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Unternehmenszahlen, tief analysiert: Warum Erfolg kein Zufall ist

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Wer dauerhaft Erfolg hat, hat dies aus guten Gründen. Unternehmen, die ihren Eignern nachhaltig Freude machen, schaffen das auf der Grundlage immer wiederkehrender Faktoren: Wer Tausende Unternehmen regelmäßig einer intensiven Analyse ihrer Kennzahlen unterzieht, erkennt, dass es sich dabei um Anbieter handelt, die organisch wachsen und oftmals in wenig regulierten Geschäftsfeldern beheimatet sind. Managementwechsel wiederum sind dort seltener als andernorts. Hinzu kommt: Die besten Unternehmen sind sehr diszipliniert im Umgang mit und beim Einsatz von Kapital.

Das sind die regelmäßig wiederkehrenden Resultate einer aufwendigen, jährlichen Analyse unter den größten knapp 1400 börsennotierten Unternehmen Europas, die im FTSE-All-Cap-Europe-Index vertreten sind, und von rund 2500 Unternehmen aus der ganzen Welt, welche sich im MSCI-All-Cap-World-Index wiederfinden. Gut 400 Gesellschaften werden in beiden Indizes geführt

In der Analyse werden die Ergebnisse der vergangenen fünf Jahre
berücksichtigt. Die Ergebnisse liegen dieser Zeitung in Deutschland exklusiv vor. Das Projekt wurde auch in diesem Jahr vom Schweizer Beratungsunternehmen Ceams sowie von Professoren der Universitäten Zürich und Eichstätt-Ingolstadt begleitet. Die Analyse mündet in einen Wettbewerb um den „Corporate Excellence Award 2015“; sie bringt zudem die jeweils besten und schlechtesten 100 Unternehmen einer bestimmten Region in eine Reihenfolge. Die Auswertung dient dem übergeordneten Ziel, die Aufmerksamkeit in der öffentlichen Betrachtung von Unternehmen weg von den kurzfristigen Ergebniszahlen zu lenken, welche die alltägliche Berichterstattung in der Regel dominieren.

Vorgenommen wird stattdessen eine längerfristige, auf die bilanziellen Kennzahlen ausgerichtete Auswertung. Der Börsenkurs bleibt bei der Betrachtung folgerichtig außen vor, und die Ergebnisse stellen ausdrücklich auch keine Anlageempfehlung dar.

Was sich ebenfalls nicht geändert hat: Die Erfolgreichen verfügen gerade in Europa häufig über einen starken, oft familiendominierten Hauptaktionär. Die qualitativ hochwertigsten Unternehmen fallen auch weiterhin durch unterdurchschnittliche Schulden relativ zu ihrem Mittelzufluss (Cash-flow) sowie durch eine hohe Eigenfinanzierung auf.

Zudem finden sich diese Unternehmen geographisch immer häufiger in aufstrebenden Schwellenländern wie China und Indien, eher seltener dagegen in Europa. Auch dies ist ein Trend, der sich in den vergangenen Jahren schon angedeutet hat und sich aktuell fortsetzt. Dafür steht zudem der abermalige Gesamtsieger, der indischen Informationstechnologie-Dienstleister Infosys, der obendrein aus einer Branche kommt, die immer stärker Beachtung findet – gerade auch mit Blick auf die Diskussion rund um die digitale Vernetzung der gesamten industriellen Wertschöpfungskette unter dem Stichwort Industrie 4.0.

Geführt wird Infosys von Vishal Sikka, bis zum vergangenen Jahr Vorstandsmitglied des deutschen IT-Konzerns SAP. Auf dem jüngsten Weltwirtschaftsforum in Davos hatte Sikka auch gegenüber dieser Zeitung den Wandel, den das Unternehmen begleitet, so beschrieben: „Die digitale Revolution ist eine ,humane Revolution‘ – und die größte Herausforderung dabei ist der Umbau unseres 300 Jahre alten Bildungssystems, das den Anforderungen des schnellen digitalen Wandels nicht gewachsen ist. Die Bücher, die unsere Kinder in den Schulen bekommen, sehen doch immer noch genauso aus wie früher“, beklagte Sikka. „Bei Infosys machen wir das so. Wir haben die größte Unternehmens-Universität der Welt aufgebaut und können zur selben Zeit bis zu 15 000 Mitarbeiter weiterbilden“, fügte Sikka an. Auch auf diesem Weg solle Infosys in die Lage versetzt werden, Produkte mit höherer Wertschöpfungstiefe anzubieten.

Das Ergebnis in Deutschland wiederum ist in diesem Jahr – ebenfalls wie schon in den Vorjahren –- für den bayerischen Großküchenhersteller Rational AG besonders gut ausgefallen. Bei der Betrachtung der Welt wird aber deutlich, dass Europa unter den Besten unterrepräsentiert ist. „Dies liegt vor allem daran, dass zukunftsträchtige Branchen in Europa nicht an der Börse sind, also privat gehalten werden wie zum Beispiel Lidl, Aldi, Ikea, Red Bull, oder eben gar nicht vorhanden sind“, sagt Philipp Weckherlin, der die Auswertung auf Seiten von Ceams begleitet.

Das Fehlen entsprechender Unternehmen sei vor allem im Segment der großen Internetkonzerne Amazon, Facebook, Google zu beobachten, sagt Weckherlin. Aber auch bei anderen IT-Unternehmen wie zum Beispiel Mastercard, Visa oder Cisco. Darüber hinaus in den Segmenten Medizintechnik und Biotech sowie bei fokussierten Finanzspezialisten (Rowe Price, SEI Investment) und Outsourcinganbietern (wie eben Infosys, Cognizant oder Tata Consulting).


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