Diese Nachrichtenwoche hatte es in sich. Die Terrororganisation „Islamischer Staat“ hat sich zu dem Terrorangriff auf das tunesische Nationalmuseum von Bardo bekannt. In Frankfurt sind die Proteste zur Eröffnung der Europäischen Zentralbank EZB eskaliert. Viele Polizeiautos standen in Flammen, noch viel mehr Menschen wurden verletzt. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Griechenland in einer Regierungserklärung die Leviten gelesen. Sie hat von den Griechen einen „Kraftakt“ verlangt. Und dann gab es, wir wollen sie an dieser Stelle nicht vergessen, die Computermesse Cebit in Hannover.
Die Nachrichten haben eine Bilderflut mit sich gebracht, vom Streit über den Mittelfinger des griechischen Finanzministers gar nicht zu reden. Es war schwer, sich optisch zu orientieren, wohin der Finger nun gezeigt hat, wie dicht die Rauchwolken über Frankfurt wirklich waren oder ob aus der Cebit bei allen Robotern, die dort zu sehen waren, nicht längst eine Industriemesse geworden sein könnte.
Wo die Bilder für eine Reizüberflutung sorgen, sollte es helfen, genauer auf die Worte zu achten. Aber auch das wird in unserer komplizierten Welt schwieriger. Beginnen wir mit der Kanzlerin. Was hatte sie zur Eröffnung der Cebit gesagt? Die Messeverantwortlichen hätten sie gebeten, die Veranstaltung nicht – wie im vergangenen Jahr geschehen – verbal zu sehr in die Nähe der im April folgenden Hannover Messe zu ziehen? Darf es denn wahr sein? Merke: Die Kunden, in diesem Fall die Aussteller, lassen sich den Mund nicht verbieten und die Kanzlerin zum Glück auch nicht. Gut, dass der Fortschritt nicht aufzuhalten ist.
Hören wir also weiter zu. Für kommenden Montag hat Merkel den griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras nach Berlin eingeladen. Dazu sagte Merkel: „Ich freue mich auf seinen Besuch. Wir werden Zeit haben, ausführlich miteinander zu reden, vielleicht auch zu diskutieren.“ Die Wahrheit dürfte genau umgekehrt sein. Die beiden werden gewiss vor allem miteinander diskutieren. Denn von normalem „Reden“ kann im derzeitigen Verhältnis von Deutschland und Griechenland wohl kaum die Rede sein. Athen müsse seine Zusagen einhalten, hatte die Kanzlerin im Bundestag gesagt. Die Griechen müssten die Verpflichtung anerkennen, ihren Haushalt zu sanieren, um irgendwann ohne fremdes Geld auszukommen. Wie wahr! Und selbstverständlich wird Tsipras die Verpflichtung anerkennen. Jedenfalls mit Worten.
Im Konjunktiv der Möglichkeiten lässt es sich so lange gut leben, bis man endgültig im Indikativ der Wirklichkeit angekommen ist. Borussia Dortmund ist das so ergangen, nach einer, wie es in unserem Sportteil hieß, „völlig desillusionierenden Vorstellung“ im Achtelfinal-Rückspiel gegen Turin. Merke: Mit dem Konjunktiv kann man nur so lange kokettieren, bis die Magie der Hoffnung aufgebraucht ist. In Dortmund ist das so. Gewiss wird es in Athen irgendwann auch so weit sein.
Wie schön, dass es an anderer Stelle sehr viel runder läuft und fast überall Worten auch Taten gefolgt sind. So machen deutsche Unternehmen zwar wenig Schlagzeilen und ziehen noch weniger öffentliches Interesse auf sich. Aber ihre Erfolge können sich besser sehen lassen als manche deutsch-griechische Mittelfinger-Satire. Im Vergleich zum Vorjahr nämlich konnten drei Viertel der 30 im Aktienindex Dax vertretenen Unternehmen ihren Umsatz steigern; 18 von ihnen erhöhten zudem den Gewinn. Den mit Abstand höchsten Umsatz erzielte Volkswagen mit 202 Milliarden Euro, gefolgt von Daimler und Eon mit 130 beziehungsweise 112 Milliarden Euro. Den höchsten operativen Gewinn erwirtschaftete mit 12,7 Milliarden Euro ebenfalls der VW-Konzern. Zugrunde liegen dem Erfolg der Fleiß der Deutschen und ihr Ingenieurgeist, gewiss aber auch die für deutsche Verhältnisse viel zu lockere Geldpolitik der EZB mitsamt einem Wechselkurs, der deutschen Fabriken eine imperative Doping-Dosis verabreicht.
So wird es zwar noch eine lange Weile, aber nicht ewig weitergehen können. Dann müssen neue Ideen her. Auf der Cebit waren viele davon zu sehen, nur nicht aus Griechenland. Auch darüber sollte Merkel mit Tsipras einmal diskutieren. Denn mit deutschem Geld und ein paar schönen Worten kommt Athen nicht aus der Misere heraus. Höchstens im Konjunktiv. Aber das werden die Griechen doch gewiss nicht wollen.
"Indikativ der Wirklichkeit "
dass haben Sie ohne Umschweife auf den Punkt gebracht .
Könnte es auch ja transponieren zur Frage was muß man sich merken,was muß man lernen ,sich auskennen mit neue Verbindungen,wie einst Fuhrmannstraße nun Hochgeschwindigheitsverbindungen,metaforisch aller Bereiche des alltäglichen .,insbesondere die Wirtschaft
.Braucht man Abgründe [Am Abgrund,von Gidon Kremer,FAZ vom 03.03.2015],ja tut man wie Griechenland historische Ereignisse ,nett formuliert,ausnutzt,ich meine kapitalisiert [ohne Bedenken],ja da sollte man sich gewöhnen was so alles Mittel zum Ziel [Geld] sein darf,oder wie Hypokrisie vermarktet werden kann.Historische Parameter umgepflastert zum Monetäre “Beaufort ” Einheiten.Kein Problem oder… .!
Ich darf Ihnen nicht etwas komisches enthalten :”La parole est survalorisée dans ce monde ou l’angoisse contraint les hommes à boucher les trous”,Article ONFRAY MIEUX D’LA BOUCLER UN PEU,Le Canard Enchaîné ,18.03.2015.
Erfreulicherweise Ihr Artikel hat damit nichts von tun,nun ja eben doch ein bisschen wie mein Antwort.Dommage?