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Deutsche Telekom? Amerikas Telekom!

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Der Vorstand der Deutschen Telekom steht vor der wichtigsten Entscheidung seit langer Zeit: Wie viel finanzielle Kraft soll mittelfristig für das Geschäft in Amerika zur Verfügung stehen? Will man die dortige Mobilfunk-Tochtergesellschaft, deren Verkauf sich mehrfach zerschlagen hat, dauerhaft in Eigenregie weiterführen? Gute Gründe dafür gäbe es.

Der Vorstand der Deutschen Telekom steht vor der wichtigsten Entscheidung seit langer Zeit: Wie viel finanzielle Kraft soll mittelfristig für das Geschäft in Amerika zur Verfügung stehen? Will man die dortige Mobilfunk-Tochtergesellschaft, deren Verkauf sich mehrfach zerschlagen hat, dauerhaft in Eigenregie weiterführen? Gute Gründe dafür gäbe es. Denn T-Mobile US macht derzeit zumindest mit Blick auf seine Wachstumszahlen sehr viel Freude; angeblich soll sich dort bald auch die Profitabilität verbessern. Im Europa-Geschäft hingegen gibt es gewiss noch auf lange Sicht viele Baustellen. Warum also nicht einfach weitere Beteiligungen in europäischen Ländern abbauen oder verkaufen und danach in Amerika Vollgas geben? Die dortige Wirtschaft hat schließlich auch insgesamt mehr Schwung als die in Europa – und eine für den Konzern vielleicht nützliche Konsolidierung auf dem Telekommunikationsmarkt kommt auf dem Heimatkontinent der Deutschen Telekom kaum voran. Aber die endgültige Antwort auf die Frage ist schwieriger, als es auf den ersten Blick scheint. Die Reaktion der beiden Marktführer in den Vereinigten Staaten auf eine mögliche Mobilfunkoffensive der Telekom könnte ein langer Preiskrieg sein, den die Deutschen verlieren würden. Vor diesem Risiko könnte man zurückschrecken. Andererseits: Nur wer wagt, der auch gewinnt.

Hier das dahinter stehende Zahlenwerk:

Die Deutsche Telekom investiert viel Geld in den Ausbau ihrer Technik und in die Kundengewinnung, freut sich über ein besseres Geschäft der Mobilfunksparte in den Vereinigten Staaten – steht aber unter Margendruck und ist deshalb auf die Erfolge ihrer Kostensenkungsprogramme angewiesen. Vor diesem Hintergrund ist das Betriebsergebnis vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern (das bereinigte Ebitda) im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres im Konzern um 1,8 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro gesunken, was ungefähr auf der Höhe des von Analysten zuvor erwarteten Werts lag.

Als Grund für den Rückgang wurden vor allem hohe Ausgaben für den Netzausbau und die Kundenwerbung in der amerikanischen Tochtergesellschaft T-Mobile US, aber auch in Deutschland genannt. Dass die Telekom im amerikanischen Geschäft Geld verliert, weil sie mit Preisnachlässen und Lockangeboten aggressiv um die Kunden wirbt, schlug aber nicht so stark auf den Konzern durch wie befürchtet. Denn im Segment Europa zahlten sich Kostensenkungen aus, nach langer Zeit kletterte überraschend auch wieder der operative Gewinn. „Wir haben enormen Erfolg mit dem iPhone 6 in der Vermarktung“, sagte Vorstandschef Timotheus Höttges am Donnerstag zum Quartalsbericht, auf den die Börse mit nahezu unveränderten Kursen reagierte.

Zudem habe die Telekom zum vierten Quartal große Bereiche zusätzlicher VDSL- und Vectoring-Gebiete mit entsprechend schnellem Internetzugang freigegeben. Damit entstünden auch neue Absatzpotentiale. Die Kapitalinvestitionen (Cash Capex) zogen im gesamten Konzern vor diesem Hintergrund um 10 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro an. Der Konzernumsatz stieg überraschend deutlich um 0,8 Prozent auf 15,6 Milliarden Euro.

Die Erlöse kamen erstmals in der Geschichte der Telekom zu mehr als 60 Prozent aus dem Ausland. Dabei stach die amerikanische Mobilfunkgesellschaft mit einem Zuwachs von fast 9 Prozent heraus. Eine Überraschung gab es im lange kränkelnden Europasegment. Der Umsatz sank nur halb so stark wie im Vorquartal. Der Rückgang sei zudem fast vollständig auf Entscheidungen von Regulierern im Mobilfunk zurückzuführen, hieß es. Der Vorstand warnte aber davor, die organische Umsatzentwicklung nun auch für die folgenden Quartale fortzuschreiben.

Im gesamten Konzern blieb der Gewinn mit 506 Millionen Euro fast 14 Prozent unter dem Wert von vor einem Jahr. Damals hatte allerdings ein Sondereffekt aus dem Verkauf der bulgarischen Telekommunikationsgesellschaft Globul das Ergebnis positiv beeinflusst. In den nächsten Quartalen rechnet Finanzchef Thomas Dannenfeldt damit, dass nach Kunden und Umsätzen auch die Ertragskraft des amerikanischen Geschäfts anzieht. Im Sommer war ein zunächst geplanter Verkauf von T-Mobile US an den Wettbewerber Sprint am Widerstand von Regulierern gescheitert, danach schlug Höttges zwei Offerten des französischen Internetkonzerns Iliad aus.

In Deutschland hielt der Konzern die Erlöse aus Mobilfunkdienstleistungen zwar stabil, musste jedoch abermals viele DSL- und Festnetzkunden gehen lassen. Höttges bekräftigte aber die bisherigen Geschäftsaussichten: In diesem Jahr werde der Mittelzufluss (Free Cash-flow) insgesamt auf 4,2 Milliarden Euro sinken, das sind 400 Millionen Euro weniger als im Jahr zuvor. Das bereinigte Ebitda soll aber unverändert bei 17,6 Milliarden Euro liegen.


1 Lesermeinung

  1. MF87 sagt:

    Erläuterungen Amerikanischer Art
    könnte beachtenswert sein: BITS,The Business of Technology,täglich.
    nytimes.com/ bits
    Danke , Ihr recht betriebswirtschaftlicher Artikel analytisch mit staatswirtschaftlichen Koordinaten.!

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