Nur so ein Gedanke zum Wochenende: Wie wäre es, wenn wir das trübsinnige erste Quartal dieses Jahres stimmungsmäßig einfach abhakten und von vorne anfingen? Denn, mal ehrlich, irgendwie ist man nach der Nacht zu Neujahr doch mit dem völlig falschen Fuß aufgestanden: erst die Silvesternacht in Köln, dann beim Skifahren kein Schnee, Staus an den Grenzen, ein Kurseinbruch an den Börsen, der sich gewaschen hatte – und Schlimmes befürchten ließ.
Düstere Prognosen über die Entwicklung von Gewinnen und Umsätzen in Unternehmen kamen hinzu, ein furchtbares Zugunglück in Bad Aibling, leider auch die Terroranschläge in Brüssel, die Flüchtlingskrise, Landtagswahlen mit Ergebnissen, die, drücken wir es diplomatisch aus, einen größeren Teil der Wähler nicht erfreut haben.
Die schlimmen Dinge, die geschehen sind, lassen sich natürlich nicht ungeschehen machen. Aber wahr ist doch auch, dass manches, was zum Jahresauftakt in den schwärzesten Farben gemalt wurde, so schlecht nun auch wieder nicht gekommen ist. An der Börse zum Beispiel war es nicht die übelste Idee, einfach einmal locker zu bleiben. Auch das Flüchtlingsproblem ist beileibe nicht gelöst, aber der allergrößte Druck ist erst einmal aus dem Kessel. Dazu haben die Deutschen nur wenig und die Balkan-Staaten viel beigetragen, doch das ist ein ganz anderes Thema, um das es hier nicht gehen soll.
Denn trotz allem könnte man stimmungsmäßig ganz einfach einmal den Frühling hereinlassen. Diese ganze Dauerdepression über Griechenland, das Bargeld, die Rente, China, Donald Trump oder einen baldigen Krieg im Südchinesischen Meer ist ja nun wirklich nicht auszuhalten. Und wer jetzt sagt: Ha! Das ist doch genau das, was ihr in den Zeitungen von morgens bis abends schreibt, dem sei ein genauerer Blick ins Blatt empfohlen – zum Beispiel in die Ausgabe vom Donnerstag dieser Woche.
Kurz zusammengefasst steht da nämlich auch, dass das zweitgrößte deutsche Softwareunternehmen derzeit richtig gute Zahlen vorlegt, dass in und für die unausweichliche Digitalisierung aller Wertschöpfungsprozesse in der Wirtschaft in den kommenden Jahren wahre Unsummen investiert werden müssen (was ja nun wirklich eine gute Nachricht ist), dass Vorstand und Aufsichtsrat von Volkswagen einsehen, dass Gier keine Zier ist, und dass die Politik hin und wieder auch einmal die richtigen Weichen stellt. Zum Beispiel wenn es darum geht, vernünftige gesetzliche Regelungen für das so wichtige Zukunftsthema autonomes Fahren zu schaffen. (Vergessen wir einmal die Ideen zur Verschärfung des Mietrechts.)
Es sind eben nicht immer die großen Schlagzeilen, die die Schlagzahl des Alltags bestimmen, sondern das, was sonst noch passiert. So mag es ja sein, dass beim Mannheimer Industriedienstleister Bilfinger schon wieder ein Chef gescheitert ist. Wahr ist aber auch, dass sich im Rheinland, bei Bayer und Henkel, zwei unglaublich erfolgreiche Chefs mit dem herzlichen Dank ihrer Aktionäre verabschiedet haben – und zwei Neue kommen, die jedermann auf den ersten Blick sympathisch sein werden. Dass beide etwas vom Geschäft verstehen, haben sie obendrein in ihrer langjährigen Zugehörigkeit zu den jeweiligen Unternehmen unter Beweis gestellt. Und wer ihnen in diesen Tagen begegnet, hat nicht den Eindruck, dass sie sich auf die Zukunft mit Verdruss vorbereiten.
Also Fenster auf, Sonne rein. Das Jahr ist noch jung, die Tage werden länger. Schöne Dinge kommen: eine spannende Hannover Messe zum Beispiel mit dem Besuch des amerikanischen Präsidenten, der ebenfalls erkannt hat, wie wichtig das Thema Digitalisierung ist – oder eine Fußball-Europameisterschaft, in der unsere Mannschaft bestimmt ebenfalls besser sein wird als bei ihren Auftritten im ersten Quartal. Darauf jetzt einfach mal einen trinken, nach dem Espresso ein gutes deutsches Bier – auch da gibt es mit 500 Jahren Reinheitsgebot gerade etwas zu feiern.