Ad hoc

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Unternehmen bestimmen unser tägliches Leben. Aber was bewegt die Unternehmer? Über Trends, Technologien und Menschen, die sie bestimmen.

Wenn Stephen Hawking Google trifft

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Der zweifache Olympiasieger Mo Farah, Sieger in London über die 5000- und die 10 000-Meter-Distanz, läuft jeden Tag. Farah, für Großbritannien am Start und im Alter von acht Jahren aus Somalia nach London gekommen, weiß, wie man erfolgreich sein kann: diszipliniert sein und hart trainieren. Nichts sonst. Anders ausgedrückt: Von nichts kommt nichts. Und wenn Farah darüber spricht, hat man nicht das Gefühl, dass ihm die 18 Meilen, die ihn seine Füße jeden Tag im Sauseschritt tragen, zur Last fallen. Im Gegenteil, begründet er seinen Erfolg doch auch damit, von Natur aus ein Mensch mit einer sehr positiven Einstellung zum Leben zu sein. Farah ist so etwas wie ein gutgelaunter Preuße aus Afrika mit Wohnsitz in London. Und er weiß: Den Erfolg muss man genießen, aber nicht zu sehr – denn die nächste Herausforderung wird niemals lange auf sich warten lassen.

Farah ist in dieser Woche auf einer Konferenz des amerikanischen Internetkonzerns Google in der Nähe von London aufgetreten, zu der das Unternehmen Sportler, Künstler, Wissenschaftler, Unternehmer und auch ein paar Journalisten eingeladen hatte. Die Konferenz war eine eindrucksvolle Demonstration der Erkenntnis, dass sich die Zukunft nur mit Optimismus gewinnen lässt. Ein Teilnehmer der Veranstaltung hat es so ausgedrückt: Um pessimistisch zu sein, ist es längst viel zu spät.

Der Dokumentarfilmer David Attenborough stellte sein neuestes Projekt vor, „The Great Reef“, ein mit modernsten technischen Finessen produziertes Werk über das „Great Barrier Reef“ in Australien – wunderschön, aber durch Umweltzerstörung bedroht. Er taucht mit einem Spezial-U-Boot tiefer als je ein Dokumentarfilmer zuvor, bis zu 1 Milliarde Menschen auf der Welt sollen die für die BBC produzierten Aufnahmen in den nächsten Jahren sehen. Attenborough und sein Produzent Anthony Geffen wollen also lieber gleich der ganzen Welt die Augen öffnen – und zeigen, wie es um sie bestellt ist. Das hat auch Yann Arthus-Bertrand mit seinem neuen Film „Human“ (Menschlich) vor, der die Kamera direkt auf menschliche Schicksale hält, auf Individuen und größere Gruppen. Auf weinende Mörder, auf Menschen, die in riesigen Müllhalden nach Brauchbarem zum Überleben suchen, auf afrikanische Mütter, die auf die Politik schimpfen, sich aber über ihre Kinder freuen.

Bertrand zeigt, dass die Welt auch in hochauflösenden, gestochen scharfen Farbbildern auf den ersten Blick schwarz und weiß ist; dann aber doch sehr bunt zwischen diesen beiden Polen changieren kann. Wird es am Ende die künstliche Intelligenz sein, immer schnellere, selbstlernende Computer, die Umweltzerstörung, Kriege, soziale Ungleichheit überwinden helfen und den Menschen dazu bringen, das Beste in sich hervorzubringen? Alles ist möglich, sagt dazu Professor Stephen Hawking. Irgendwann in den kommenden hundert Jahren werde es so weit sein, dann seien Computer in der Lage, den menschlichen Geist zu übertrumpfen. „Es kann das Beste sein, das uns je passiert ist, oder das Schlechteste. Es wird das größte Ereignis in der Geschichte der Menschheit sein, vielleicht aber auch das letzte.“ Heute müssten die Menschen beginnen, sich auf diese Entwicklung vorzubereiten, Regeln definieren, nicht zuletzt alle Waffen verbieten, die sich künstliche Intelligenz zunutze machen wollten.

Glatt werde das nicht laufen. „Als wir das Feuer entdeckten, haben wir danach auch ein paar Mal versagt, aber dann haben wir den Feuerlöscher erfunden.“ Auch Hawking präsentiert sich als überzeugter Optimist, obwohl er angesichts seiner erheblichen Behinderung jeden Grund dazu haben könnte, ein Pessimist zu sein. Aber ihm gelingt es Tag für Tag, Grenzen zu überwinden. „Ich glaube nicht an Grenzen“, sagt er. Und: Lasst uns dafür sorgen, dass am Ende die Weisheit überlebt.
Wahr ist übrigens auch, dass die Digitalisierung dafür sorgt, dass die Welt sich heute langsamer verändert als morgen – trotz allen Wandels in den vergangenen zwei Jahrzehnten wird die entlang einer Exponentialfunktion wachsende Leistungsfähigkeit zunehmend mobiler Computer in Form einer Gesetzmäßigkeit genau dafür sorgen. Genießen wir also die Ruhe von heute – und bereiten uns darauf vor, dass morgen alles ganz anders sein wird. Auch der britische Läufer Mo Farah weiß: Die nächste Herausforderung wird nicht lange auf sich warten lassen.


2 Lesermeinungen

  1. MF87 sagt:

    Der Mythos von Weisheit.
    komischerweise feiern Sie einem selbsterdachten Mythos,jenseits des Wißbaren.Ihre bittere Ehrlichkeit dultet
    keine Einmischung nur Zugehörigkeit .
    Trieb,Angst,Schmerz,Triumph ,Grausamkeit,Liebe,….Schwelle überschreiten wo Unschuld aufhört ,neue Kriteria des Erfolgs,ein Huxleys Absolutismus ,zweischneidig ,gerettet oder verdorben zu werden,aber es gäbe nur ein körperliche Welt.
    Die Paradoxie liegt in der Begrenzung kein Grenzen anerkennen .
    De facto befürworten sie ein sich selber aufheben,wenn sie in absoluten Termen sprechen,es gibt ja nun einmal
    ein vielfalt von Existenzen.Und die nicht erwünschte sollte denn vernichtet worden um ihre These zu bewahren.?

  2. WalterClaassen sagt:

    Soviel Humor bei der FAZ?
    Oder ist das nur ein Buchstabendreher im Titel?

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