“Augmented Reality”, die computergestützte Wahrnehmung der Realität, weckt hierzulande Sorgen um den Datenschutz. Dabei geht es um mehr. Die Deutsche Bank sieht den Zug schon abfahren.
Ein neuer Markt entsteht, und die Perspektiven sind erfreulich: Das Weltmarktvolumen für Augmented-Reality-Produkte, also für die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung zum Beispiel durch Datenbrillen, dürfte nach einer neuen Analyse der Deutschen Bank bis zum Jahr 2020 von derzeit 500 Millionen Euro auf 7,5 Milliarden Euro steigen. Dabei stützt sich die Bank auch auf Zahlen der Marktforscher von Juniper Research, die somit ein durchschnittliches jährliches Wachstum von rund 72 Prozent unterstellen.
Beim Blick auf die Heimat beschleichen die Autoren der Bank aber mulmige Gefühle: Die Lücke zwischen den deutschen Unternehmen und deren internationalen Wettbewerbern drohe in der Branche immer größer zu werden, schreiben die Analysten Stefan Heng, Ann-Kathrin Hörster und Alexander Karollus. Das gelte insbesondere gegenüber den Konkurrenten aus Nordamerika oder Fernost, wo die Bevölkerung solchen Innovationen grundsätzlich offener gegenübersteht als in Deutschland.

Das Problem auch hier: Erfolge bei der Grundlagenforschung im Bereich Augmented Reality führen in Deutschland bislang selten zu ökonomischen Erfolgen. Als Forschungsstandort sei Deutschland zwar renommiert, bei der anschließenden ökonomischen Umsetzung der Innovationen jedoch allzu oft nachlässig. Dabei gebe es für deutsche Unternehmen bei spezialisierten Anwendungen auf diesem Markt ein enormes Potential; Anwendungen für den konsumnahen Massenmarkt hingegen würden wahrscheinlich vor allem von ausländischen Unternehmen angeboten.
Augmented Reality werde fälschlicherweise auch allzu oft allein mit der Datenbrille „Google Glass“ gleichgesetzt, die wegen ihrer Möglichkeit zur Gesichtserkennung Ängste um Eingriffe in die Privatsphäre schüre. Tatsächlich sei Augmented Reality aber weit mehr als nur die viel diskutierte Datenbrille. So gehe es darum, den Menschen in seinen alltäglichen Tätigkeiten zu unterstützen, seine Wahrnehmung zu erweitern und die Kommunikation zu erleichtern.
Entgegen der Wahrnehmung seien es zudem Smartphones und Tablets, die den Anwendern als Endgerät für Augmented Reality dienten. Auch deute sich schon an, dass andere „Wearables“, also mit Sensoren ausgestattete Kleidungsstücke und Accessoires, auf diesem Markt bedeutend würden. Ein Beispiel sei die intelligente Uhr, etwa die Apple Watch oder vergleichbare Produkte von Wettbewerbern wie etwa Samsung. Solche Computeruhren zeigten nämlich nicht nur die Zeit an, sondern böten weit darüber hinausgehende Zusatzanwendungen, von der Kommunikation (als zum Beispiel Anrufe oder Textnachrichten) über die Kalenderverwaltung bis hin zur Steuerung von Geräten, etwa der Licht- und Klimatechnik im sogenannten Smart Home, also dem vernetzten Haushalt.
„Insgesamt sollten wir unser Verständnis von Augmented Reality keinesfalls von futuristisch oder teilweise auch überzogen spaßig anmutenden Angeboten leiten lassen. Denn tatsächlich setzen Unternehmen und Privatpersonen diese innovative Technologie schon heute in etlichen Feldern ein; freilich ohne dabei den Begriff Augmented Reality auch immer explizit zu nennen“, heißt es in der Studie. Einsatzfelder reichten dabei von der Konsumentenelektronik, Multimedia und Videospiele, über Lifestyle, Gesundheit und Bildung bis hin zur Prozessoptimierung, insbesondere auch im Kontext mit dem Thema Industrie 4.0. Angesichts einer alternden und schrumpfenden Bevölkerung seien solche effizienzsteigernden Möglichkeiten besonders relevant.
Diese könnten dabei helfen, die mit der Verknappung der Fachkräfte immer deutlicheren Personalprobleme abzumildern. Da die demographische Entwicklung Deutschland hier vor spezielle Herausforderungen stelle, sollte dies den heimischen Unternehmen als Anwendern absehbar besonders helfen. Deswegen sei es wichtig, die Technologie nicht wegen einzelner Anwendungen unter dem Aspekt des Datenschutzes als Ganzes zu verteufeln, sondern die Risiken – auch durch entsprechende juristische Regelungen – zu begrenzen, um die Chancen dann auch nutzen zu können. Genau hier sehen die Autoren der Studie aber ganz offensichtlich in Deutschland Gefahr im Verzug.
