullenweg ist der Kopf hinter WordPress

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Es sind Menschen wie der vor dreißig Jahren in Texas geborene Matthew Mullenweg, die die Welt auf den Kopf stellen. Um eine eigene Internetseite zu programmieren, die professionelle Ansprüche erfüllt, muss man heute keinen Cent mehr für die Software oder die dahinter stehende Datenbank ausgeben. Wordpress genügt.

Es sind Menschen wie der vor dreißig Jahren in Texas geborene Matthew Mullenweg, die die Welt auf den Kopf stellen. Um eine eigene Internetseite zu programmieren, die professionelle Ansprüche erfüllt, muss man heute keinen Cent mehr für die Software oder die dahinter stehende Datenbank ausgeben. Auch typische Erweiterungen wie Filter gegen unerwünschte Spam-Nachrichten gibt es kostenlos. Eine Zeitung wie die „New York Post“ hat sich das zunutze gemacht. Ihr Internetauftritt läuft inzwischen über die von Mullenweg inspirierte und vorangetriebene Software-Plattform mit dem Namen WordPress.

Software für 75 Millionen Websites

Das etablierte Medienhaus aus New York nutzt dabei die Vorteile, die 75 Millionen andere Websites ebenfalls in Anspruch nehmen. Mit der Hilfe von Mullenweg und seinem Team aus San Francisco haben sie einen günstigen Internetauftritt und profitieren zugleich von der laufenden Weiterentwicklung des Programms durch freie Programmierer, die die Software stetig verbessern. WordPress ist die beliebteste Blogsoftware der Welt. Und WordPress zeigt, wie schnell etablierte Geschäftsmodelle in der digitalen Welt angegriffen werden können. Wenn man eine gute Idee hat, braucht es kaum Kapital und nur wenige Wochen Vorbereitungszeit – schon kann man mit einem neuen Internetprojekt online gehen. Die Betreiber der entsprechenden Sites haben über das Internet im Prinzip von der ganzen Welt aus Zugriff auf das Programm, das im Fachjargon „Content Management System“ genannt wird, weil es eben der Verwaltung der Inhalte dient, aus denen sich die Website zusammensetzt. Den Marktanteil von WordPress bei dieser Art von Blogsoftware bezifferte Mullenweg jüngst im Gespräch mit der deutschen Tech-Zeitschrift „t3n“ auf 20 Prozent. Noch vor vier, fünf Jahren habe dieser Anteil bei lediglich 1 bis 1,5 Prozent gelegen.

Alles beginnt im Sommer des Jahres 2002

Die Geschichte von Mullenweg und den Blogs für die Welt beginnt im Juni 2002. Damals nutzte Mullenweg eine Blog-Software mit dem Namen „b2/cafelog“. Er wollte Fotos und Informationen zu einer Reise in die Bundeshauptstadt Washington ins Internet stellen. Mullenweg programmierte auch etwas am Code des Programms herum – und die Liebe zu Blogs ließ ihn nicht mehr los. Im nächsten Jahr schon wurde zwar die Entwicklung von „b2“ eingestellt, aber gemeinsam mit einem Partner arbeitete Mullenweg mit der Codebasis weiter und rief WordPress ins Leben. Mullenweg war damals 19 Jahre alt. Danach nahmen die Dinge ihren höchst erfolgreichen Lauf. Konkurrenten machten Fehler, WordPress wurde immer populärer. Schließlich wurde Mullenweg im Oktober 2004 vom amerikanischen Technikverlag CNET angestellt. Einerseits ging es darum, an WordPress zu arbeiten, andererseits sollte Mullenweg CNET in die Welt der neuen Medien helfen. Es folgte, wie so häufig in solchen Karrieren, der Abbruch des Studiums und, in diesem Fall damit verbunden, der Umzug von Houston nach Kalifornien.

Mullenwegs CNET-Karriere indes sollte nicht von langer Dauer sein. Schon ein Jahr später verließ er das Unternehmen und konzentrierte sich auf WordPress. Zudem verband er die „freie“ WordPress-Software mit einer Geschäftsidee. Neben der WordPress-Gemeinschaft, die sich auf der Internetseite wordpress.org trifft, gibt es inzwischen kostenpflichtige Dienstleistungen unter wordpress.com und ein Unternehmen mit dem Namen Automattic, das Zusatzprogramme zu WordPress entwickelt. Interessant ist hier auch die Organisation der Arbeit. Inzwischen sind rund 200 Menschen für Automattic tätig; sie sind über die ganze Welt verstreut und arbeiten höchst eigenverantwortlich. Die Arbeitsorganisation ist sehr flexibel, was den Wünschen junger, gut ausgebildeter Programmierer entgegenkommt. Automattic erfreut sich längst erheblicher Investitionen einschlägiger Kapitalgeber aus dem Silicon Valley.

Mit den nächsten Softwareversionen von WordPress will Mullenweg die Nutzung noch einfacher machen, sein großes Ziel ist es aber, mehr große Medienhäuser wie die „New York Post“ als Partner zu gewinnen. Die hochkomplexen, teuren Lösungen, mit denen diese oft noch arbeiteten, seien einfach nicht mehr zeitgemäß. Menschen wie Mullenweg sind für die etablierten Softwarekonzerne die Killer einer jeden Marge.

Der Autor auf Twitter: www.twitter.com/carstenknop


1 Lesermeinung

  1. zeitrafferin sagt:

    Gute Artikeldee
    Ich nutze WordPress seit jetzt zehn Jahren und habe mich über den Artikel gefreut. Ich weiß aber nicht, ob es wirklich stimmt, dass man für eine “professionelle” Internetseite wirklich nichts mehr können muss. Ich glaub, da gibt es noch Unterschiede bei Design-Kleinigkeiten (Schriften, Farben, Abstände, Auswahl des Templates) oder Standards (Validität).

    Bin da aber evtl. auch etwas betriebsblind, da ich gerne noch ein wenig Geld mit “professionellen” Internetseiten (in deren System WordPress läuft) verdienen möchte ;-)

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