James Bond ist wieder da. Gerne starten die Filme übrigens rund um Allerheiligen. Das ist uns schon aufgefallen, als wir noch viel zu jung waren, um selbst Auto fahren zu dürfen. Warum man sich an so etwas noch erinnern kann? Früher war der Besuch auf der Allerheiligenkirmes in Soest (die übrigens immer am ersten Mittwoch nach Allerheiligen beginnt) für die ganze Familie Pflicht. Und während man so durch die Stadt ging, kam man stets an einem Kino vorbei. Was dort dann häufig gespielt wurde? James Bond, natürlich. So ist es auch dieses Jahr wieder. In den Bond kann man allerdings auch noch an einem anderen Tag gehen. Denn die Kirmes, die mitten in der sehenswerten Altstadt von Soest stattfindet, ist ein echter Höhepunkt im westfälischen Festkalender.
James Bond und sein von Kritikern hochgelobter „ultraintensiver Blick“ inspirieren in diesen Tagen viele Menschen, zum Beispiel auch Forschungsministerin Johanna Wanka (CDU): „Von James Bond lernen heißt siegen lernen im Kampf um die individuelle Freiheit“, ließ sie soeben per Pressemitteilung wissen Auch wenn der Superheld mittlerweile ein zunehmend verzweifelter statt ein strahlender Held sei, wie ihr aufgefallen ist. Aber der neueste Film greife eine der zentralen Fragen der Digitalisierung in unserer aller Leben auf: Wie viel Transparenz, wie viel Kontrolle wollen wir über unsere Daten?
Das ist wahr. „Wer die Daten hat, hat die Macht“, heißt es auch in einem der Dialoge im neuen James Bond. Er hat die Daten häufig nicht, weshalb für ihn noch, ganz analog, Blut, Schweiß, Tränen und manche Glasscherben nötig sind, um die Welt am Ende des Films doch wieder etwas weniger bedrohlich zu machen.
Gut, dass es in Deutschland dafür keinen James Bond, sondern lediglich das Bildungs- und Forschungsministerium braucht. Denn das arbeitet, so viel wissen wir jetzt, stets daran, dass der Einzelne tatsächlich für sich entscheiden kann, wer wann was von uns weiß. In drei Sicherheitszentren, in Darmstadt, Karlsruhe und Saarbrücken, forschen Wissenschaftler aus diesem Grund an Techniken des sicheren Umgangs mit Daten. In Saarbrücken zum Beispiel nehme man auch das „Recht auf Vergessen“ ernst. Entwickelt werden dort Softwarewerkzeuge, die helfen, möglichst alle Kopien einer zu löschenden Nachricht im Internet aufzuspüren.
Darüber wollen wir uns hier nicht lustig machen, denn das ist ein wichtiges Projekt. Auch ist es legitim, die Aufmerksamkeit des Bond-Films für ein wenig Selbstdarstellung des Ministeriums zu nutzen. Denn für Freiheit und Sicherheit in der digitalen Zukunft interessieren sich viel weniger Menschen, als man glaubt. Diskussionen rund um den Datenschutz vermitteln zwar den Eindruck, das ganze Land rede über die neue digitale Welt, über „Safe Harbor“-Abkommen mit den Vereinigten Staaten oder rege sich über den Datenschutz bei Facebook auf. Doch so ist es nicht.
Das zeigen auch die jüngsten Quartalszahlen von Facebook. Der Laden brummt. Außerdem reicht es, einen Blick auf die wertvollsten Unternehmen der Welt zu werfen. Google? Apple? Microsoft? Facebook? Sie wären ohne unsere Daten nichts. Die Nutzer geben sie aber freiwillig her, weil sie sich davon einen konkreten Nutzen versprechen. Und wenn deutsche Unternehmen nicht bald viel stärker anfangen, ihren Kunden einen ähnlichen Nutzen im Austausch gegen Daten zu versprechen, werden sie in der neuen Wirtschaftswelt das Nachsehen haben. Das kann man bedauern, ändern aber würde sich dadurch nichts.
Um so mehr wäre ein „Recht auf Vergessen“ sinnvoll. Und wie der Hinweis auf die Allerheiligenkirmes in Soest zeigt, sind die Erinnerungen aus dem wahren Leben ohnehin das Allerschönste. Die lassen wir uns nicht nehmen. Übrigens: Die Kirmes im schönen Westfalen kann man noch bis einschließlich Sonntag besuchen. Noch ein Hinweis: So warm wie in diesem Jahr ist es zu dieser Zeit selten. Es könnte auch unter diesem Aspekt ein unvergesslicher Besuch werden.