Für das Verständnis der Chancen und Risiken von Augmented Reality sei es zudem wichtig, nicht allein vom Endgerät her zu argumentieren. So brauche es insbesondere bei spezialisierten Einsatzfeldern maßgeschneiderte Software, die nicht von der Stange erhältlich sein werde. Hier sei zu erwarten, dass sich parallel zur weiteren Ausweitung im Massenmarkt die Entwicklerszene für Augmented Reality verbreitere: „Diese Programmierungen könnten Smartphone, Datenbrille und Wearables als Steigbügel für weitreichende Innovationen nutzen“, schreiben die Autoren – und sehen das ganz offensichtlich als Chance für Deutschland.
Wo gibt es Augmented Reality schon heute? Natürlich, wie bei vielen technischen Innovationen, ist sie bei den Streitkräften im Einsatz, vor allem in Amerika. Es gibt aber auch schon viel zivile Anwendungen, die in der Studie entsprechend aufgezählt werden: Beispielsweise lassen sich Chirurgen während der Operation über eine Datenbrille die Computer-Tomographie-Bilder ihres Patienten einblenden, um so wesentlich präziser und daher schonender vorzugehen. Darüber hinaus hilft Augmented Reality aber auch bei der Ausbildung von Ärzten und spezialisierten Pflegekräften. So arbeiten Verlage daran, Lehrbuchtexte mit Augmented-Reality-Funktionen anzureichern. Dies hilft beim Visualisieren der menschlichen Anatomie und baut damit auf die intuitive Vermittlung der komplexen Prozesse auf. Moderne Kontaktlinsen warnen den Diabetiker unmittelbar vor einer bedrohlichen Veränderung ihres Insulinspiegels. Absehbar verhelfe Augmented Reality auch dem Mobilitätsbedürfnis zu einem wesentlichen Fortschritt, heißt es weiter.
So geleite die innovative Technologie künftig nicht nur zum Ziel, wie es ein althergebrachtes Navigationsgerät tue, sondern verweise dabei auch in Echtzeit auf situativ personenbezogene wichtige Informationen an der Strecke. Bei diesen Informationen geht es speziell auch darum, reale Gefahrenquellen mit der Hilfe eingeblendeter virtueller Objekte besonders hervorzuheben und auf diesem Weg intuitiv schnell erfassbar darzustellen. So arbeitet der Autohersteller Jaguar Land Rover an seinem “Virtual Windscreen”. Dieser projiziert den jeweiligen Bremsweg direkt auf die Windschutzscheibe und verweist dabei auf günstige Überholmöglichkeiten. Einen vergleichbaren Ansatz verfolgt ein Motorradhelm der Marke Skully, der es dem Motorradfahrer erlaubt, die wesentlichen Vorkommnisse des rückwärtigen Verkehrs im Auge zu behalten, ohne sich durch den häufigen Blick in den Rückspiegel ablenken zu lassen.
Virtuelle Methoden wie die simulationsgestützte Modellierung spielen zudem bei der Produktentwicklung eine zentrale Rolle. Denn im dreidimensionalen Raum werden die Simulationen zwangsläufig plastischer als auf dem zweidimensionalen Bildschirm. Perspektivisch sollten damit auch physische Modelle und Prototypen immer seltener gebraucht werden. Das erleichtert und vergünstigt insbesondere das Design von Produkten, bei denen viele Varianten auf den Markt kommen sollen. Konkret betrifft das insbesondere die Automobilentwickler. So kann sich ein Anlagenbauer mit Geräten wie Microsoft Hololens beispielsweise das Modell einer in China zu bauenden Fabrik hierzulande dreidimensional darstellen lassen. Damit ist es ihm dann auch mit deutlich geringerer Reisetätigkeit möglich, mit dem Bauleiter vor Ort am gemeinsam einsehbaren dreidimensionalen Modell die konkreten nächsten Schritte zu besprechen und plastisch zu verdeutlichen.
Ein solches Vorgehen könnte die Kosten senken, ohne dass die Zusammenarbeit wesentlich leidet. Vor allem aber wird die Technologie somit auch die Entwicklung von Industrie 4.0 begünstigen. Denn in der hochintegrierten, datenorientierten “Smart Factory” der Zukunft ist der schnelle, zuverlässige und medienbruchfreie Informationsaustausch vom Zulieferer bis hin zum Endkunden zentral. Hier eröffnet Augmented Reality eine zusätzliche Schnittstelle, um den Informationsfluss insgesamt weiter zu verbessern.
Insgesamt habe Augmented Reality also über die gesamte Spanne der Wertschöpfungskette hinweg seine Einsatzmöglichkeiten, die große Effizienzpotentiale eröffneten; insbesondere in der Produktion, aber auch in der Wartung, ist die Deutsche Bank überzeugt.
Die Autoren räumen ein, dass die optimistische Wachstumsprognose mit deutlichen Unsicherheiten verbunden ist. Beispielsweise basiert die Schätzung auf der Annahme, dass Augmented Reality sehr schnell den Massenmarkt der Konsumenten erobere. Dies wiederum setze voraus, dass sowohl die Preise für IT-Hardware als auch für moderne Datenübertragung (insbesondere auch im Mobilfunk) bei schnell steigender Leistungsfähigkeit weiter deutlich fallen. Zudem brauche es dringend Antworten auf die damit unmittelbar verbundenen vielfältigen Fragen auf technischer, wirtschaftlicher und politischer Seite; von der Nutzerfreundlichkeit bei der Steuerung und Bilddarstellung über die Batterie- und Rechenleistung bis hin zu Vertraulichkeit, Standardisierung und Infrastrukturausstattung.
Erste Anläufe bei der Beantwortung dieser Fragen hätten in Deutschland beispielsweise die Digitale Agenda, die Strategie “Intelligente Vernetzung” und die „Netzallianz Digitales Deutschland“ schon unternommen. Demnach stünde die Verbesserung des Datenschutzes im internationalen Kontext oder auch die Unterstützung des flächendeckenden Breitbandausbaus mittlerweile ganz oben auf der Tagesordnung. Gleichwohl müssten diesen Verlautbarungen bald auch weitere Taten folgen.
Darüber hinaus bedürfe es eine gesellschaftlichen Kultur der fairen Diskussion über die Chancen und Risiken von Technologien. Insbesondere sei es hier wichtig, Augmented Reality nicht auf ein Endgerät wie “Google Glass” und damit verbundene Kritik zu reduzieren.
[…] "Augmented Reality", die computergestützte Wahrnehmung der Realität, weckt hierzulande Sorgen um den Datenschutz. Dabei geht es um mehr. Die Deutsche Bank […]
Deutschland spielt vorne mit
Ich arbeite selbst bei einem Augmented-Reality-Unternehmen in Deutschland (RE’FLEKT) und habe kürzlich das “Praxishandbuch Augmented Reality” veröffentlicht. Geht es um Innovation und Disruption, dann sehen wir im Vergleich zum Silicon Valley häufig “alt” aus. Beim Thema Augmented Reality sehe ich das anders. Betrachtet man die wichtigen Player für AR (insbesondere beim Thema Industrie), dann kommen die in gleichem Maße aus USA/Kanada wie aus Deutschland. Auch Frankreich und UK spielen mit. Aus Asien ist noch kaum etwas zu sehen.
Im Mai wurde der bisherige Marktführer Metaio aus München von Apple aufgekauft (das haben die Autoren der DB nicht in ihrem Bericht). Schon mehrfach war die US-amerikanische Technologieorganisation IEEE bei uns, um uns zu einer Mitgliedschaft im amerikanischen Netzwerk für AR in der Industrie zu bewegen. Das sind Zeichen, die zeigen, dass wir beim Thema Augmented Reality für die Industrie ganz vorne dabei sind.
[…] FAZ Ad-hoc: Verpasst Deutschland den nächsten Zukunftsmarkt? […]
Historischer Reiseführer mit Augmented Reality Technik
Wir erstellen seit mehreren Jahren einen historischen Reiseführer von Deutschland. Die Geschichten und Fotos der jeweiligen Gegend werden in unserem Archiv (veikkos-archiv) zentralisiert und können vor Ort mit dem Augmented Reality-Browser von Wikitude abgerufen werden.
Dank dieser Technik gibt es jetzt auch in kleinen Dörfern eine moderne App mit den Geschichten und Sehenswürdigkeiten.
Im Tourismus wird sich vermutlich durch dieser Technik auch das Angebot erweitern.
Verpasst Deutschland den nächsten Zukunftsmarkt?
Gegenwa(h)r(hei)t-Markt…Markt der Innovationen…Eitelkeiten?
Zukunftsmarkt…?
Wir hoffen immer auf den nächsten Tag, den nächsten tag, das nächste Thema, wahrscheinlich erhofft sich der nächste Tag, der nächste tag, das neue Thema 21. Jahrhdrt., einiges von uns…
wahre Nehmung, Wahrnehmung des Human-Sein…
statt (Arbeitskraft-)Ware Nehmung der Gegenwa(h)r(hei)t.
Ernst R. Hauschka…leicht abgewandelt.
Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt.
Albert Einstein
…wer mit dem Auge der humanen Vernunft(fähigkeit) den
Vernunftbildungsgrad der Gegenwa(h)r(hei)t sieht,
der verpaßt keine Vernunft-Bildung-Leben-Zeiten.